
die POSAUNE
Erster Spatenstich
Fortgesetzt von „Verwalteramt“
„Seit den Tagen Moses und der Israeliten in der Wildnis, wurde Gottes Hauptquartier oftmals an andere Orte verlegt. … Wenn also irgendwelche Verschiebungen von Abteilungen stattfinden, dann ist das nicht das erste Mal, dass Bereiche des Hauptquartiers verlegt wurden …“
— Joseph Tkach Sr.
Bericht des Generalpastors, 19. Dez. 1989
Entschlossen unterstützte mein Vater den Wechsel von Herrn Armstrong zu Herrn Tkach im Jahr 1986. Er sorgte dafür, dass alle Kirchenmitglieder in seiner Oklahoma City Gemeinde eine Karte unterzeichneten, um den neuen Generalpastor zu ermutigen, das Werk fortzusetzen. Außerdem lud er Herrn Tkach ein, wenn er es in seinem Terminplan unterbringen konnte, die Geschwister in Oklahoma zu besuchen.
Nachdem er anfangs 1986 Gemeinden in Phoenix, Big Sandy, Chicago und Anchorage besucht hatte, akzeptierte Herr Tkach die Einladung meines Vaters und machte am 7. Juni 1986 einen Zwischenstopp in Oklahoma City. Laut der Worldwide News, die meinen Vater zitierte, war die Predigt von Herrn Tkach, „die Art von Predigt, die gut ist für die Predigerschaft und den Weg ebenen kann … für die Art von Predigten, die wir dem Volk Gottes verkünden müssen. Sie gab uns allen das Gefühl, dass wir uns für das Werk Gottes mehr begeistern müssen und inspirierte uns, enthusiastischer und engagierter zu werden. Mein Vater koordinierte dieses spezielle Wochenende und veranlasste die Kirchen, Herrn Tkach eine übergroße Grußkarte zu präsentieren, die das Stück „Hail to the Chief“spielte, Fanfarenmusik, die oftmals gespielt wird, um amerikanische Präsidenten zu begrüßen. Die Kirchen überreichten Herrn Tkach auch einen vergoldeten Tafelaufsatz als ein Geschenk zum Dank für seinen Besuch.
Natürlich war mein Vater nicht gegen die Ernennung von Herrn Tkach als Generalpastor. Selbst nachdem mein Vater erstmals störende, aus Pasadena kommende Änderungen feststellen konnte, versuchte er diese Bedenken aus seinen Gedanken zu verbannen. Er glaubte fest daran, dass Jesus Christus das Oberhaupt der Kirche war. Und wenn Führungskräfte am Hauptquartier für irgendwelche ihrer neuen Lehren zurechtgewiesen werden mussten, dann würde Jesus Christus sich darum kümmern.
Während des Jahres 1988, im dritten Jahr unter Herrn Tkachs Führung, begann sich die Ansicht meines Vaters zu ändern.
Die Laozäische Ära
Bevor Herbert W. Armstrong im Januar 1886 starb, war die Mitgliedschaft der WKG mehrfach gewarnt worden über die letzte prophezeite Ära der Kirche Gottes vor dem zweiten Kommen Jesu Christi – in Offenbarung 3 als Laodizea bezeichnet. Diese Ära zeichnet sich aus durch ihre geistige Lauheit – Gott sagt, dass die Menschen „weder warm noch kalt sind“. Sie vertrauen in materielle Dinge und sie „brauchen nichts“.
Dr. Herman Hoeh schrieb in seiner Broschüre aus dem Jahr 1959 A True History of the True Church: „Dieser schreckliche Zustand liegt jetzt vor uns. So wie die Reste der Sardis Ära Seite an Seite mit der Philadelphia Ära existieren, so werden auch wir das Werk fortführen bis zur ‚Endzeit’, wenn eine andere Gruppe erscheinen wird ...“ Wie diese Aussage zu verstehen gibt, so glaubten wir, dass eine andere, von der WKG getrennte Gruppe erscheinen würde – obwohl sie zweifellos zum größten Teil aus ehemaligen WKG-Mitgliedern bestehen würde.
