
DIE POSAUNE
Vermächtnisse
Fortgesetzt von „Absolute Macht“
„Wir sind uns der schweren Bürde der Vergangenheit schmerzlich bewusst … So spreche ich allen … die Opfer unserer vergangenen Sünden und Fehlauslegungen der Schrift waren, meine aufrichtigste, und von Herzen kommende Entschuldigung aus.“
— Joseph Tkach Jr.
Plain Truth, März-April 1996
Tkachismus hat Herbert W. Armstrongs Vermächtnis als das eines ignoranten, wildäugigen, religiösen Fanatikers porträtiert, der seine Macht genutzt hat, um Leute zu missbrauchen. Das Problem mit dieser Darstellung, die außerdem falsch ist, ist, dass sie den Standpunkt einer Minderheit repräsentiert, sogar unter den jetzigen und ehemaligen Mitgliedern der Weltweiten Kirche Gottes. In seinem Buch Transformed by Truth schrieb Joseph Tkach: „Während eine große Anzahl der Briefe, die wir in den letzten Jahre erhalten haben, als ärgerlich und feindlich charakterisiert werden können, haben wir immer wieder einige liebenswerte Briefe von Mitgliedern erhalten, die uns ermuntern, unseren jetzigen Kurs beizubehalten“ (durchaus meine Betonung). Er gibt keine genauen Zahlen, gibt aber zu, dass eine „große Anzahl“ der erhaltenen Briefe von Mitgliedern sind, die verärgert sind über das, was der Tkachismus bewirkt hat.
Herr Tkach sagte, dass der Kirchenbesuch mit 150 000 Besuchern seinen Höhepunkt im Jahr 1988 erreichte, zwei Jahre nachdem Herr Armstrong gestorben war. Als Herr Tkach im Jahre 1997 sein Buch schrieb, war die Besucherzahl der WKG auf ungefähr 58 000 gesunken – eine Schwundquote von über 60 Prozent. Ihre „beachtenswerte“ Neuorientierung hat, wie Michael Feazell vier Jahre später in seinem eigenen Buch schrieb, „zu einem Exodus von mehr als der Hälfte der Kirchenmitglieder und des Klerus geführt …“ Heute muss dieser Massenexodus sicher näher an 75 Prozent liegen. Das soll nicht heißen, dass alle, die ausgetreten sind, es deshalb taten, um Herrn Armstrongs Lehren aufrecht zu erhalten. Sie sind auch nicht herumgelungert, um dem Tkachismus ihre Unterstützung zu verleihen.
Im Jahr 1996 schrieb Herr Tkach Jr. einen „persönlichen Artikel“ in der Plain Truth, wo er eine rührende Entschuldigung im Namen von Herrn Armstrong, der 10 Jahre tot war, ausgesprochen hat. „Wir haben viel zu bereuen, und wir müssen uns für vieles entschuldigen“, sagte er, und erklärte, dass die Kirche einen „Richtgeist hatte und selbstgerecht war“. Dann legte er los mit mehreren „fehlerhaften“ Doktrinen, die Herr Armstrong gelehrt hatte. „Diese Lehren und Praktiken sind eine Quelle von höchstem Bedauern. Der Kummer und das Leid, die daraus resultierten, ist uns schmerzlich bewusst“, schrieb er, ohne näher darauf einzugehen, wie die Menschen infolge der Lehren Herrn Armstrongs gelitten haben.
„Wir lagen falsch, waren im Irrtum“, sagte er den Abonnenten, bevor er mit folgenden Worten endete: „So spreche ich allen Mitgliedern, früheren Mitgliedern, Mitarbeitern und anderen Menschen – allen, die Opfer unserer vergangenen Sünden und Fehlauslegungen der Schrift waren, meine aufrichtigste, und von Herzen kommende Entschuldigung aus“.
Als Herr Tkach diese Entschuldigung schrieb, hatten fast alle Klar&Wahr Leser von Herrn Armstrongs Zeiten ihre Abonnements schon längst abbestellt. Nach dem Auflagen-Sturzflug nach 1985 zu urteilen, scheint es, dass die tatsächlichen „Verluste“ unter den Klar&Wahr Lesern waren, die vom Tkachismus nicht inspiriert waren.
