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Der erste Schluck eines bitteren Kelchs

DIE POSAUNE

Der erste Schluck eines bitteren Kelchs

Die Trümmer aufrichten: Der Kampf um die Wiederbelebung des Erbes von Herbert W. Armstrong (Kapitel vierzehn)

Fortgesetzt von „Erster Spatenstich

„Ich glaube, dass die Kirche mich ungerechtfertigt ausgeschlossen hat. Herr Tkach hat nicht einmal mit mir gesprochen, auch wenn dies die schwerwiegendste aller Entscheidungen war, die mein Schicksal in dieser Kirche betrafen.“

— Gerald Flurry

Brief an Ralph Helge, 21. Dez. 1989

Obwohl ich es zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung an jenem regnerischen Nachmittag nicht wusste, waren mein Vater und Herr Amos auf dem Weg nach Pasadena. Herr Tkach Jr. hatte an jenem Morgen, am 7. Dezember, in unserem Haus angerufen und meinen Vater aufgefordert, dass er und Herr Amos noch am selben Tag mit einem Flugzeug nach Kalifornien kommen sollten, wenn sie überhaupt noch Hoffnung hatten, ihre Jobs zu behalten. 

Nach ihrer Ankunft in Los Angeles am späten Nachmittag des 7. Dez., nahmen sie ein Zimmer im Holiday Inn in Pasadena. Während dieser Nacht ging ihr Gespräch mit Joseph Tkach Jr. und Michael Feazell vier Stunden lang hin und her. Während dieser Besprechung konnte mein Vater erkennen, dass die Situation innerhalb der Weltweiten Kirche Gottes viel schlimmer war als er angenommen hatte. 

Mein Vater beklagte sich, dass das Buch Geheimnis der Zeitalter eingestellt und das Fernsehprogram schwächer wurde. „Lassen Sie mich klarstellen, ob ich das richtig verstehe, was Sie sagen“, sagte Herr Tkach, meines Vaters Anmerkungen analysierend. „Sie sagen, dass Sie die Kirche besser leiten können als mein Vater.“ Sie versuchten es als eine persönliche Sache darzustellen, weil ein Erörtern der wirklichen Probleme nur ihre wahren Absichten enthüllt hätte. Doch mein Vater blieb auf seinem Standpunkt und fragte beharrlich, warum Geheimnis der Zeitalter eliminiert worden war, was zu Joe Jr. überraschenden Zwischenruf, „mit Fehlern durchsetzt“, führte.

Es reicht wohl, wenn ich sage, dass es in jener Nacht auf beiden Seiten keinen Kompromiss gab. Kurz bevor Mitternacht feuerte und exkommunizierte Joseph Tkach Jr. – ein Mann, der in der Kirche seit drei Jahren tätig war – meinen Vater und Herrn Amos. Bei seiner Zeugenaussage räumte Tkach Jr. ein, dass es durchaus seine Entscheidung war, diese zwei langjährigen Prediger fristlos zu entlassen. Sein Vater, der Generalpastor der Kirche, wusste nichts von diesen Entlassungen, bis sie bereits vollstreckt waren.

Nach dem Verlassen des Büros von Tkach Jr. in jener Nacht, warnte mein Vater prophetisch: „Dies ist der erste Schluck eines bitteren Kelchs, den Sie trinken werden müssen.“ Wahrhaftig ein Abschiedsgeschenk von einem Mann, der gerade entlassen worden war! Mein Vater versicherte Herrn Tkach auch, dass er einer der ersten sein würde, die das Manuskript erhalten, sobald es vollendet und gedruckt war. 