Aber Herr Armstrong hatte die Tatsache, dass die WKG selbst laodizäisch werden könnte, nicht ausgeschlossen, wie die folgende Aussage zeigt: „Aber die schlechten Nachrichten, meine lieben Geschwister, sind, wie es heute scheint, dass wir von der Philadelphia Ära … uns zweifellos in der ernsten Gefahr befinden, auch die laodizäische Ära zu werden. Ich persönlich bin sehr besorgt darüber.“
Es dauerte allerdings noch bis 1988, dass mein Vater das als eine konkrete Möglichkeit zu sehen begann. Indem er Offenbarung 2 und 3 studierte, wurde ihm bewusst, dass die meiste Zeit Kirchenären auf Irrwege geraten. Und sobald er diese historische Realität akzeptierte, schärfte sich sein Urteilsvermögen. Er bemerkte dann, dass auch viele andere Lehren, die aus Pasadena kamen, einfach nicht mit der Bibel übereinstimmten. Bis zum Ende des Jahres 1988 war er sich völlig im Klaren über dieses üble Versteckspiel innerhalb des Hauptquartiers der Weltweiten Kirche Gottes.
Zu Beginn des Jahres 1989 begann mein Vater die Schriften zu durchforschen, um Gottes Perspektive zu all den Änderungen herauszufinden. Warum geschahen sie? Wohin wird das führen? Was sollten wir tun?
Versetzung nach Big Sandy
Das erste Mal, wo ich mich überhaupt erinnere, dass mein Vater seine Unzufriedenheit mit dem Hauptquartier ausdrückte, war irgendwann im Januar 1989. Als Studienanfänger am Ambassador College in Pasadena, machte ich mir Gedanken über einen möglichen Wechsel zum Big Sandy Campus für mein zweites Jahr. Ich wusste, welche Meinung mein Vater zu dieser Idee hatte. Obwohl er meine Entscheidung auf die eine oder andere Art unterstützt hätte, wollte er immer, dass ich am Hauptquartier Campus bleiben würde. Weil die meisten Spitzen-Prediger in der Kirche hier zugeteilt waren, fühlte er, dass ich in Pasadena mehr lernen könnte.
Während eines bestimmten Telefongesprächs bezüglich Big Sandy, war ich jedoch überrascht, dass ich ihn aufmunternd sagen hörte, ich solle mich um diese Versetzung bewerben. „Dr. Meredith leitet Big Sandy“, sagte er mir. „Ich denke, dass er konservativer ist als einige der Prediger in Pasadena.“ Er war vorsichtig, nicht viel mehr zu sagen als das.
Zu der Zeit machte ich mir darüber nicht viele Gedanken.Ich war einfach begeistert, dass er sich für mich und über meinen Versetzungsantrag freute.
Der Bericht des Generalpastors (PGR)
Als Larry Salyer im PGR erklärte, warum sie Geheimnis der Zeitalter einstellten, war mein Vater deswegen furchtbar verärgert. Aber als er zwei Wochen später Herrn Tkachs eigene Worte im Bericht vom 14. Februar las – dass das Buch „belanglose bzw. geringfügige“ Fehler hätte und dass es überholt war—war es wirklich zu viel für ihn. Er musste Luft ablassen.
Er erhielt die Ausgabe des PGR am Freitag und rief mich dann am Abend des 17. Februar 1989 an. Anfänglich gab er sich Mühe, nicht zu verärgert zu erscheinen. Nach einigen neugierigen Bemerkungen brachte ich ihn dazu, mir zu offenbaren, wie er sich wirklich fühlte. Er sagte, „einige der Dinge, die die Prediger heute sagen, hätten zu deren Entlassung geführt, wenn Herr Armstrong noch hier wäre“. Fassungslos hörte ich zu. Konnte es wirklich so schlimm sein? Er fuhr fort und erklärte, dass sie Geheimnis der Zeitalter wegen „belangloser Fehler“ und aufgrund der „Kosten“, eingestellt hatten. Das war das erste Mal, dass ich das überhaupt gehört hatte. Ich war hier am Hauptquartier und keiner der Prediger, niemand von der Fakultät und keiner der Studentenführer – hatte mir jemals gesagt, dass Geheimnis der Zeitalter eingestellt worden war. Mein Vater sagte später, „wir könnten sehr wohl in der laodizäischen Ära sein“. Er ermutigte mich auch, das Buch Maleachi im Alten Testament zu lesen, wobei er bemerkte, dass manches von der Prophezeiung in diesem kleinen Buch gerade jetzt geschehen könnte.