Unter Herrn Armstrong war die Klar&Wahr ein bekanntes internationales Magazin mit einer ständig steigenden Auflagenziffer. Herrn Armstrongs gesamtes Werk – seine Schriften, seine Predigten, seine Institutionen, sein ganzes Leben – hatte einen enormen positiven Einfluss auf Millionen von Menschen, die an diesem Werk teilhaben wollten. Der Tkachismus zerstörte dies alles und entschuldigte sich dann für das, was Herr Armstrong tat?
Natürlich gab es gelegentlich Kritiker, die Herrn Armstrongs Theologie ablehnten. Wie die Pasadena Star News am Tag nach Herrn Armstrongs Ableben geschrieben hat: „Jene, die es wollen – oder die glauben, sie seien von Gott auserwählt – die Botschaft des Monotheismus in der Welt zu verbreiten, sind dazu bestimmt, mehr als ihren Anteil an tödlichen Wechselfällen zu ertragen. Dennoch, viele dieser Männer und Frauen hinterlassen ein Vermächtnis, das all ihr Leid wertvoll macht. Herbert W. Armstrong war ein solcher Mann.“ Es gab Hindernisse und Mühsale den ganzen Weg entlang – Kritiker und Skeptiker – aber sein Vermächtnis machte all diese Schwierigkeiten lohnenswert. So repräsentierten die Nachrichten-Medien in Herrn Armstrongs Heimatort (ausgerechnet die Medien!) sein Vermächtnis.
Dennoch, 10 Jahre später hielt es Joseph Tkach Jr. – der Mann, der dasselbe Amt bekleidet, das Herr Armstrong gründete – für notwendig, sich für Herr Armstrongs „schwere Bürde“ des „Kummers“ und „Leides“ zu entschuldigen. Der Tkachismus, sollten wir annehmen, hat nichts als Freude und Friede in unser Leben gebracht.
Beachten Sie, was Herr Tkach 1996 im Christian Research Journal schrieb: „Die Führerschaft und treuen Mitglieder der Weltweiten Kirche Gottes sind zutiefst dankbar für Gottes Gnade, durch die wir ins Licht geführt wurden. Doch unser Fortschritt war nicht ohne Kosten. Das Einkommen ist drastisch zurückgegangen, wir verloren Millionen von Dollars und waren gezwungen, Hunderte von langjährigen Angestellten zu entlassen. Die Anzahl der Mitglieder ging zurück. Mehrere Splittergruppen gingen von uns, um zu der einen oder anderen früheren doktrinären oder kulturellen Position zurückzukehren. In der Folge haben sich Familien getrennt und Freundschaften wurden aufgegeben, manchmal mit zornigen, verletzten Gefühlen und Anschuldigungen.“
Nur in der verdrehten Welt des Tkachismus kann Herr Armstrong für all das beschuldigt werden. Es war nicht die Schuld des Herrn Armstrong, dass das Einkommen in den Keller stürzte. Er war nicht verantwortlich dafür, dass das Personal im Hauptbüro von 1000 auf 50 reduziert wurde. Es war nicht er, der 75 Prozent der Mitgliedschaft vertrieben hat. Herr Armstrong hat nicht all die Lehren der Kirche abgeschafft, wodurch Splittergruppen veranlasst waren, sich abzuspalten und dabei Familien und Freundschaften zerstört wurden.
Herr Armstrong hat nichts von dem getan. Der Tkachismus ist dafür verantwortlich.
„Ein wahrhaft grosser Mann“
Nach der großen Anteilnahme auf die Nachricht über den Tod von Herrn Armstrong zu urteilen, hatten offensichtlich aberduzende prominente Führer aus aller Welt nichts außer tiefem Respekt für Herr Armstrong als Mann und großes Lob für sein Werk.
Der König von Thailand, Bhumibol Adulyadej, sagte, dass Herr Armstrong „durch sein Verständnis, seine Weisheit und humanitäre Einstellung versucht hat, den Menschen in aller Welt Zuspruch und Unterstützung zu geben, insbesondere Thailand, dem er viel Zeit und Ressourcen gewidmet hat, und dabei ein enger und wertvoller Freund unserer Nation wurde.“
Otto von Habsburg, damaliges Mitglied des Europa-Parlaments, sandte diese Nachricht: „Bin tief erschüttert von der Todesnachricht des unvergesslichen Herrn Armstrong. Bin mit euch allen in Gebeten und der Hoffung auf eine erfolgreiche Fortsetzung seines Lebenswerks.“
Prinz Raad von Jordan gemeinsam mit seiner Frau, nannte Herr Armstrong einen „großen Menschenfreund, einen Verlust, den die Welt … sich in Zeiten wie diesen kaum leisten kann“ – zur Wiederholung, ein Verlust den die Welt sich kaum leisten kann!
