DIE POSAUNE
Der selbsternannte Apostel
Fortgesetzt von „Vermächtnisse“
„Seit einigen Jahren warten einige wie die Geier darauf, dass ich sterbe. Sie würden gerne zurückkommen und an meiner Stelle die Führung der Kirche übernehmen.“
—Herbert W. Armstrong
Worldwide News, 24. Juni 1985
Garner Ted Armstrong war der Mann, von dem viele dachten, dass er seinem Vater als Generalpastor der Weltweiten Kirche Gottes nachfolgen würde. Als begabter Sprecher war er für viele Jahre Präsentator für das Fernsehprogramm der Kirche Die Welt von Morgen. Als Herr Armstrong 1978 die schmerzliche Pflicht hatte, ihn wegen Autoritätsmissbrauchs und aufgrund einer Verschwörung, Kirchenlehren zu verwässern und die Kirche überzunehmen, von der Kirche auszuschließen musste, tat er es mit schwerem Herzen.
Nachdem er die 1970er Jahre überstanden hatte, war Herr Armstrongs Hauptsorge, die Kirche wieder auf den rechten Weg zu bringen. „Der Allmächtige Gott und Jesus Christus wurden praktisch vom College hinausgeworfen“, schrieb er, „und wurden zusehends auch von der Kirche hinausgeworfen!“ Verständlicherweise war Herr Armstrong, der damals auf sein 90. Lebensjahr zuging, besorgt darüber, wer wohl sein Nachfolger sein würde. Er hatte, geistlich gesehen, immer geglaubt, dass Jesus Christus und kein Mann oder irgendeine Gruppe von Männern, seinen Nachfolger auswählen würde. Aber zur gleichen Zeit, er war nicht naiv – er wusste, dass aufgrund der menschlichen Natur und wie sie ist, bestimmte Männer mit aller Macht nach seinem Amt strebten. Sein Sohn hatte bereits konspiriert, alles zu übernehmen, war aber gescheitert.
1981 formulierte Herr Armstrong mit der Hilfe seiner Rechtsberater Auflagen in den Statuten der Kirche, die einen Blender (wie seinen Sohn) daran hindern würden, die Kontrolle über die Kirche zu gewinnen. Im Falle seines Todes würde der Ältestenrat der Kirche – zur der Zeit ein Beirat von neun ranghohen Predigern, die von Herrn Armstrong persönlich ausgewählt wurden – mit absoluter und uneingeschränkter Vollmacht ausgestattet sein, um einen Nachfolger zu bestimmen. Sollte Herr Armstrong sterben, konnte ohne die Befürwortung des Beirats niemand behaupten, sein rechtmäßiger Nachfolger zu sein.
Vier Jahre später, wenn auch geschützt durch diesen sicheren Plan, war Herr Armstrong immer noch beunruhigt über die Frage seines Nachfolgers. „In einigen Tagen werde ich 93 Jahre alt“, schrieb er Mitte 1985 an die Kirche. „Seit einigen Jahren warten einige wie die Geier darauf, dass ich sterbe. Sie würden gerne zurückkommen und an meiner Stelle die Führung der Kirche übernehmen. Ich nehme das sehr ernst, aber bin in keiner Weise besorgt. Dies ist die Kirche Gottes, nicht irgendeines Menschen. Jesus Christus ist das lebendige Haupt dieser Kirche, nicht ich.“
Herr Armstrong wiederholte dann die im Jahre 1981 verfassten Auflagen: „Wenn Christus mich wegnehmen sollte, wird er den Ältestenrat leiten, einen von ihnen auszuwählen, um sie weiter zu führen bis zur Wiederkunft Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit.“ Während der letzen vier Jahre seines Lebens war es in Kirchenkreisen bekannt, dass der Beirat – der bis Mitte 1985 von 9 auf 14 Mitglieder anwuchs – für die Auswahl eines Nachfolgers verantwortlich sein würde – und nicht Herbert Armstrong.
Wie auch immer, neun Tage bevor er starb, änderte Herr Armstrong seine Meinung.