Das alles war für einen ungetauften 19-jährigen ziemlich viel zum Verdauen. Ich versuchte die Äußerungen meines Vaters mit anderen Dingen, deren ich mir bewusst war, zusammenzufügen. Vier Wochen zuvor, während der Bekanntmachungen beim Gottesdienst, erklärte Herr Tkach den Geschwistern, wie verärgert er kürzlich gewesen war, als er entdeckte, dass einer seiner Assistenten sich „hinter seinem Rücken“ über Änderungen in der Kirche beklagt hätte. In Anlehnung an diese Bekanntmachungen gab Herr Feazell eine Predigt mit dem Titel: „Ewige Wahrheiten“. Darin sprach er über einige Änderungen in der Kirche, beruhigte die Geschwister jedoch, dass einige Dinge sich niemals ändern würden – diese so genannten ewigen Wahrheiten. Eine Woche später, am 28. Januar, gab Dr. Herman Hoeh eine Predigt über „Änderungen“. Mehrere von uns Studenten hatten sich gewundert, ob irgendetwas Großes geschehen würde.
Was mich betrifft, geschah etwas Großes an diesem Abend des 17. Februars. Der Mann, dem ich mehr vertraute als jedem anderen Menschen auf der Welt, hatte mir gerade gesagt, dass die Kirche in der ich aufgewachsen war, jetzt in eine gefährliche Richtung gehen würde. Das versetzte mich in Schrecken.
Der Anfang von Maleachis Botschaft
Einige Wochen nach unserem Telefongespräch begann mein Vater an seinem Manuskript zu arbeiten, um von einer biblischen Perspektive zu erklären, warum die WKG so viele Änderungen vornahm. Er glaubte jetzt, dass die Kirche tatsächlich in die laodizäische Ära eingetreten war und dass mehrere biblische Prophezeiungen erklärten, wie und warum es geschah.
Wir führten weiterhin unsere gelegentlichen Telefongespräche über Schule, Familie and die Bereiche von Schriften, die er studiert hatte – normalerweise über die kleinen Propheten. Aber er erwähnte niemals seine Abhandlung. Als ich ihm sagte, dass ich am 4. April für Big Sandy akzeptiert worden war, freute er sich, dass ich gegen Ende des Sommers nach Hause kommen würde und dass ich als Student während des 2. Studienjahrs nur einige Stunden von zu Hause entfernt sein würde. Das ist noch nicht alles. Soweit es ihn betrifft war er froh, dass ich aus Pasadena – dem Sitz des Anti-Armstrong-Liberalismus herauskommen würde.
Er und meine Mutter kamen für die Graduierung meiner Schwester am 16. Mai nach Pasadena. Auch diesmal erwähnte er nichts von dem Manuskript. Keiner außer ihm wusste etwas darüber – nicht einmal meine Mutter.
Inzwischen kursierten Gerüchte am Campus, dass die Kirche die Pasadena-Immobilie zum Verkauf anbieten würde. Am Heldengedenktag, am 29. Mai, gingen einige meiner Freunde zu einem Spiel der Dodgers mit Fred Stevens, dem Leiter des Rechnungswesens der WKG, der dem Schatzmeister der Kirche, Leroy Neff, assistierte. Zufällig fragte ich Herrn Stevens über die Gerüchte vom Verkauf der Hauptquartier-Immobilie. Er sagte: „Wenn so etwas jemals geschehen sollte, wäre Herr Tkach nicht so dumm, das geheim zu halten“. Er schob diese Gerüchte als ein „Lügenbündel“ beiseite.
Die anfängliche Reaktion meines Vaters
Am Freitag, dem 14. Juni, flog ich nach Oklahoma um den Rest des Sommers zu Hause zu verbringen. Mein Vater empfing mich am Flughafen und wir fuhren direkt zu Robbers Cave im südöstlichen Oklahoma, wo die Gemeinde meines Vaters ein Jugendlager für die Oklahoma Gemeinden organisiert hatte. Es war eine dreistündige Fahrt die ich nie vergessen werde.