Teddy Kollek, damaliger Bürgermeister Jerusalems, schrieb: „Man konnte nur tief beeindruckt sein von seinen großen Bemühungen, Verständnis und Friede zwischen den Völkern zu fördern. Seine guten Werke wurden in vielen Winkeln der Welt bemerkt“ – ausgenommen, wie es scheint, innerhalb des Tkach Haushalts. Laut Herrn Tkach Jr. hatte Herr Armstrongs Kirche einen „Richtgeist“, und war „selbstgerecht“ – nährte eine Gesinnung der „Überheblichkeit.“
Jerusalems Bürgermeister war anderer Meinung. Desgleichen Kaliforniens Generalstaatsanwalt, der damals sagte, Herr Armstrongs „langes und kreatives Leben hinterlässt einen dauerhaften Gewinn für viele.“ Pasadenas Bürgermeister – der Mann, der direkt im Herzen dieser Stadt lebte, mit einem Nahblick auf die Weltweite Kirche Gottes, nannte Herrn Armstrong einen „wahrlich großen Mann, der eine Führerschaft von gutem Willen und Prinzipen vorwies.“ Stadtbeamte in Pasadena liebten Herrn Armstrong und sein Werk sehr. Myron Stolp von Rotary International in Pasadena sagte kurz nachdem Herr Armstrong gestorben war: „Ich kann kaum eine Aktivität nennen, in der Ambassador nicht auf irgendeine Weise involviert war!“ Cy Graph, damaliger Präsident der Pasadena Handelskammer, sagte: „Auf seine eigene ruhige Art hat Herr Armstrong mehr getan, um positive Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern, als das [amerikanische] Außenministerium.“
Sogar der damalige Leiter der freien Welt bekräftigte die positive Wirkung, die Herr Armstrong auf seine Kirche und alle Amerikaner hatte. US-Präsident Ronald Reagan sandte dieses Schreiben an die WKG, nachdem er von Herrn Armstrongs Ableben erfahren hatte: „An die Gemeinde der Weltweiten Kirche Gottes: Nancy und ich schließen uns all denen an, die den Verlust von Herrn Armstrong betrauern. Als Gründer und Leiter der Weltweiten Kirche Gottes, trug Herr Armstrong dazu bei, das Wort des Herrn mit seiner Gemeinschaft und mit Menschen im ganzen Land zu teilen. Sie können stolz sein auf sein Vermächtnis. Unsere Gebete sind mit euch. Gott segne euch.“
Allerdings, nur 10 Jahre später, entschuldigte sich der Generalpastor der Weltweiten Kirche Gottes – dieselbe Kirche, die Herr Armstrong errichtet hat – bei Klar&Wahr Lesern für all den „Kummer“ und das „Leid“ die Herr Armstrong verursacht hatte.
Warum sollen wir ihm glauben? Einfach weil er so sagt – deshalb!
Präsident Ronald Reagan dagegen sagte, wir sollten stolz sein auf das Vermächtnis von Herrn Armstrong.
Ich schließe mich Präsident Reagans Ansicht an.
EIN Bleibendes Vermächtnis
Als Gott Herrn Armstrongs Sinn für die Wahrheiten der Bibel öffnete, schloss er auch Türen auf, so dass Herr Armstrong diese Wahrheiten einem großen Publikum lehren konnte.
Woran sich viele als eine der besten religiösen Fernsehsendungen der 1980er Jahre erinnern, nämlich Die Welt von Morgen, begann eigentlich als ein kleines Radioprogramm in Oregon im Januar 1934. Die Plain Truth begann einen Monat später, wobei Herr Armstrong einige hundert Exemplare mit einer archaischen Vervielfältigungsmaschine druckte. Zur Zeit seines Ablebens wurde dieses monatliche Magazin gratis an über 8 Millionen Abonnenten in alle Welt verschickt.
Im Jahr 1939 begann Herr Armstrong die Good News –ein Mitteilungsblatt, das hauptsächlich für Mitglieder und Mitarbeiter der Kirche ins Leben gerufen wurde. Wie die Plain Truth, so entwickelte es sich schließlich zu einem vollfarbigen Magazin und erreichte etwa eineinhalb Jahre nach Herrn Armstrongs Tod eine Auflage von über 1 Million.