Einen Nachfolger wählen
Am Dienstagabend, den 7. Januar 1986, schob eine Krankenschwester Herrn Armstrong in den Aufzug seines zweistöckigen Hauses in Pasadena, Kalifornien. Im unteren Stockwerk, auf einer Couch von Herrn Armstrongs Arbeitszimmer, warteten Joseph Tkach, Direktor der Kirchenverwaltung und Herrn Armstrongs persönlicher Berater, Aaron Dean – von denen beide Mitglieder des Beirats waren. Gegenüber dem Campus, am vierten Stock des Verwaltungsgebäudes, saßen 11 andere Ratsmitglieder, zusammen mit dem Rechtsberater der Kirche, Ralph Helge, die über eine Konferenzschaltung mithörten. (Ein anderes Ratsmitglied, Dibar Apartian, kam spät in das Verwaltungsgebäude und hat die Diskussion nicht gehört.)
In den Tagen vor dieser Telefonkonferenz hat Ralph Helge mit Herrn Armstrongs Zustimmung daran gearbeitet, die Satzungen der Kirche abzuändern, um Herrn Armstrong die Befugnis zu geben, seinen Nachfolger persönlich zu ernennen. Helge hatte auch die Unterlagen vorbereitet, womit Herr Armstrong den neuen Generalpastor offiziell ernennen würde.
Laut Helge entschied Herr Armstrong gegen Ende 1985, den Nachfolger selbst auszuwählen, anstatt die Aufgabe in den Händen des Beirats zu lassen. Warum diese Änderung? Helge sagte, dass es zum Schutz der Kirche war – um zu verhindern, dass irgendjemand an der Gültigkeit der Auswahl des Beirats Bedenken äußerte. Anscheinend wollte Herr Armstrong jeden Zweifel darüber ausschalten, wer sein Nachfolger sein würde. In der Tat, in diesen letzten Beschlüssen drückte er Besorgnis aus bezüglich der Außenstehenden – speziell wegen seines ausgeschlossenen Sohnes, Garner Ted Armstrong – der versuchen könnte, Verwirrung zu stiften und die Legitimation des Nachfolgers zu bezweifeln.
Herr Dean glaubt jedoch, dass Herr Armstrong sich ebenso ernste Sorgen machte bezüglich einiger Insider – besonders über Roderick Meredith. „Es könnte ihm ohne weiteres gelingen, die Kontrolle zu bekommen“, sagte ihm Herr Armstrong, „und er sollte nie und nimmer der Kirche vorstehen.“ Herrn Deans Erinnerung spiegelt genau das wider, was Herr Armstrong 1980 persönlich an Meredith schrieb, nachdem er ihn auf einen angeordneten, sechsmonatigen Studienurlaub nach Hawaii schickte. „In brutaler Offenheit“, schrieb Herr Armstrong an Herrn Meredith, „Ihnen fehlt das Charisma, um das Werk Gottes zu führen. Sie ziehen die Menschen nicht an – wie ich bereits sagte, Sie stossen sie ab. Sie sind ein harter Dienstherr über jene unter Ihnen. Das ist Ihr Ruf!“ Später schrieb er, „Sie haben zwar den Willen zu leiten aber nicht die Qualifikationen.“
Zu dem Zeitpunkt im Jahre 1986, als Herr Armstrong praktisch im Sterben lag, war Rod Meredith zum Ältestenrat zurückgekehrt. Und mit Ratsmitgliedern wie Raymond McNair und Dibar Apartian fest in Herrn Merediths Lager, hatte Herr Armstrong allen Grund, besorgt zu sein. „Das ist der Grund, warum er beschloss, jemanden zu benennen“, sagte Dean in einem Telefoninterview, „weil er nicht wollte, dass Rod oder sonst jemand die Führung übernahm.“
Aber, wie es sich herausstellt, wurden durch die Entscheidung, selbst jemanden zu ernennen, auch nicht gerade alle Ursachen der Besorgnis aus dem Weg geräumt. Ralph Helge sagte, dass Herr Armstrong Rückmeldungen von mehreren Ratsmitgliedern erhielt, wer die Nachfolge übernehmen sollte. Dean sagte, er „änderte mehrmals seine Meinung darüber, wer die Leitung innehaben sollte.“
Den Kommandostab weitergeben
Laut Aaron Dean war Herr Armstrongs Entscheidung, Joseph Tkach als seinen Nachfolger einzusetzen, an bestimmte Bedingungen geknüpft. Erstens, Herr Tkach sollte befördert werden zum Amt des Generalpastors, aber nicht sein Mitarbeiterstab. „Wenn man seinen Mitarbeiterstab befördert, wird dieser sie auf Abwege führen“, sagte Herr Armstrong zu Herrn Tkach. Dean sagte, es war der Wunsch des Kirchengründers, dass Tkach sich vor allem auf den Beirat verlassen sollte.