Vier Monate lang hatte mein Vater an seinem Manuskript gearbeitet und niemand etwas davon gesagt. Gelegentlich arbeitete er daran zu Hause in seinem Büro aber in der Gegenwart meiner Mutter war das ungünstig und nervlich anstrengend. Sein bevorzugter Arbeitsplatz war ein leeres Gebäude in Enid, Oklahoma, wo er eine zweite kleine Gemeinde von etwa 100 Mitgliedern betreute. Die Kirche mietete einen Raum in einem leeren Gebäude für Sabbatversammlungen und Bibelstudien und der Eigentümer war so begeistert von der Gemeinde, dass er meinem Vater einfach einen Schlüssel gab und sagte, dass er den Raum benutzen könnte, wann immer er wollte. Thoreau hatte Alden Pond – mein Vater hatte ein entlegenes zweites Büro in einer kleinen Stadt in Oklahoma. Es mag vielleicht komisch gewirkt haben, wenn er in das leere Gebäude regelmäßig eine Schreibmaschine hinein und dann wieder heraus trug, aber für ihn war es das Beste. Er schrieb den Hauptteil seines Manuskripts an diesem verborgenen Ort, ungefähr eineinhalb Stunden von seinem Haus entfernt.
Als er mich am 14. Juli abholte, hatte er einen groben Entwurf von Maleachis Botschaft in seiner Aktentasche im Kofferraum des Autos versteckt. Während der Fahrt erzählte er mir von mehreren anderen Dingen, die sich in der Kirche abspielten – Dinge, von denen ich wieder einmal nicht die geringste Ahnung hatte. Er sagte mir, dass mehrere Prediger im Außendienst verärgert wären über die Änderungen, die aus Pasadena kamen. Und zusätzlich zu seiner Äußerung einige Monate zuvor, dass die Kirche in der laodizäischen Ära wäre, sagte er, er glaubte, die Kirche steuerte auf eine „definitive Spaltung“ zu. Er sagte später, er möchte, dass ich etwas lesen sollte, was er geschrieben hatte und all das erklären würde. Dieses Gespräch hatte sich vier Monate lang in seinem Inneren angestaut. Ich konnte erkennen, dass er erleichtert war, als er es loswurde. Der Gedanke, sein Manuskript zu lesen, machte mich nervös.
Was wäre, wenn sich mein Vater nach allem doch irrte? Was wäre, wenn Gott hinter allen diesen Änderungen in der Kirche war? Ob ich das Manuskript nun las oder nicht, ich wusste, basierend auf dem, was er mir bereits erzählt hatte, das ich persönlich mehr studieren musste. Ich musste mir selbst beweisen, wer recht hatte und wer nicht. Ich wollte nicht nur meines Vaters Wort glauben.
Das Lesen schob ich auf bis Sonntagmorgen, das war zwei Tage später. Wir hatten geplant, an jenem Nachmittag nach Hause zurückzukehren. Während ich las, konnte ich fühlen, dass mein Vater unruhig irgendeine Reaktion erwartete. Er war sehr unruhig – er ging ständig raus aus dem Raum und gleich wieder hinein und versuchte sich zu beschäftigen, während ich las.
Ich hatte etwa die Hälfte gelesen, bevor wir unsere Sachen zusammenpacken mussten, um aufzubrechen. „Also, was denkst du?“ fragte er als ich aufhörte zu lesen. „Na ja, das wird sicher deine Entlassung sein“, antwortete ich. Der Inhalt klang wirklich glaubhaft – es war in der Tat inspirierend – aber ich konnte mich noch nicht für eine Akzeptanz des Materials entscheiden, ohne mich zuerst in die fundamentalen Lehren von Herrn Armstrong zu vertiefen. Wie konnte ich sagen, dass die Kirche von der Wahrheit abgefallen war, wenn ich von vornherein die Wahrheit noch nicht vollauf bewiesen hatte. Ich war 19 Jahre alt – an der Taufe interessiert – und hatte noch so viel zu lernen.