Im Frühling 1946, nur 12 Jahre nach dem Beginn seines Werkes, erkannte Herr Armstrong, dass er, falls sich das Werk jemals weltweit ausdehnen sollte, mehr Hilfe brauchte. Um diese Hilfe auszubilden, müsste er ein College gründen. Während er dafür betete und seine Gedanken sammelte, begann er mit der Suche nach einem Bauplatz in der Nähe von Pasadena, Kalifornien. Am 27. November desselben Jahres fand Herr Armstrong, was ihm als ein geeignetes Gebäude erschien, obwohl es ziemlich heruntergekommen war. Nachdem er für diesen Platz seine Unterschrift auf die gestrichelte Linie gesetzt hatte, produzierte Herr Armstrong eine Sonderausgabe der Plain Truth, wo er die mitreißende Nachricht bekannt gab: „Dieses Jahr, am 22. September, wird unsere eigene neue Schule, das Ambassador College, seine Türen für Studenten öffnen!“
Weiters schrieb er: „Ambassador wird eine allgemeine Institution der Geisteswissenschaften sein – keine Bibelschule, kein College für Geistliche oder ein Theologieseminar. Es wird Studenten für alle Berufsgruppen vorbereiten, eine generelle und praktische Grundbildung anbieten, mit außergewöhnlichen Vorzügen für spezielle technische Kurse, wie auch einen gründlichen, soliden, vollständigen Bibelkurs. … Es gibt kein anderes College wie Ambassador.“ In seinem Sinn hatte er eine klare Vision von dieser Bildungs-Institution, sogar schon bevor diese ihre Pforten öffnete. Und es gab nicht nur ein, sondern drei Ambassador Colleges. Der Haupt-Campus in Pasadena öffnete seine Pforten im Jahr 1947; weitere Colleges wurden 1960 in Bricket Wood, England, und 1964 in Big Sandy, Texas, eröffnet.
So wie sich das College entwickelte und wuchs, so wuchs auch das Werk der Kirche. In Europa begann das Radioprogramm 1953 über Radio Luxemburg auf Sendung zu gehen. Zwei Jahre später, im Jahre 1955, erschien The World Tomorrow zum ersten Mal im Fernsehen, wenn auch nur für eine kurze Zeitspanne.
Ab 1965 erschien die Plain Truth in Farbe, 31 Jahre nach ihrem Beginn. Während der 1960er Jahre begann die Kirche das Magazin auch in Deutsch, Französisch, Spanisch und Holländisch zu publizieren. Im Jahr 1967 war The World Tomorrow nun bereit für ein weiteres Wagnis in der Fernsehwelt – aber dieses Mal sollte es ein schnelles Wachstum geben.
Herr Armstrong verbrachte während der 1970er Jahre viel Zeit auf Reisen rund um die Welt, um das Evangelium an Könige, Präsidenten und andere Staatsoberhäupter zu verbreiten, während er gleichzeitig auch fleißig für viele Kirchenpublikationen schrieb. Durch seine Reisen begegnete Herr Armstrong mehreren Regenten, einschließlich des verstorbenen japanischen Kaisers Hirohito, des verstorbenen äthiopischen Kaisers Haile Selassie, des König Bhumibol Adulyadej von Thailand und des verstorbenen Königs Hussein von Jordanien. Er hatte eine freundliche Beziehung mit dem ägyptischem Präsidenten Anwar Sadat, bis dieser im Jahre 1981 ermordet wurde. Später bekam er eine Audienz mit Sadats Nachfolger, Hosni Mubarak. Herr Armstrong erörterte die Ursache der Weltübel mit dem ehemaligen japanischen Ministerpräsident Eisaku Sato und kam auch mit sechs aufeinander folgenden japanischen Ministerpräsidenten zusammen. Herr Armstrong war mit dem damaligem philippinischen Präsident Ferdinand Marcos gut befreundet und 1983 wurde ihm die Verdienstmedaille des Präsidenten verliehen. Andere Staatsoberhäupter, die Herr Armstrong besuchte, sind die israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin und Golda Meir, der thailändische Ministerpräsident Prem Tinsulanonda und die britische Ministerpräsidentin Margaret Thatcher.