Der Entschluss, Herrn Tkach als Nachfolger zu ernennen, wurde am 7. Januar 1986 in amtlichen Kirchendokumenten abgefasst. Herr Armstrong berief noch am selben Tag ein Meeting des Beirats ein. Da viele Ratsmitglieder ihn für Wochen nicht gesehen hatten, wollte er, dass sie seine Zustimmung für die Ergänzung der Statuten und die Ernennung von Herrn Tkach tatsächlich hören sollten. „Er wollte keine Anschuldigung, dass Ralph Helge und Joe Tkach sich gerade eben zusammensetzten und einen Brief schrieben und Herr Armstrong nie davon hörte, und plötzlich stirbt er und Bingo, hier ist der Brief“, sagte Dean.
Aaron kann sich nicht erinnern, ob er oder Ralph Helge die letzten Beschlüsse bei diesem Treffen lasen. Herr Armstrong war es jedoch nicht; er war zu schwach. Dennoch, er hatte genügend Kraft, um den Rat zu begrüßen und ihm zu versichern, dass die Dokumente seinen Segen hatten. Er bat die Mitglieder darum, Herrn Tkach ihre volle Unterstützung zu geben. „Es war ein sehr bewegendes Ereignis, sagte Helge 1998. „Er übergab den Kommandostab an Herrn Tkach.“
Dennoch, was ironischerweise genau in den Dokumenten, die Herr Armstrong wegen der Festigung von Tkachs göttlicher Autorität billigte, am meisten hervorsticht, ist das eine Amt, das er seinem Nachfolger nicht übertrug. Herr Tkach sollte alle Titel und Ämter, die Herr Armstrong innehatte, übernehmen, außer dem geistlichen Rang eines Apostels. Herr Armstrong hatte ihm also nie die Hände aufgelegt. Er ordinierte ihn nie zum Apostel. Was er an diesem 7. Januar tat, war, Joseph Tkach zu seinem Nachfolger als Generalpastor zu ernennen. Das ist es.
Die Kirche informieren
Nachdem Herr Armstrong seine Absichten vor dem Rat mündlich darlegte, schlug Herr Dean vor, er möge auch die Kirchenmitgliedschaft über seine Entscheidung informieren – abermals, um wenig Freiraum zu lassen, die direkte Nachfolge zu bezweifeln. Das Problem ist, Herr Armstrong war so schwach geworden, dass er keinen Brief schreiben oder diktieren konnte. Also schrieb Aaron Dean an seiner Stelle einen Brief, datiert den 10. Januar 1986. Über Herrn Armstrongs Unterschrift schrieb Herr Dean: „Das ist mein erster Brief an Sie im Jahr 1986 und es könnte sehr gut mein letzter sein. Jetzt, in meinem 94. Lebensjahr, befinde ich mich in einem physisch sehr geschwächten Zustand, heftige Schmerzen erduldend, und praktisch ohne jegliche Kraft.“ Dann, etwas später: „Nach vielen Ratschlägen und Gebeten während der letzten Monate hat Gott mich geleitet, letzte Woche eine Entscheidung bekannt zu geben und Herrn Joseph W. Tkach, Direktor der Kirchenverwaltung, als stellvertretenden Generalpastor zu ernennen, um mir in meinem geschwächten Zustand zu helfen. Und sollte Gott entscheiden, mein Leben zu nehmen, dass er sich völlig in die Hände von Christus begeben möge, um Gottes Kirche unter Christus zu leiten und mir in den kommenden schwierigen Zeiten als Generalpastor nachzufolgen.“
Aaron las Herrn Armstrong den Brief laut vor und versicherte ihm, dass er ihn nicht abschicken würde, bis dass er fühlte, dass Herr Armstrong seine Bedeutung völlig verstehen konnte. „Ich las ihm das Ganze vor und an einigen Stellen drückte er meine Hand, und am Ende fügte er dann tatsächlich ein Wort hinzu. Somit wusste ich, dass er es verstand“, sagte Dean. Der Brief wurde am 10. Januar verschickt.