Er pflichtete mir bei, dass der Inhalt zweifellos seine Entlassung nach sich ziehen würde. Aber da er glaubte, dass alles von Gott kam, beabsichtigte er tatsächlich, diese Nachricht an Kirchenführer in Pasadena zu überbringen – vielleicht im Januar 1991– am Ende des dritten 19-Jahrezyklus des Werkes. Da haben wir noch eineinhalb Jahre Zeit, dachte ich. In der Zwischenzeit musste ich mich als Student im zweiten Studienjahr in Big Sandy meinem Studium widmen.
Während der Heimfahrt sprachen wir die meiste Zeit über sein Manuskript – selbst mit meinem beschränkten Verstehen. Über eines war ich mir ziemlich sicher: dass wir uns jetzt in der laodizäischen Ära befanden. Aber war es die Aufgabe meines Vaters, das Hauptquartier und die Kirche darauf aufmerksam zu machen? Das ist die Frage, mit der ich während der nächsten paar Monate am meisten zu kämpfen hatte. Warum nicht irgendein anderer Prediger? Sollte das nicht ein ranghöherer Prediger vom Hauptquartier tun? Warum konnte mein Vater nicht seine eigene Herde in Oklahoma betreuen und jemand anderen den Kampf führen lassen?
Diese Kirche ist Laodizäisch
Am 14. August war Herr Tkach für meine Orientierung in Big Sandy. Er gab eine seltsame Einführungsansprache – wenn man bedenkt, dass es der Start für ein weiteres, aufregendes Schuljahr war. Er schien paranoid und abwehrend. Er war verärgert, dass einige Leute ihn kritisierten. Dann fuhr er fort, um Herrn Armstrong zu kritisieren, wobei er sagte, dass wir uns in der Vergangenheit zuviel auf Prophetie konzentriert hätten.
Später in derselben Woche traf ich einen Studenten im zweiten Jahr, dessen Vater zufällig auch Prediger in der WKG war. Von dem, was ich entnehmen konnte, schien es, dass auch sein Vater über die Änderungen verärgert war. Ich erinnere mich, dass ich mich aufgrund dessen gut fühlte – als ob ich damit nicht ganz alleine wäre.
In der nächsten Woche, am 22. August, erhielt ich einen Halbtagsjob in der College Bibliothek. Im Wesentlichen war ich verantwortlich für das Organisieren und Aufbewahren von Predigt-, Bibelstudium- und Diskussionskassetten. Viele der älteren Kassetten von Herrn Armstrong und anderen bekannten Predigern, waren für die Studenten überhaupt nicht verfügbar. Aber als Bandarchivar hatte ich Zugang zu den Archiven. Diese wunderbare Sammlung erwies sich als unbezahlbar, so wie das Semester weiterging. Während die Änderungen sich ihren Weg in die Kirche bahnten, machte ich oft direkte Vergleiche zwischen dem, was sie predigten und dem, was die Kirche zu Herrn Armstrongs Lebzeiten lehrte.
Am Sonntagabend, am 1. Oktober, rief ich meinen Vater an, um über das College und die Kirche zu plaudern. Während unseres Gesprächs sagte er mir, dass sein Gehilfe, John Amos, gehört hatte, dass das Hauptquartier beabsichtigte, Dr. Meredith von seiner Position als Leiter der Schule in Big Sandy abzusetzen. Weiters sagte mein Vater, dass er sich überlegte, ob ich nach meinem zweiten Studienjahr am AC weitermachen sollte. Diese Bemerkung erschütterte mich mehr als das Gerücht bezüglich Dr. Meredith.
Vier Tage später gab Herr Tkach über eine Telefonkonferenzschaltung bekannt, dass Dr. Meredith nach Pasadena „versetzt“ werde, um „Artikel zu schreiben“. Er wurde von Dick Thompson abgelöst. Gary Antion sollte von Pasadena übersiedeln, um Herrn Thompson als Studiendekan zu ersetzen.
Die ganze Bekanntmachung war peinlich. Aber unwillkürlich fühlte ich mich auch enthusiastisch. Das Gerücht, das Herr Amos gehört hatte, war tatsächlich wahr! Das gab mir zu verstehen, dass es Empörung unter den Predigern rund um die Welt gab – es war nicht nur mein Vater! Wenn es tatsächlich eine Spaltung in der Kirche gab, dann würde die Mehrheit hoffentlich für die Wahrheit eintreten, oder vielleicht würde es zumindest eine Aufspaltung von 50 zu 50 sein.