Darstellende Künste
Im Jahre 1972 tat Herr Armstrong den ersten Spatenstich für die Errichtung des Ambassador Auditoriums in Pasadena. Dieses schöne Gebäude, das mit einigen der edelsten Materialien auf Erden gebaut wurde, widmete er dem großen Gott. Zu seiner Eröffnung im Jahre 1974 spielte das Wiener Symphonieorchester unter der Leitung von Carlo Maria Giulini.
Im Lauf der nächsten 20 Jahre beglückten innerhalb des Ambassador Auditoriums mehrere hundert Künstler, einschließlich berühmter Operstars, wie Luciano Pavarotti, Placido Domingo, Joan Sutherland und Beverly Sills, ein Publikum aus ganz Südkalifornien und darüber hinaus. In dem, was einige als die „Carnegie Hall des Westens“ bezeichnet haben, verzauberten namhafte Künstler, wie die legendären Pianisten Artur Rubinstein und Vladimir Horowitz, und berühmte Cellisten, wie Yo-Yo Ma und Mstislav Rostropovich, die Zuhörer. Jazz Ikonen Frank Sinatra, Benny Goodman, Bing Crosby und Sammy Davis Jr. zeigten auch ihr Talent in „Pasadenas Kronjuwel“. Andere berühmte Künstler, die Ambassadors Bühne beehrten, sind unter anderen Andrés Segovia, James Galway, Marcel Marceau und Bob Hope. Der Pianist Alexis Weissenberg sagte: „Ich kann anderen Künstlern, die da nicht aufgetreten sind, Ambassador nicht hinreichend erklären. Es ist mehr als die Schönheit des Platzes oder die fantastische Akustik. Es sind auch die Menschen mit denen man dort zu tun hat. Es ist einzigartig in der Welt der Musik.“
Ein weiteres Vermächtnis, das weder schwer noch belastend war.
Nach 2500 Konzerten und Aufführungen waren es die Tkaches, die 1995 die berühmten Konzertreihen abgeschafft haben mit der Begründung, dass sie sich eine Subventionierung des Programms nicht leisten konnten, und dass es ohnehin „nichts mit dem Auftrag der Kirche zu tun hatte“ (Zeugenaussage von Joseph Tkach, 8. September, 1998). „Nachrichten über die Schließung von Ambassador“, berichtete die Los Angeles Times, „donnerten durch Pasadenas geschäftliche und politische Kreise wie ein Erdbeben.“ Die Bevölkerung war schrecklich enttäuscht. Tatsächlich war ein Grund, weshalb sich die WKG so lange gedulden musste, das Pasadena-Anwesen zu verkaufen, der Widerstand von Stadtbeamten gegenüber dem Vorhaben, den Campus in eine Wohnungsgemeinschaft umzuwandeln.
„Unsere Mission in dem Gebäude ist vorbei; wir werden es nicht behalten, sagte „Bernie Schnippert, Leiter der Finanzabteilung und Planung der Kirche, der Los Angeles Times in 2002. „Wenn nicht die Stadt oder ein privater Investor es kaufen, dann wird die Kirche es abreißen.“ Was für ein Vermächtnis! Sie haben der Stadt wirklich ein Ultimatum gestellt: entweder sie kauft das Ambassador Auditorium für den Schätzwert von 22 Million Dollar, oder wir werden es abreißen! Letzten Endes setzten sich die Stadtbeamten durch und verhüteten den Verkauf der Aula an einem Bauträger. Das zwang die WKG, den Grundbesitz aufteilen und die Parzellen einzeln zu verkaufen. Die Harvest Rock Kirche kaufte die Aula im Jahre 2004 für etwas mehr als einem Drittel des Schätzwertes.
Nach dem Verkauf änderte sich Schnipperts Ton wie bei einem guten Politiker. „Die Ambassador Aula war immer ein wichtiger Teil des Auftrages der Weltweiten Kirche Gottes“, erzählte Schnippert der Worldwide News. „Wir freuen uns, dass dieses religiöse und kulturelle Juwel weiterhin für die Ehre Gottes verwendet werden wird.“ Das sagte er nachdem er vor nur zwei Jahren mit dem Abriss des Bauwerks gedroht hatte.
Da fragt man sich, was wohl die Stadtbeamten von Pasadena über das Vermächtnis des Tkachismus denken mögen.
Machtkampf
Während der 1970er Jahre musste die Kirche ihren Anteil an internen Kontroversen und Meinungsverschiedenheiten durchstehen. Viel davon geschah während Herrn Armstrongs Abwesenheit. Während dieser problematischen Dekade war er ungefähr 300 Tage im Jahr auf Reisen und nicht im Hauptquartier anwesend.
