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Das Geheimnis der Kirche (Zweiter Teil)

Aaron Burden/Unsplash

Das Geheimnis der Kirche (Zweiter Teil)

Geheimnis der Zeitalter - Kapitel Sechs

Fortgesetzt von Das Geheimnis der Kirche (Erster Teil)

Meine persönlichen Erfahrungen

Ich muss an meine persönlichen Erfahrungen denken; sie sind wahrscheinlich für viele andere typisch. Meine Eltern gehörten der Kirche der Freunde an, auch als Quäker bekannt. Seit vielen Generationen gehörte die Familie zu den Quäkern. Von klein an wurde ich mit in die Kirche genommen und betrachtete sie daher als normalen Teil meines Lebens. Jeden Sonntag war ich in der Kirche, weil meine Eltern mich mitnahmen. Routinemäßig ging ich hin, bis zum Alter von achtzehn Jahren. Es fiel mir nicht ein, den Kirchenbesuch, die Entstehung der Kirche oder ihren „Sinn und Zweck“ kritisch zu hinterfragen.

Ein „Bekehrungserlebnis“ habe ich damals nicht durchgemacht. Man sagte mir als Kind, ich hätte eine angeborene Mitgliedschaft in der Kirche. Anerzogen wurde mir, dass ich eine unsterbliche Seele sei und dass ich beim Tode nicht wirklich sterben, sondern in den Himmel kommen und ein Leben ewigen Müßiggangs in Verklärung und Herrlichkeit führen werde. Aber ich hatte kein religiöses und dogmatisches Interesse. Kirchgang und eine religiöse Phase, das nahm ich als selbstverständlich hin, ohne tieferen Anteil daran zu nehmen, und mit achtzehn begann ich in der Werbebranche tätig zu sein, verlor alles Interesse an Gott und Religion und gab den regelmäßigen Kirchenbesuch auf. An Gott glaubte ich immer noch – sprich: ich nahm seine Existenz als gegeben hin, weil es mir von früh an beigebracht worden war.

Dann, mit fünfündzwanzig, lernte ich die Frau meines Lebens kennen und heiratete sie. Sie besaß ein tieferes Interesse an allem, was Gott betraf. Wir glaubten nun einer Kirche beitreten zu sollen. Meine Frau stammte teils aus einer Quäker-, teils aus einer Methodistenfamilie. In unserer Nachbarschaft (in einem Vorort von Chicago) gab es keine Quäkerkirche. Wir schlossen uns einer Methodistengemeinde an, weil sie bequem in der Nähe lag, weil uns der Geistliche persönlich gefiel und wir mit den Gemeindemitgliedern gut zurechtkamen. Ich glaube, bei Millionen anderer Menschen wird es ähnlich gewesen sein. Nie wäre mir eingefallen zu fragen, warum man in die Kirche gehen soll oder weshalb die Institution Kirche überhaupt entstanden war. Wie Millionen andere setzte ich einfach voraus: „Die Guten“ gehen nun mal in die Kirche, also sollten wir das auch tun.

Die Kirche in historischen Bezügen

Und so frage ich nun: Wer forscht kritisch nach Grund und Seinsberechtigung der Kirche als Institution? Ich frage: Weiß jemand, warum es Kirchen gibt? Existiert ein Grund dafür? Das bloße Vorhandensein einer Kirche, bekannt als „Christentum“, ist eines der großen Geheimnisse unserer Zeit. Wir haben die letzten 6000 Jahre ja nicht miterlebt und können über Entstehung und Sinn der Kirche aus eigener Erfahrung nichts sagen. In diesem Kapitel werden wir die Kirche in ihrer wahren Beziehung zu allen bisher angesprochenen Ereignissen betrachten. Noch einmal: Was ist die Kirche?

Viele meinen, dass eine Kirche ein Gebäude mit stark geneigtem Dach, mit einem oder mehreren Türmen und einem Kreuz an der Front ist. So ähnlich wird sie auch im Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, definiert. Doch wofür sie ursprünglich gegründet wurde, ist etwas ganz anderes.

Nach verbreiteter Ansicht ist die Kirche ein Bauwerk, in das Menschen – zumindest einige – am Sonntag zum „Gottesdienst“ gehen. Nach dieser Ansicht gehen Menschen in die Kirche. Die neutestamentlich gegründete Kirche ging jedoch in ein Bauwerk, ein Privathaus zunächst. Und die Kirche versammelte sich samstags, nicht sonntags.

Die heutigen Kirchen haben sich von Christi Brauch drastisch wegentwickelt! Auch das ist ein Geheimnis, das von fast niemandem begriffen wird. Zu welchem Zweck hat Christus die Kirche gegründet? Und was ist in der Folgezeit mit ihr geschehen?

Manche mögen wissen, dass Christus die Kirche gegründet hat. Aber wer und was ist Christus? Und wenn er der Gründer der Kirche war, zu welchem Zweck hat er sie ins Leben gerufen? Überdies hat Jesus ja nur eine Kirche gegründet. Und heute gibt es in der westlichen Welt zahllose Kirchen – katholische, protestantische, Freikirchen. Und in diesen wieder viele unterschiedliche Bekenntnisse, Sekten, Untergruppen, Gemeinden, jede mit anderem Lehrgebäude, anderen Ritualen und Abläufen.