Wie kein anderer Mensch

Im Entlassungsschreiben, das am nächsten Tag hinterlegt wurde, schrieb Tkach Jr., dass er meinen Vater wegen „häretischer, doktrinärer Meinungsverschiedenheiten“ entlassen hätte. (Denselben Grund gab er auch für den Ausschluss meiner Mutter an). In seiner Zeugenaussage im Jahr 1998, sagte er, indem er diesen Entlassungsgrund zu erklären versuchte, dass mein Vater sich mit Kirchenmitgliedern getroffen und diese gebeten hätte, ihm Spenden zu geben ...“ Das stimmte überhaupt nicht.

Später schrieb er meinem Vater diese absurde Behauptung zu: „Er behauptete, dass er auf eine einzigartige Weise von Gott gebraucht wurde, anders als irgendein anderer Mensch, der jemals gelebt hatte ...“ So merkwürdig wie diese Behauptung auch ist, Tkach wiederholte sie noch zwei Mal bei seiner Zeugenaussage. Später, als er befragt wurde, ob Herr Flurry wegen seines Interesses in Häresie entlassen worden wäre, antwortete Tkach: „Naja, wenn Ihnen jemand sagt, dass er von Gott auf eine Weise gebraucht werde, wie kein anderer Mensch, der je gelebt hat, gebraucht wird, würde ich das ein bisschen als häretisch beeinflusst betrachten.“ Und später: „Behauptungen, dass Sie in einzigartiger Weise von Gott in einer Rolle gebraucht werden, die historisch unterschiedlich ist von allen anderen Menschen in der ganzen Geschichte, betrachtete ich als ziemlich häretisch.“

Das war Joe Jr., der Psychologe, in bester Form. Natürlich hatte mein Vater während ihres Treffens so etwas nie gesagt. Aber das war Herrn Tkachs Interpretation von dem, was mein Vater gesagt hatte. Immerhin, Gerald Flurry kritisierte den Generalpastor der Weltweiten Kirche Gottes. Er verfasste ein Schriftstück in dem er darlegte, warum, aus einer biblischen Perspektive, die Änderungen durchgeführt wurden. Er glaubte, dass Gott sein Schriftstück inspiriert hatte. Deshalb musste er denken, dass er der wichtigste Mann sei, der jemals auf Erden gelebt hatte! Wie lächerlich.

Die Ironie ist, dass Herr Tkach Jr. sehr stolz darauf war, die Transformation der WKG aus dem „Armstrongismus“ als etwas „beispielloses“ in der Geschichte der Religion hinauszuposaunen. Es hat in der Geschichte der Religion niemals ein Beispiel gegeben, wo eine unorthodoxe, religiöse Sekte sich von einem „Kult“ in eine populäre, christliche Konfession transformiert hatte. Wo würde die Weltweite Kirche Gottes – in Wirklichkeit, das Christentum – ohne den heroischen, einzigartigen Mut des Tkachismus heute sein? 

Die Gemeinde von Oklahoma City

Am selben Tag, an dem mein Vater und Herr Amos zu ihrem Treffen mit Joe Jr. nach Pasadena reisten, war Arnold Clausen, der ehemalige Prediger in Oklahoma City, auf dem Weg von Cape Girardeau, Missouri, nach Oklahoma City, um der Gemeinde meines Vaters seine Entlassung zu verkünden. (Eigentlich reiste er nach Oklahoma City bevor mein Vater überhaupt im Büro von Joe Jr. ankam.) 

Am Freitagabend, am 8. Dezember, arrangierte Herr Clausen ein Treffen mit allen Ältesten und deren Frauen, sowie mit einem Diakon von meines Vaters Arbeitsbereich.

Am Samstag las Herr Clausen die Bekanntmachung über die Exkommunikation in den Gemeinden von Oklahoma City und Enid. Laut Herrn Clausen waren die Geschwister über die Nachrichten „vollkommen schockiert“. „Die Meisten hatten keine Ahnung, dass irgendetwas von dieser Art im Gange war“, schrieb er an Herrn Tkach Jr. Das stimmt mit dem überein, was Dean Blackwell, der in der darauffolgenden Woche von Pasadena nach Oklahoma City gesandt wurde, auch zugab – dass sich meines Vaters Gemeinden in einem stabilen Zustand befanden.