Vier Tage später, am Dienstag den 14. Januar, berichtete Ralph Helge den Medien über die Ernennung von Herrn Tkach. Laut Bericht von Associated Press: „Obwohl die Ernennung von Herrn Tkach unmittelbar in Kraft trat, sollte er die verschiedenen Ämter und Titel des Kirchenführers erst dann übernehmen, wenn Herr Armstrong stirbt.“
Zwei Tage später, am 16. Januar 1986, an einem Donnerstagmorgen um 5:59, verstarb Herbert W. Armstrong. Er war 93 Jahre alt.
Die Kirche vorbereiten
Die Nachricht von Herrn Armstrongs Tod kam für Kirchenmitglieder nicht als Schock. Er war alt und während der letzten 5½ Monate seines Lebens ernsthaft krank gewesen. Am 3. August 1985 verließ er Pasadena für eine Reise rund um die Welt. Er beabsichtigte, die Jugendlager der Kirche in Minnesota und Schottland zu besuchen, bevor er sich mit Weltführern in Japan und Südkorea traf. Doch bei seiner Ankunft in Minnesota stieg seine Körpertemperatur um etwa zwei Grad und wollte nicht abnehmen. Daher brach er den Rest seiner Reise ab und flog nach Hause.
Nach zwei Wochen im Bett nahm seine Temperatur ein wenig ab – zumindest morgens; in der Regel würde sie bis zum späten Nachmittag wieder steigen. Diese Schwankungen ermöglichten ihm, Ende August und den ganzen September hindurch ein wenig Büroarbeit zu erledigen.
Am Montagmorgen, den 9. September, erschien Herr Armstrong vor den College-Studenten der 2. Klasse, um sein neues Buch Geheimnis der Zeitalter zu präsentieren. Die folgende Woche, am 16. September, sprach Herr Armstrong vor den Kirchenmitgliedern und das sollte seine letzte Predigt sein.
Sonntag der 29. September, war der letzte Tag, an dem Herr Armstrong sein Haus verlassen konnte. Es war der Tag davor, an dem die Kirche ihr wochenlanges Herbstfest begann. Natürlich, selbst nachdem er das ganze Fest versäumte, blieben die Kirchenmitglieder zuversichtlich, dass Gott ihn wieder beleben würde. Herr Armstrong selbst hoffte auf eine positive Wendung.
Aber nach zwei weiteren Monaten mit zunehmend schlechter werdender Gesundheit, warnte er die Kirchenmitglieder offenherzig über seinen sich verschlechternden physischen Zustand in einem Brief, den er Aaron Dean diktierte. „Ich hatte auf eine Wendung zum Besseren gehofft – dass ich zur täglichen Arbeit in mein Büro zurückkehren könnte – und auf eine Genesung von dieser Krankheit, aber leider ist das nicht eingetreten.“ Er sagte den Mitgliedern, dass er seit dem 30. September im Bett und im Schlafanzug gewesen war – mehr als zwei Monate.