Im Jahre 1974 rebellierten 35 Prediger und nahmen einige tausend Mitglieder mit sich. Kurz danach versuchte Herr Armstrongs Sohn, Garner Ted, seinem Vater die Kontrolle der Kirche zu entreißen. In Herrn Armstrongs Abwesenheit begann der jüngere Armstrong viele zentrale Glaubenslehren der Kirche zu ändern und die Akkreditierung für das Ambassador College anzustreben. Dies, so schrieb Herr Armstrong später, führte zur Verwässerung der Kirchenlehren und zu einem freizügigen Benehmen auf Ambassadors Campus. „Der Allmächtige Gott und Jesus Christus wurden im Grunde genommen aus dem College rausgeschmissen – und wurden auch zusehends aus der Kirche hinausgeworfen!“ (Good News, September 1979).
Kurz danach wurde Garner Ted von der Kirche ausgeschlossen. Bedauerlicherweise endeten damit nicht die Schwierigkeiten für die Kirche. Im Lauf des Herbstes von 1978 begannen sechs ausgeschlossene WKG-Mitglieder eine Verschwörung gegen die Kirche in Form einer Sammelklage anzuzetteln. Herr Armstrong schrieb in der Worldwide News vom 24. Juni 1985: „Dies resultierte in einer ex parte Verfügung von einem Richter. Heimlich, ohne vorherige Ankündigung, landeten Beauftrage auf Befehl der Oberstaatsanwaltschaft am Morgen des 3. Januar 1979, einen Überraschungsangriff auf die Kirche.“ Dies war der Beginn dessen, was zum größten singulären Angriff gegen die Weltweite Kirche Gottes bis zu diesem Zeitpunkt wurde.
Ein Kampf für Gottes Kirche
Vielleicht zeigt sich der wahre Charakter eines Führers zu keiner Zeit besser als in einer Krisenzeit. Das Jahr 1979 war ein solcher Zeitpunkt in der WKG. Jene, die damals mit der WKG vertraut waren, konnten Herrn Armstrongs Kampfgeist unmittelbar miterleben. Die Hauptanschuldigung, die Garner Ted gegen die Kirche vorbrachte, war der „verschwenderische Aufwand“ seines Vaters. Die Anklage (die später völlig widerlegt wurde) veranlasste den Generalstaatsanwalt, den pensionierten Richter Steven Weisman als der Verwalter der Kirche einzusetzen. Am Morgen des 3. Januar betrat Richter Weisman das WKG-Hauptquartier in Pasadena und „feuerte“ Herrn Armstong fristlos, oder so dachte er jedenfalls. Zu der Zeit hielt sich Herr Armstrong in Tuscon, Arizona, auf, was ihn vor dem Angriff des Staates Kalifornien etwas schützte.
Die Reaktion Herrn Armstrongs auf diese Ereignisse wiedergebend, schrieb Stanley Rader in seinem Buch, Against the Gates of Hell, „Probleme haben Herr Armstrong niemals beunruhigt, und er reagierte auch auf diese schwere Bedrohung mit Gelassenheit, Mut und Vertrauen.“
Zweieinhalb Wochen später bekundeten Kirchen-mitglieder ihre unbeirrbare Unterstützung für Herrn Armstrong, indem sie sich am Campus des Hauptquartiers in Pasaden zusammenscharten. Das tropfenweise Kommen von Leuten wurde bald zu einer Flut, die beim Verwaltungsgebäude zusammenlief. Mitglieder brachten Speisen und Bettzeug, um sich in den Büroräumen der Kirche einzuquartieren und dadurch den Verwalter daran zu hindern, die Kontrolle über das WKG-Eigentum zu übernehmen. Herr Armstrong hat dieses Ereignis nicht organisiert. Keiner der Kirchenführer hat es vorausgesehen. Es war eine spontane Reaktion des Glaubens und des Mutes der Mitglieder, die sich vornahmen, die WKG zu verteidigen.
Nach der Zusammenkunft von tausenden Mitgliedern organisierten die Kirchenleiter Dean Blackwell und Joseph Tkach einen Gottesdienst im Verwaltungsgebäude, wo der Verwalter einziehen und arbeiten sollte. Mittlerweile hat die Nachricht des versuchten Umsturzes das ganze Land erreicht. Viele große Zeitungen berichteten darüber.