Herr Clausen hat zwei Problembereiche festgestellt, dass sich einige Mitglieder mehr mit meinem Vater und Herrn Amos unterhielten. „1) Nachfragen über die Einstellung und/oder die Aktualisierung von Herrn Armstrongs Literatur, und 2) die Kraftlosigkeit der Fernsehsendung the World Tomorrow.“ Später schrieb er, dass mein Vater und Herr Amos „offensichtlich“ verschiedene Mitglieder aufforderten, besonders jene, die über dieses und jenes Rat suchten, zurückzugehen und Geheimnis der Zeitalter, Das unglaubliche Potential des Menschen, das Buch der Offenbarung jetzt klar verständlich, und die Autobiographie zu lesen, und dann zu ihnen zurückzukommen mit ihren Kommentaren.

Stellen Sie sich das vor – Mitglieder aufzufordern, Herr Armstrongs wichtigstes und effektivstes Buch zu lesen. Wie aufschlussreich Clausens Bericht ist. In vielfacher Hinsicht war die Kirche bereits transformiert worden.

Ralph Helges erster Schluck

Am Tag der Entlassung schrieb Ralph Helge an meinem Vater und forderte ihn auf, alle Adressenlisten der Kirchenmitglieder, die er vermutlich im Lauf der Jahre als Prediger erfasst hat, zurückzugeben.“ Sollten Sie den in diesem Brief enthaltenen Aufforderungen nicht innerhalb von fünf (5) Tagen Folge leisten, haben wir keine andere Wahl, als gegen Sie und alle anderen beteiligten Personen, die beim Wegschaffen oder bei der missbräuchlichen Verwendung dieser vertraulichen Materialien beteiligt sind, gegebenenfalls Klage zu erheben, und eine einstweilige Verfügung gegen Ihren fortwährenden Besitz und Gebrauch dieser Materialien, wie auch jede andere passende Entlastung, einschließlich der Zuerkennung von Schadenersatz, zu beantragen.“ 

Mit dieser Art von Sprache von Herrn Helge wurden wir einige Jahre später ziemlich vertraut in unserem Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit Geheimnis der Zeitalter.

Am 11. Dez. 1989 machte Herr Tkach Jr. Helges Drohung wahr, indem er meinem Vater einen Vorschlag über ein „Rechtshilfeabkommen und eine Freigabeerklärung“ zusandte. Er schrieb: „Wie Sie verstehen, Herr Flurry, wurde Ihr Arbeitsverhältnis als Prediger der Kirche Ende letzter Woche gekündigt, Sie wurden aus der Kirche ausgeschlossen und Ihre Prediger-Legitimation wurde Ihnen aberkannt aufgrund dessen, was die Kirche als ein Festhalten an Ihrer häretischen Überzeugung betrachtet und weil Sie dieselbe unter den Kirchenmitgliedern verbreiten und sich weigern zu bereuen ...

Wie Sie wissen, war Ihr Arbeitsverhältnis zeitlich nicht befristet und entweder durch Sie oder den Arbeitgeber, mit oder ohne Grund, jederzeit kündbar. Zufolge der Praxis des Arbeitgebers haben Sie infolge Ihrer Kündigung keinerlei Anspruch auf irgendeine Abfindung oder andere Leistungen für die Zeit nach dem Arbeitsverhältnis.

Doch der christlichen Liebe wegen ist der Arbeitgeber bestrebt, Ihnen jetzt, nachdem Ihr Dienstverhältnis mit dem Arbeitgeber beendet ist, zu helfen.“

Doch ehe er das Angebot „der christlichen Liebe“ von 6160 Dollar erhalten konnte, musste mein Vater sich unter fünf Bedingungen verabschieden. Die WKG wollte zum Beispiel eine schriftliche Befreiung von jeder erdenklichen Haftung, wie z.B. einer unrechtmäßigen Kündigung. Sie erwarteten auch von ihm, dass er das ganze Büromaterial und die Visitenkarten der Kirche, Prediger-Anleitungen, sein Ordinationszertifikat, alle Geräte und Möbel der Kirche und alle geschriebenen oder computergenerierten Aufzeichnungen, die die Kirchenmitgliedschaft betrafen, zurückgab.