Ich habe regelmäßig sehr schwere und schmerzhafte Herzattacken“, fuhr er fort. „Ich bin in der Lage gewesen, bestimmte notwendige Entscheidungen durch kurze Telefonanrufe mit jenen im Büro zu treffen und werde dass weiterhin tun, wie und wann es meine sehr beschränkte physische Kraft erlaubt.“ Er beschrieb seine Beteiligung an den tagtäglichen Aufgaben der Kirche als „sehr limitiert“. Seit August hatte er kein Fernsehprogramm aufgezeichnet.
Wie Ralph Helge erwähnte, zum Zeitpunkt der Beiratssitzung am 7. Januar „spürte man im Herzen … dass er wahrscheinlich sterben würde“. Aaron Dean glaubte, dass sein Tod unabwendbar war, weshalb er den Brief vom 10. Januar für Herrn Armstrong verfasste.
Tkach erschüttert
Am Tag, an dem Herr Armstrong starb, schrieb Herr Tkach an die Mitgliedschaft und Mitarbeiter der Kirche: „Ich bin zutiefst betrübt, Sie informieren zu müssen, dass Herbert W. Armstrongs Krankheit auf die Art geendet hat, die wir alle am wenigsten erwartet haben.“
Natürlich hätte Gott eingreifen können, um sein Leben mehrere Jahre zu verlängern. Aber dass ein 93-jähriger Mann – nachdem er vier Monate bettlägerig und von ständigem Fieber begleitet war, der zuwenig Blut und ein Herzleiden hatte, sterben würde – ist nicht gerade erschütternd, besonders nachdem der ganzen Kirche mitgeteilt wurde, dass er nicht mehr lang genug leben könnte, um einen anderen Brief „zu schreiben“.
Herr Tkach muss wie jeder andere, der zu der Zeit in Herrn Armstrongs Nähe war, erwartet haben, dass er stirbt. Aber vielleicht wollte er als demütig verstanden sein – als ob die Einsetzung zum Generalpastor das Entfernteste in seinen Gedanken gewesen wäre. Was auch immer der Grund gewesen sein mag, Herrn Tkachs erstes Kommentar als Generalpastor war befremdend.
Der Rang eines Apostels
Herr Armstrong mag Herrn Tkach nicht als Apostel ordiniert haben, aber das hielt den Nachfolger nicht davon ab, Angelegenheiten in seine eigenen Hände zu nehmen. Nachdem er Generalpastor geworden war, berief Herr Tkach Larry Salyer, ihn als Direktor der Kirchenverwaltung abzulösen. Larry Salyer wiederum übermittelte einen Beitrag für den Bericht des Generalpastors, in dem er erklärte, wie Herr Tkach das Amt eines Apostels erfüllte. Laut Aaron Dean geschah das etwa einen Monat oder so nachdem Herr Armstrong gestorben war. Als es geschah, sagte Dean Herrn Tkach, dass es für einen Mann, den Herr Tkach soeben befördert hatte, nicht richtig schien, sich umzudrehen und jedem mitzuteilen, dass sein Chef ein Apostel sei. Laut Dean stimmte Herr Tkach zu und beschloss, Salyer’s Beitrag zu den Akten zu legen. Aber wie es sich herausstellt, wurde das nur vorläufig beiseite gelegt.