Herr Armstrong reagierte darufhin über eine Telefon-Konferenzschaltung nach Pasadena von Tuscon aus: „Das Volk Gottes war immer gewillt, das zu erdulden, was es für den lebenden Gott tun muss! Und ich sage euch, dies hat uns zusammengebracht.“ Er ermahnte die Mitglieder, „sich der eingesetzten Obrigkeit zu unterwerfen“, aber dass „wir Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen.“ Er sagte: „Sollten wir jetzt unter dieser Verfolgung zu leiden beginnen und ins Gefängnis geworfen werden, dann werde ich der Erste sein, der bereit ist zu gehen. Der lebendige Gott kämpft diesen Kampf für uns …“ An jenem Abend brüllte die Schlagzeile der Nachtausgabe der Los Angeles Times: „Bereit für‘s Gefängnis – Armstrong.“
Herbert Armstrong kämpfte unermüdlich gegen den verfassungswidrigen Angriff des Staates. Dabei erhielt die WKG lebhafte Unterstützung von Dutzenden von Kirchen, die die Gefahr solch eines Angriffs erfassten. Diese Unterstützung kam von verschiedenen Kirchen mit unterschiedlichen Glaubenslehren, die aber alle an demselben Grundrecht, ihre Religion offen zu praktizieren, festhielten.
Am 14. Oktober 1980 ließ der Staat die Anklage gegen die WKG fallen, als die Legislative ein Gesetz verabschiedete, das dem Generalstaatsanwalt ein Ermitteln gegen religiöse Institutionen, wie im Fall der WKG, untersagte.
In einem Kommentar über Herrn Armstrong während dieser Untersuchung schrieb Stanley Raider: „Im Lauf der Jahre meiner engen Verbindung mit diesem außergewöhnlichen Mann, habe ich viele Anzeichen bemerkt, dass er die Verkörperung seiner eigenen Botschaft der Hoffung und des Vertrauens ist, dass der lebendige Gott dem Menschen die Weisheit geben wird, Hindernisse zu überwinden“ (Against the Gates of Hell).
Wenn überhaupt, dann belebte der Angriff Kaliforniens den alternden Apostel wieder und stärkte die Kirche. Die Zeit von 1979 bis 1986 war wirklich die beste Stunde der Kirche – die Ära ihres größten Wachstums seit jeher.
„Unvergleichlich Reicher“
Vielleicht war niemand so tief von Herrn Armstrongs Vermächtnis beeinflusst, wie jene, die direkt an seiner Seite mit ihm arbeiteten. Nachdem Herrn Armstrong starb, zeichneten viele dieser loyalen Unterstützer ihre Gedanken für die Sonderausgabe der Worldwide News von 10. Februar 1986 auf.
Larry Omasta arbeitete mit Herrn Armstrong eng zusammen an der Fernsehsendung. „… Herr Armstrong wusste“, schrieb Omasta, „dass die Kameralinse eine Welt repräsentierte, die die Botschaft brauchte, die er zu überbringen hatte. Das, denke ich, ist, was ihn zu solch einem hinreißenden Sprecher machte. Er sprach nicht vor seinen Zuhörern – er sprach zu ihnen.“
Ein WKG Evangelist, Norman Smith, hatte mit Herrn Armstrong an der Radiosendung in den 1950er Jahren gearbeitet: „Herr Armstrong war ein gewaltiger Einfluss in unserem Leben. Die persönlichen Erinnerungen, die wir alle von seinen eindrucksvollen Radiosendungen hatten, werden uns eine Inspiration sein, das uns gegebene Werk weiterzuführen und zu vollenden.“
Dexter Faulkner, leitender Redakteur der Plain Truth, sagte: „Herr Armstrong war ein bewährter professioneller Sprecher, weit und breit anerkannt für seine außerordentliche Fähigkeit im Schreiben und in der Werbung … Er interessierte sich für das, was Gott in den Kirchenpublikationen bringen wollte. Und er bestand darauf, dass jede Schlagzeile, jeder Artikel, jedes Inserat, diese Welt dem Königreich Gottes ein wenig näher bringt.“
Ellis La Ravia, Vizepräsident der Ambassador Stiftung, sagte: „Sein Beispiel an Tatendrang, Begeisterung und Zielstrebigkeit im Dienst Gottes setzte den Standard für uns alle. Er gab immer Gott die Anerkennung für alles. Er hinterließ einen hohen Standard. Er wird uns fehlen.“