Am 21. Dezember 1989 informierte mein Vater Herrn Helge, dass er sich entschlossen habe, die 6160 Dollar „Unterstützung“ abzulehnen. Dennoch war er bereit, alles, außer seinem Computer und seinem Ordinationszertifikat zurückzugeben. „Der Computer“, schrieb er, „wird mir dabei helfen, bald wieder Arbeit zu finden.“ Bezüglich des Zertifikats sagte er, dass die Kirche kein Recht hätte, dieses zurückzunehmen. „Ich glaube, dass die Kirche mich zu Unrecht entlassen hat“, schrieb er. „Herr Tkach (Sr.) hat nicht einmal mit mir gesprochen, selbst wenn dies die schwerwiegendste von allen Entscheidungen war, die mein Schicksal in dieser Kirche betrafen.

Herr Helge antwortete eine Woche später und sagte, dass er die Angelegenheit mit Herrn Tkach Jr. besprechen würde. Am 23. Januar 1990 sandte Tkach Jr. meinem Vater eine andere Einverständniserklärung, nur dieses Mal boten sie meinem Vater „der christlichen Liebe wegen“, einen Computer als Gegenleistung für seine Unterschrift an! Es war praktisch das gleiche Formular, mit weitgehend derselben Sprache, nur anstatt 6160 Dollar in Liebe anzubieten, boten sie ihm einen passenden IBM-Computer an. Mein Vater entschied, den Computer und das Ordinationszertifikat zu behalten und die Befreiung nicht zu unterzeichnen. Die WKG verfolgte die Angelegenheit nicht mehr weiter.

Es ist interessant, wenn man zurückblickt, dass sich Herr Tkach Sr. während dieser Angelegenheit nicht ein einziges Mal mit meinem Vater in Verbindung setzte. Zum größten Teil wurde der Sachverhalt von Tkach Jr. und Herrn Helge bearbeitet. Und sieben Jahre später, als die WKG gegen uns wegen des Druckens von Geheimnis der Zeitalter einen Prozess anstrengte, fehlte Tkach Sr. abermals, da er 1995 an Krebs gestorben war. Die zwei Hauptspieler in dem Fall, der im Jahre 1997 gegen uns vorgebracht wurde, waren ohne Frage Joseph Tkach Jr. und Ralph Helge.

Keiner von ihnen würde es damals im Jahre 1989 zugegeben haben, dass die Situation, mit der sie zu tun hatten, der erste Schluck eines bitteren Kelchs war, den sie trinken müssten. 

Kleiner Anfang

Meine Schwester gab am selben Tag, an dem mein Vater entlassen wurde, ihren Job in der Kirchenverwaltung in Pasadena auf. Sie flog am nächsten Tag mit dem Flugticket meines Vaters nach Hause. Mein Vater wiederum fuhr mit dem gelben Lieferwagen meiner Schwester (der jetzt das Familienauto geworden war) nach Hause. Er brauchte diese dreitägige Fahrt quer durch das halbe Land, um in seinen Gedanken Dinge zu klären. So viel war so schnell geschehen. Es gab Zeiten, wo er das Auto neben der Straße parkte, damit er aussteigen und ein wenig laufen konnte. Einerseits war er noch nie mutloser gewesen. Die Tkaches richteten die Kirche, der er sein Leben gewidmet hatte, zugrunde. Andererseits glaubte er auch, dass Gott die Antwort offenbart hatte, warum diese Dinge geschahen. Sie war in einem Manuskript zu finden, das nur eine handvoll von Menschen gesehen hatte.