An diesem Abend aß ich zusammen mit einem Studenten namens Rick. Nachdem alle an unserem Tisch gegangen waren, erzählte er mir halb im Spaß, dass die Kirche in eine „laue Gesinnung“ geschlittert wäre. Sobald er sah, dass ich nicht widersprach, wurde er schnell ernst. „Diese Kirche ist laodizäisch“, sagte er. „Es ist mir egal was alle sagen. Es geschieht jetzt genau dasselbe, was in den 1970er Jahren geschah, nur dieses Mal bin ich alt genug, um es zu sehen“ – das kam von jemand, den ich gerade getroffen hatte! Sofort dachte ich mir im Stillen, „hier ist nun jemand, mit dem ich mehr Zeit verbringen sollte.“ Als sein Freund Chris sich mitten in unserem Gespräch hinzugesellte, wechselte ich höflich das Thema. Rick warf ein, „keine Sorge, er denkt genauso wie ich.“
Das war zu schön, um wahr zu sein! Gewiss, die überwältigende Mehrheit der Studenten dachte, dass die Versetzung von Dr. Meredith nichts anderes als „normaler Alltag“ war. Für mich jedoch schien es wie ein göttliches Wunder, dass ich auf zwei Studenten stieß, die wegen der Nachrichten furchtbar verärgert waren und fühlten, dass die Kirche laodizäisch sei. Ich hatte diese zwei Burschen dringend gebraucht. Wir drei begannen nun, alte Tonbänder gemeinsam anzuhören. In der Bibliothek gruben wir alte Literatur aus, um ein gutes Verständnis über das zu bekommen, was Herr Armstrong über alle fundamentalen Doktrinen der Kirche gelehrt hatte. Für den Rest des Semesters waren wir drei praktisch unzertrennbar.
Unser letztes Laubhüttenfest
Meine Familie kam Mitte Oktober nach Big Sandy zum Laufhüttenfest. Meine Schwester las während dieses Festes das Manuskript meines Vaters, was uns eine Menge zum Bereden gab. Während sie an dem Schriftstück nichts widerlegen konnte, sagte sie mir, ihre einzige Sorge sei, warum musste es Vater sein? Sie und ich rangen damit, dieselbe Hürde zu überwinden.
Bevor das Fest anfing, gab ich meinem Vater eine Kopie eines Videos, das Rick zwei Wochen vorher aufgetrieben hatte. Es war Herrn Armstrongs aufgenommene Predigt vom Laubhüttenfest 1985. Das war die Predigt mit dem einleitenden, 20-minütigen Beitrag über die Einzigartigkeit und Wichtigkeit von Geheimnis der Zeitalter, mit Filmmaterial von Herrn Armstrongs Ansprache and die Studenten im 2. Studienjahr. Von diesem Video erwähnte mein Vater einige Punkte in seine Festpredigt, die er am 17. Oktober 1989, am vierten Tag des Festes gab. Es war die letzte Festbotschaft, die mein Vater in der Weltweiten Kirche Gottes geben sollte.
Etwas später während dieses Festes, als Herr Tkach bekannt gab, dass die Kirche 100 000 Dollar für die Erdbebenopfer in San Franzisko spenden würde, erinnere ich mich noch ganz genau, wie mein Vater sagte: „Sie können es sich leisten, eine riesige Geldspende für das Erdbeben zu geben, aber Geheimnis der Zeitalter zu drucken, können sie sich nicht leisten.“ Er war empört.
Überführt werden
Kurz nachdem ich im Laufe des Sommers das Manuskript gelesen hatte, begann mein Vater die beunruhigende Richtung der Kirche mit seinem Hilfsgeistlichen, John Amos, zu erörtern. Herr Amos war ebenfalls verärgert über die Richtung der Kirche und bis er das Manuskript gelesen hatte, wusste er nicht, wie Gott das Problem lösen würde. Er war so aufgewühlt über das, was mein Vater studierte und schrieb, dass es meinen Vater umso mehr inspirierte, mit dem Projekt weiterzumachen, überzeugt davon, dass Gott ihn am Ende unterstützen würde.