Die Kirche hat begonnen als eine Kirche. Wie in 1. Korinther 12 steht: Die Kirche besteht zwar aus vielen Gliedern, ist aber nur ein Leib, eine Kirche, mit Jesus Christus als Haupt.

Zu Beginn dieses Kapitels sollen uns hauptsächlich vier Grundfragen beschäftigen, die ein Geheimnis bilden, das aufgeklärt und verstanden werden muss.

  1. Wer und was ist Christus? Wozu ist er auf Erden erschienen?
  2.  Was ist die Kirche, weshalb wurde sie ins Dasein gerufen?
  3. Worin besteht das Evangelium, das die Kirche verkünden soll?
  4. Wie ist die Kirchengeschichte verlaufen? Warum unterscheidet sich das heutige Christentum so stark vom Christentum im ersten Jahrhundert?

Institutionell gilt die Kirche heute als religiöse Organisation, als Körperschaft oder Gesellschaft. Die „guten“ Menschen sollen in die „Kirche ihrer Wahl“ gehen. Natürlich gibt es die „Guten“ und die „Schlechten“, und die „Guten“ gehen in die Kirche. Spielt es eine Rolle, in welche Kirche?

Ein Prediger ohne Amt

Ich denke dabei an einen Vorfall vor mehr als fünfzig Jahren. Ich lebte damals in Eugene, Oregon. Ein ehemaliger Prediger, der vor kurzem geheiratet hatte, besuchte mich. Seine Frau hatte Geld, aber er war zu stolz, um sich von ihr unterstützen zu lassen. Seit einiger Zeit war er nicht mehr als Prediger tätig gewesen und brauchte nun eine Stelle.

„Wissen Sie, ob im Lane County irgendwo ein Kanzelamt frei ist?“ fragte er. „Ich will meine Frau ernähren können, und sie will hier im Lane County bleiben.“

„Nun“, antwortete ich, „ja, ich weiß von einer freien Stelle, aber das wird Ihnen nichts nützen, denn es handelt sich um eine christliche Kirche, und Sie sind doch Methodist, mit anderer Lehre und Praxis.“

„Oh, das macht nichts“, versicherte er mir. „Ich predige alles, was man von mir verlangt.“

Ist es nun gleichgültig, woran man glaubt? Lassen wir das Wort Gottes antworten.

Die Kirche scheint etwas zu sein, das mit gemeinsamem Gottesdienst zusammenhängt, Dienst an Gott.

Hat nun Gott einen Bezug zur Kirche, wie sieht dann dieser Bezug aus? Wie hat die Kirche angefangen? All dies ist der heutigen Welt ein Geheimnis.

Damals, Anfang 1927, als mich mein intensives Bibelstudium zur Bekehrung hinführte, stellte ich mir solche Fragen. Fragen, die sich der Durchschnittsmensch meist nicht stellt.

Im neutestamentlichen Griechisch wird die Kirche ekklesia genannt, das heißt Herausberufene – eine Versammlung, Gemeinde, Gruppe. Ekklesia ist an sich kein heiliges Wort. Der Name der Kirche dagegen, wie er im Neuen Testament zwölfmal auftaucht – „Kirche“ bzw. „Gemeinde Gottes“ –, dieser Name, der Zugehörigkeit zu Gott anzeigt, dieser Name gibt ihr Heiligkeit. Die alttestamentliche Kirche war die „Gemeinde Israel“, die Nachkommen des Patriarchen Israel.

Warum Jesus die Kirche gründete

Erstmals erscheint das Wort Kirche bzw. Gemeinde im Neuen Testament in Matthäus 16, 18, wo Jesus zu Simon Petrus sagt: „Ich will meine Kirche bauen“. Für Kirche, wie gesagt, steht hier ekklesia, Herausberufene. Ausführlicher formuliert, erklärt Jesus hier: Ich will aus Satans Welt Jünger herausberufen, die in eine neue und ganz andere Welt hineinwachsen sollen, und diese Welt wird Gottes Reich sein. Und in Epheser 5, 23 steht, dass Christus das Haupt der Kirche ist.

Dies wissen wir also. Was immer die Kirche ist – sie gehört Gott, und ihr Name lautet Kirche Gottes. Ihr Gründer und ihr lebendiges Haupt ist Jesus Christus.

Aber wenn es Gottes Kirche ist, wenn Jesus Christus sie gegründet hat und heute leitet, dann ist sie Gott wichtig, und es ist daher sehr wesentlich, dass wir zum richtigen Verständnis gelangen! Wir müssen im Gedächtnis behalten, was vorher war, was darauf hinführte; und wir müssen verstehen, wozu der lebendige Christus sie schuf, was sie ist und wie sie mit dem großen Vorhaben verbunden ist, das hier auf Erden verwirklicht wird.

Wird fortgesetzt...

GEHEIMNIS DER ZEITALTER

Haben Sie sich schon einmal gefragt: Wer bin ich? Was bin ich? Wozu bin ich? Sie selbst sind ein Geheimnis. Die Welt, Ihr Lebensraum, ist ein Rätsel. Eins, das Sie jetzt verstehen können.