Ich war zu Hause, als mein Vater am Sonntag, dem 10. Dezember, ankam. (Ich kam vom College in Big Sandy zum Wochenende nach Hause, nachdem ich gehört hatte, dass er entlassen worden war). Ich wartete auf seine Ankunft und erinnere mich, dass ich mir einen Kopf darüber machte, was ich sagen würde und wie ich ihn ermutigen könnte. Als er an diesem Nachmittag durch die Tür kam, waren wir bereit, ihn so gut wie möglich aufzumuntern, im Bewusstsein, dass er gerade die schwierigste Prüfung seines Lebens überstanden hatte. Es war jedoch umgekehrt: In Wirklichkeit war es mein Vater, der unsere Stimmung hob. Meine Mutter und ich waren zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch immer mit der WKG verbunden. (Meine Schwester brach ihre Beziehungen an dem Tag ab, wo er entlassen wurde). Und dennoch, hier war dieser entlassene, frühere Prediger der WKG, der uns ermutigte!

Obwohl müde und emotional erschöpft, hatte mein Vater drei Tage, um den traurigen Zustand der Weltweiten Kirche Gottes zu betrauern. Er war jetzt fest in seinem Entschluss, bezüglich des Problems etwas zu unternehmen – sein Manuskript druckfertig zu machen – so Viele wie es hören wollten zu warnen, dass die Kirche in die laodizäische Ära geschlittert war. Diese Erkenntnis gab ihm – motiviert von einem entspannten Glauben – eine große Zielstrebigkeit und Hoffnung und eine feste Überzeugung, dass er das Richtige tat.

In jener Nacht reiste ich ab nach Big Sandy, genauso begeistert wie ich immer war. Ich begann zu erkennen, dass Gott nicht untätig dabeistehen und zusehen würde, wie seine Kirche sich in ein Nichts auflöst. Gott warnt immer in Liebe. Und wenn diese Warnung durch meinen Vater überbracht werden musste, dann besser durch ihn als überhaupt nicht.

Der erste Druck

Zwei andere Familien, die vorher nichts von dem Manuskript wussten, boten meinem Vater und Herrn Amos sofort ihre Unterstützung an. Gemeinsam trafen sich diese vier Familien – gerade mal 12 Personen – zum ersten Gottesdienst der Philadelphia Kirche Gottes am 16. Dezember. 

Am Mittwoch, dem 20. Dezember, wurde die PKG mit Hilfe von zwei anderen Kirchenmitgliedern, Tim und Melody Thompson, eine amtlich eingetragene Organisation. Zurück in Big Sandy; ich erinnere mich noch gut an meine überraschte Reaktion über die Nachricht, dass die Kirche amtlich eingetragen war. Sie haben nur 12 Leute, dachte ich mir im Stillen. Wie konnten sie sich jetzt schon als eine offizielle Kirche betrachten? Damals plante ich, die Schule am Ende des Halbjahres zu verlassen. Aber ich hatte mich noch nicht vollständig für die PKG festgelegt.

Als ich am Donnerstag, dem 28. Dezember, nach Hause kam, sah ich, dass diese kleine Gruppe von Menschen mit halsbrecherischem Tempo gearbeitet hatte – besonders mein Vater und Tim Thompson. Herr Thompson übertrug meines Vaters maschinengeschriebenes Manuskript in einen Wordprozessor. Er, mein Vater und Herr Amos arbeiteten daran, es zu korrigieren, zu überarbeiten und eine endgültige Version zu gestalten.

Ich arbeitete wieder in meinem alten Studentenjob bei Kinko’s. Irgendwann während der zweiten Woche im Januar 1990, nahm ich eine fertige Druckausgabe von Maleachis Botschaft zur Arbeit mit. Herr Amos und mein Vater hatten mehr als 900 Adressen von WKG Predigern und Mitgliedern gesammelt – von denen der Großteil aus der Region um Oklahoma City und Columbus, Ohio (Herrn Amos vorheriges Pastorat), war.