Da waren auch mehrere Mitglieder im Gemeindegebiet meines Vaters, die über die Änderungen verärgert waren. Aber er hielt sich sehr bedeckt unter ihnen – erzählte ihnen nichts von seinem Manuskript, nur, dass „Gott die Dinge ausarbeiten würde.“ Jedoch drei von ihnen bestanden darauf, von meinen Vater eine Erklärung zu bekommen, was mit der Kirche los wäre. Don Aviletz und Stuart Powel (beide Gemeindeälteste) und ein Diakon namens Dan Elliott. Mein Vater erklärte sich schließlich bereit, sich mit ihnen und auch mit Herrn Amos, am Sonntag, dem 5. November, zu treffen. (Herr Powel and Herr Elliot brachten auch ihre Frauen mit). Während des Treffens, das mehrere Stunden dauerte, erklärte er ihnen, warum er glaubte, dass diese Änderungen stattfanden. Später verteilte er Kopien des Manuskripts, mit der Empfehlung, diese Manuskripte zuerst zu studieren, bevor sie sich ein paar Wochen später wieder mit ihm treffen würden.
Mit Herrn Amos auf dem Heimweg, äußerte mein Vater seine Besorgnis, ob er das Richtige getan hätte. Die meisten Rückmeldungen bei diesem Treffen waren ermutigend – sogar begeisternd. Aber es war klar, dass diese fünf von der Erklärung meines Vaters erschüttert waren.
Das Nachfolgetreffen war für Anfang Dezember festgelegt. Dieses Mal, als mein Vater und Herr Amos bei dem alten Gebäude in Enid eintrafen, (dasselbe, wo ein Großteil von Maleachis Botschaft geschrieben worden war), waren die beiden Frauen nicht da – nur die drei Männer. (Umgekehrt wiederum, Frau Amos, die jetzt mit der Unterstützung ihres Mannes für meinen Vater völlig einverstanden war, entschloss sich, teilzunehmen.) Don Avilez hatte die Führung unter den drei Männern übernommen und sagte, dass mein Vater mit seiner Kritik an Herrn Tkach Sr. und am Hauptquartier, weit aus der Reihe getanzt sei. Obwohl nicht völlig schockiert, waren sowohl mein Vater als auch Herr Amos zutiefst enttäuscht. Mein Vater bat die drei Männer, ihre Manuskripte zurückzugeben, was sie auch taten, und versicherte ihnen, dass er schlussendlich eine vollständige Kopie an Herr Tkach übergeben würde. Er ersuchte sie, diese Gespräche so lange geheim zu halten.
Später in dieser Woche telefonierte Don Avilez mit Arnold Clausen in Cape Giradeau, Missouri. (Herr Clausen war der Pastor in Oklahoma City gewesen, bevor mein Vater ihn 1985 ablöste.) Herr Clausen telefonierte dann am 6. Dezember mit Joseph Tkach Jr. in der Kirchenverwaltung.
Jetzt war die Katze aus dem Sack.
Verlegung des Hauptquartiers
Ironischerweise sprach ich mit Joe Jr. Vater in Big Sandy am selben Tag, an dem Joe Jr. meinen Vater in Pasadena traf (Der große Unterschied war jedoch, dass ich seinen Vater nicht feuerte.)
Am 7. Dezember 1989 war Herr Tkach Sr. für eine Grundsteinlegungsfeier am Campus. Der Tag war kalt, bewölkt und feucht – was, so wie ich jetzt darauf zurückblicke, passend schien – wenn man bedenkt, was am Ende aus ihren großen Ideen für Big Sandy herauskam.