Roderick Meredith, damaliger Professor am Ambassador College, erwähnte Herrn Armstrong als einen „zweiten Vater“ für viele Collegestudenten. Laut Dr. Meredith „war Herr Armstrong ein menschlicher Dynamo, der arbeitete und eine engagierte Institution, durch die Christus arbeiten konnte, vorantrieb und aufbaute, um dieser Generation seine Botschaft zu vermitteln. … Wie mit jedem anderen wirklich großen Mann, es wird keinen anderen wie ihn geben.“
Leroy Neff, ehemaliger Leiter der Finanzabteilung der WKG, sagte, „Niemand, den ich kannte, hatte solche Aufrichtigkeit und Zielstrebigkeit. Die meisten seiner Gedanken und Gespräche drehten sich um Gottes Werk und Gottes Wort. … Ich fand, er war die großzügigste Person, die ich jemals gekannt habe.“
Frank Brown, Regionaldirektor von Großbritannien, Skandinavien, Ost- und Westafrika und dem Nahen Osten, sagte, er fühlte, Herr Armstrongs größtes Attribut war, „außer seinem Wunsch, Gottes Werk zu tun, seine klare Vision. Er hatte die seltene Fähigkeit, weit in die Zukunft vorauszudenken und sich nicht nur das vorzustellen, was Gott ihn zu tun leitete, sondern auch dessen endgültiges Resultat.. Herr Armstrong war ein Visionär. … Diejenigen von uns, die heute in der Kirche sind, sind alle unvergleichlich reicher, weil wir teilhaben an Herrn Armstrongs Vision und an der Realität der Zukunft. Er war beliebt. Er wird uns fehlen.“
Niemand erwähnte in dieser Sonderausgabe etwas von Herrn Armstrongs „schwerer Bürde“ des Kummers und Leides oder seiner selbstgerechten Beurteilung.
Kurs bereits vorgezeichnet
Ironischischerweise war dieselbe „schwere Bürde“, die Herr Tkach Jr. Herrn Armstrong gerne vorwirft, für die Einsetzung seines Vaters als Generalpastor verantwortlich. Zur Zeit seiner Einsetzung schien Herr Tkach Sr. stolz zu sein auf Herr Armstrongs Vermächtnis. „Was für einen Einfluss Herr Armstrong auf mein Leben hatte!“ schrieb er. „Dank seiner Ergebenheit konnte Gott ihn auf eine wirkungsvolle Weise gebrauchen, um die wichtigste Botschaft, die die Welt jemals hören wird, zu verkünden.“
An dem Tag, an dem Herr Armstrong starb, sprach Herr Tkach zum Mitarbeiterstab im Hauptquartier: „Die Aufforderung gilt für diejenigen von uns, die am Leben sind, die jetzt eine Aufgabe haben, die vor ihnen liegt, einen Kurs, der von Gottes Apostel bereits vorgezeichnet wurde, diesen Kurs beizubehalten und kein Jota davon abzuweichen.“ Bei Herr Armstrongs Beerdigung betete Herr Tkach, „Wir geben offen zu und bekennen, dass es keinen Menschen gibt, der an seine Stelle treten könnte, aber, Vater, wir haben vor, seinen Fußstapfen zu folgen.“
Allerdings ist das nie geschehen. Wie wir sehen werden, ist der Tkachismus sogar bevor Herr Armstrong starb vom Kurs abgewichen. Heute ist die Kirche völlig umgewandelt. Ihr Auftrag hat sich geändert, ihre Doktrinen sind unterschiedlich, ihre Traditionen sind verloren – sogar ihre Identität ist verändert. Und alle diese Änderungen, gibt der Tkachismus zu, haben „katastrophale Folgen“ gehabt (www.wcg.org/lit/aboutus/history.htm ).
Wie ist es dann möglich, dass die Schuld für diese Zerstörung Herrn Armstrong zugeschoben wird? Es ist das Vermächtnis des Tkachismus – nicht Herr Armstrong – was die Kirche zerstörte. Wenn wir nach den Früchten urteilen, dann werden wir uns sofort der schweren Bürde des Tkachismus bewusst. Es ist die selbstgerechte Beurteilung des Tkachismus, die so viel Kummer und Leid in das Leben tausender Mitglieder, ehemaliger Mitglieder und Mitarbeiter brachte, die Herrn Armstrong liebten und sein Werk getreulich unterstützten.
Wird fortgesetzt ...