Wir machten 1000 spiralgebundene Exemplare von dieser ersten Version von Maleachis Botschaft mit weichem Einband. Obwohl es nur Wenige als ein Buch betrachtet hätten, war es zumindest ein Manuskript von guter Qualität. In der Zwischenzeit bereitete mein Vater einen persönlichen Brief vor, der als Beiblatt mit den Büchern an die Mitglieder in seinen ehemaligen Gemeinden gesandt wurde. „Liebe Geschwister von Oklahoma City und Enid“, schrieb er.

„Es ist so viel von dem, was ich gesagt und getan habe, verdreht worden, dass ich glaube, dass dieser Brief notwendig sei. Ich glaube, es ist nicht zuviel verlangt von Ihnen, mir die Richtigstellung der Dinge zu ermöglichen. Ich hoffe nur, dass Sie lesen werden, was ich tatsächlich gesagt und getan habe.

Herr Arnold Clausen war von Joe Tkach Jr. hierher gesandt worden. Arnold hatte am Freitagabend, dem 18. Dezember, eine Besprechung mit den Diakonen und Ältesten. Er bezog sich auf einige Aussagen, die Tkach Jr. über mich gemacht hatte. (Herr Clausen hat mich während seines Aufenthalts in Oklahoma City nicht kontaktiert).

Hier ist einiges von dem, was ich angeblich während des Treffens mit Herrn Tkach Jr. am 7. Dezember gesagt haben soll: 1) Gerald Flurry soll gesagt haben, dass er das Werk besser als Herr Tkach führen könnte. In Wirklichkeit habe ich noch nie in meinem Leben solch eine Behauptung aufgestellt. Hat irgendwer von Ihnen jemals gehört, dass ich so etwas gesagt habe. 2) Angeblich sagte ich zu Herrn Tkach Jr., ‚er solle den Mund halten und auf mich hören‘. Die Wahrheit ist, ich habe nicht einmal zu einem Diakon oder einem örtlichen Ältesten jemals gesagt, es solle ‚den Mund halten‘, viel weniger noch zu einem meiner Vorgesetzten. Ich habe während dieser Besprechung nicht einmal ansatzweise irgendetwas Ähnliches gesagt. 3) Er sagte auch, wenn ich Zeitschriften-Artikel einsende, dann verlange ich, dass sie gedruckt werden, denn die Menschen müssten lesen was ich zu sagen habe. Die Wahrheit ist, ich habe in ungefähr sechs oder sieben Jahren keinen Artikel eingesandt. Und ich habe niemals verlangt, dass irgendwelche Artikel gedruckt werden. Warum sollte das überhaupt erwähnt werden nach einer so langen Zeit? Was ist das Motiv?

Jeder von Ihnen kann nachprüfen, was über mich gesagt wurde, indem Sie ihre Diakone und Ältesten in den Gemeinden fragen. Aber wahrscheinlich haben sie bereits von diesen Äußerungen gehört, die ich angeblich gemacht haben soll. Ich frage Sie, Geschwister, in meinen nahezu fünf Dienstjahren hier in Oklahoma, habe ich jemals solche Aussagen gemacht? Habe ich mich jemals so benommen? 

Herr John Amos weiß, dass diese Aussagen über mich nicht wahr sind. Und so weiß es auch Jesus Christus ...

Würden Sie bitte die beigefügte Botschaft von Maleachi lesen. Dann können Sie mich nach dem was ich sage beurteilen – nicht nach dem, was ich nach Meinung der Leute gesagt haben soll! Es ist doch offensichtlich, dass ich keinen schlechten Ruf haben möchte, wenn es verhindert werden kann. 