Die Kirche und das College hatten so viele Änderungen durchgemacht – die Neueröffnung von Big Sandy, das Ansuchen um Akkreditierung, die Schließung von Pasadena, usw. Immer mehr konzentrierte sich der Fokus der Kirche auf den Big Sandy Campus. Herr Tkach schrieb in seinem PGR vom 10. Dez. 1989: „Sorgfältig geprüft wird auch die Möglichkeit, eines oder sogar mehrere der Hauptbereiche des Werkes nach Big Sandy zu verlegen, wo die Baukosten deutlich niedriger sind als in Pasadena und die Wohnungskosten für unsere Angestellten beachtlich erschwinglicher sein würden.“
Sie haben wirklich ernsthaft darüber nachgedacht, das Hauptquartier von Pasadena nach Big Sandy zu verlegen. Er fuhr fort: „Wenn Gott mir die Erkenntnis gibt, dass einige Bereiche des Werkes nach Texas verlagert werden sollen, dann würde jeder daraus resultierende Verkauf von hier nicht genutzten Anlagen, dort eine Hilfe bei den Baukosten bedeuten.“ Wie es sich herausstellte, war wirklich etwas an diesen Gerüchten, die wir Anfang des Jahres in Pasadena gehört haben. Herr Tkach bestätigte die Gerüchtemühle auch in seinem Artikel: „Es ist mir jetzt bewusst, dass solche Umstellungen sich für manche zunächst drastisch anhören mögen (obwohl ich gehört habe, dass monatelang Gerüchte im Umlauf gewesen sind).“ Laut dem Bericht hatte Herr Tkach im Frühjahr 1988 eine „sorgfältige und gründliche Durchführbarkeitsstudie“ über die Möglichkeit einer solchen Rückkehr beauftragt. Kein Wunder, dass Gerüchte im Umlauf waren.
Später sagte Herr Tkach: „Big Sandy hat jahrzehntelang als ein zweites Hauptquartier gedient“, was aber nicht stimmte. Es hätte ein zweiter Ambassador College Campus sein können, aber nicht ein zweites Hauptquartier. Es wurde offensichtlich, in welche Richtung Herr Tkach steuerte. „Ich glaube Gott leitet mich zur Erkenntnis, dass eine Konsolidierung von möglichst vielen unserer Ressourcen, Mitarbeiter und Operationen an unserer preiswerteren Institution sinnvoll wäre in Vorbereitung für die holprigen wirtschaftlichen Zeiten, die vor uns liegen“, sagte er. Die Kirche befand sich schließlich inmitten einer finanziellen Krise im Jahr 1989.
Er fuhr mit seiner Erklärung fort, dass Herr Armstrong selbst in den 1940er Jahren das Hauptquartier von Oregon nach Kalifornien zurück verlegte.“ Gottes Hauptquartier ist viele Male verlegt worden seit den Tagen von Moses und der Israeliten in der Wüste. Infolgedessen, „wenn irgendwelche Abteilungsverlegungen stattfinden, dann ist das nicht das erste Mal, dass die Hauptquartier-Operationen verlegt worden sind.“
In der Tat, die Pläne für den Umzug waren bereits voll im Gange, als Herr Tkach im Dezember 1989 die Kirche über die „mögliche Option“ informierte. Die WKG war damit beschäftigt, in Vorbereitung für den gewaltigen Umzug, Grundstücke rings um den 640 Hektar großen Campus aufzukaufen. Zahlreiche Gebäude wurden von Architekten entworfen. Im Jahr 1990 errichtete die Kirche eilig neun neue Gebäude in Big Sandy, einschließlich fünf Studentenwohnheime und einen Hörsaal mit 360 Sitzplätzen.
Aber das Herzstück dieses Bauprogramms war das Verwaltungsgebäude – ein dreistöckiges Bürogebäude am Ende des Haupteingangs des Campus. Dieses Gebäude sollte das neue Hauptquartier der Kirche werden, sobald der Umzug vollendet war.
Was ich an dieser Geschichte am beachtenswertesten finde, ist, dass am selben Tag, wo Herr Tkach den Spatenstich für ein neues Hauptquartier in Big Sandy tat, das Hauptquartier der Kirche tatsächlich umzog – aber nicht nach Big Sandy. Am 7. Dezember 1989 erfolgte der wirkliche Spatenstich in Pasadena, Kalifornien, – im Büro von Tkach Jr. An diesem Tag wurden mein Vater und Herr Amos von Tkach Jr. gefeuert.
Das ist der Tag, an dem das Hauptquartier von Pasadena, Kalifornien, nach Edmond, Oklahoma, übersiedelte.
Fortgesetzt in „Der erste Schluck eines bitteren Kelchs“