Die Gemeinden von Oklahoma City und Enid durchlebten ein schreckliches Chaos in den 1970er Jahren – mehr als die meisten anderen Kirchen. Verzweifelt war ich bemüht, Ihnen nicht noch mehr Probleme zu bereiten. Aber die jetzigen Probleme könnten für die Zukunft viel weniger Schwierigkeiten bedeuten. Ich hoffe, dass mein fast fünfjähriges Dienen in dieser Region, meine Liebe für Sie offenbart hat. 

Die Entscheidung, Stellung bezüglich der überreichten Botschaft von Maleachi zu nehmen, habe ich nicht leicht genommen. Herr John Amos und ich haben fast jede materielle Sicherheit, die wir hatten, aufgegeben. Es ist schwer für unsere Familien. Wie Sie wissen, leidet meine Frau seit Jahren an ernsthaften Herzproblemen. Warum sollten wir entscheiden, solch eine Stellung zu beziehen?

Hoffentlich denkt niemand, dass ich das für Geld tue. Die Kirche bot mir eine Beihilfe bzw. Abfindung von 6000 Dollar, wenn ich verschiedene Bedingungen erfüllen würde und sie nahm auch mein einziges Auto (ich besitze kein zweites Auto). Ich habe keinen Anspruch auf Sozialhilfe oder Arbeitslosenunterstützung. Das Hauptquartier bezeichnete die 6000 Dollar als einen „Liebesdienst“. Ich teilte diese Ansicht nicht, deshalb wurde das Geld zurückgewiesen.

Nichts davon ist erwähnt, um Mitgefühl zu erwecken. Ich sage es nur, damit Sie mein wahres Motiv erkennen können. Jesus Christus hat versprochen, für unsere Bedürfnisse zu sorgen – deshalb machen wir uns keine Sorgen um Geld (und glauben Sie mir, wir haben sehr wenig).  

Vielleicht glauben Sie, dass ich ein Regierungsproblem habe. Wenn Sie die Botschaft von Maleachi lesen, werden Sie sehen, dass die Loyalität zur Regierung mein Motiv für mein Handeln ist! Dann werden Sie auch den wirklichen Grund für meine Entlassung verstehen.

Bitte, forschen Sie in den Schriften, wie die Beröer es taten (Apostelgeschichte 17, 11) und prüfen Sie alles (1. Thessalonischer 5, 21). Dann beten Sie zu Gott, dass er jeden Ihrer Schritte leiten möge. Ich glaube, dass Herr Amos und ich für das, was in der Botschaft von Maleachi geschrieben steht, sterben würden, wenn wir es müssten. Wir möchten unbedingt, dass Sie sich selbst entscheiden – und lassen Sie nicht zu, dass es andere für Sie tun. Das ist eine sehr biblische Grundlage ...

Bitte glauben Sie nicht mir oder irgendeinem anderen Menschen – glauben Sie der Bibel.

Mit immerwährender Liebe, Gerald Flurry.“

Gemeinsam mit mir zählte die ursprüngliche Gruppe 13 Personen, die am Mittwochabend, dem 10. Januar, im Haus der Thompsons zusammenkamen. Wir verpackten 921 Exemplare von Maleachis Botschaft, davon einige Hundert mit dem obigen Brief. Niemand konnte wirklich abschätzen, welche Art von Reaktion auf diesen ersten Postversand zu erwarten war. Aber wir alle wussten, dass dies der Anfang von etwas Außergewöhnlichem war. Schließlich konnten die Mitglieder der Weltweiten Kirche Gottes jetzt verstehen, was mit ihrer Kirche geschah. 

Am nächsten Tag, an einem Donnerstag, brachten wir die Pakete zum Postamt. Viele dieser Bücher vom ersten Postversand landeten am oder um den 16. Januar 1990 in den Briefkästen – vier Jahre auf den Tag, an dem Herbert W. Armstrong gestorben war.

Fortgesetzt in „Erdnussschale