Herr Tkach gab am 21. November 1986 seinen neuen geistlichen Rang während einer Regionaldirektoren-Konferenz in Pasadena bekannt, nur 10 Monate nachdem er im Amt gewesen war. Herrn Tkachs Ankündigung gab den Weg frei, dass Salyer’s Beitrag vom Regal geholt wurde. Herr Salyer schrieb im darauf folgenden Monat an die Predigerschaft: „Während der letzten Jahre sorgte Christus dafür, dass Herr Tkach in täglichen Kontakt mit Herrn Armstrong kam und praktisch an jeder größeren Entscheidung direkt beteiligt war. Herr Armstrong übertrug an Herrn Tkach ständig zunehmende Verantwortlichkeit für das Zusammentragen von Fakten und die Durchführung seiner Entscheidungen. In den letzten Wochen seines Lebens unterwies Herr Armstrong Herrn Tkach speziell in den Verantwortlichkeiten des Generalpastors und teilte viele persönliche Erfahrungen mit ihm. Und vor seinem Tod ernannte er Herrn Tkach zu seinem Nachfolger und sorgte dafür, dass die Übergabe des Kommandostabs gesetzlich dokumentiert und der Kirche bekannt gegeben wurde.“
Was er zu erwähnen versäumte, ist, dass innerhalb jener Rechtsschriften Herr Armstrong ausdrücklich erwähnte, dass Herr Tkach jedes Amt von ihm übernehmen sollte, außer dem eines Apostels. Später fuhr Salyer fort: „Es ist den führenden Predigern im Hauptquartier deutlich geworden, dass Herr Tkach, genau wie Herr Armstrong vor ihm, das tut, was die Arbeit eines Apostels ist. … Christus hat ihn auserwählt und ihn als Apostel ausgesandt, um sein Werk fortzusetzen, unterstützt und verstärkt von der ganzen Kirche, als Mitarbeiter mit Christus.“
Für führende Prediger am Hauptquartier war es schon nach einigen Monaten offensichtlich geworden, dass Joseph Tkach ein Apostel war. Herr Salyer ermutigte dann die Predigerschaft der WKG, Herrn Tkachs neulich festgelegtes Amt in Predigten zu erklären.
Im nächsten Monat gibt es eine auf der Rückseite dieser Ausgabe des Kirchenblattes integrierte Erwähnung von Herrn Tkach als „Apostel“. Während er Gerald Waterhouse’s Australien-Tour kommentierte, sagte Robert Fahey, er „zeigte eindeutig, wie Gott Herrn Tkach für die Verantwortlichkeiten, die er jetzt als Apostel der Endzeitkirche Gottes innehat, sorgfältig wählte und ausbildete, indem er den Kommandostab von Herrn Armstrong annimmt.“ In den folgenden Ausgaben schaffte es Herrn Tkachs neuer geistlicher Rang bis auf die Titelseite des Kirchenblattes – über Schlagzeilen ausgebreitet: „Der Geist ist Katalysator der Einheit, sagt Apostel in Pasadena“; „Christi Apostel ‚sehr inspiriert’ von Reise nach Jordanien, Ägypten und Israel.“
Bei Herrn Armstrong gab es das nicht, erst nach 17 Jahren im Dienste von Gottes Werk, dass einer seiner ranghohen Prediger die Vorstellung verbreitete, dass Herr Armstrong als Gottes Apostel diente. Herman Hoeh, einer der ersten vier Absolventen des Ambassador Colleges, gab die Anregung während eines Herbstfestes im Jahr 1951. Doch wie Herr Armstrong später schrieb, kam die ganze Idee als ein totaler Schock. Er schüttelte seinen Kopf in „Erstaunen“, als er das hörte, und wies es völlig von sich.
Es waren zwei weitere Jahrzehnte des Dienens in Gottes Werk, des Verkündigens der Evangeliumsbotschaft vom Reich Gottes in aller Welt, auch das Besuchen von Kaisern, Königen, Präsidenten und Premierministern – ehe Herr Armstrong widerwillig zugab, das Amt eines Apostels zu erfüllen. 1974 schrieb er an die Prediger: „Der lebendige Gott hat in diesen letzten vier Jahren veranlasst, mir, als Eurem Mitprediger – den Ihr Gottes Apostel nennt – und als Gottes auserwähltem Diener, für die Verkündigung seines wahren Evangeliums, unmittelbar vor dem Ende dieses Zeitalters, zum Zeugnis an alle Nationen in aller Welt, fast unglaubliche Autorität, Gunst und Statur in den Augen vieler Könige, Kaiser, Präsidenten, Premierminister und anderer ranghoher Führer von vielen Nationen zu geben.“
Das Wort Apostel bedeutet „ein Entsandter“. Sobald Herr Armstrong merkte, dass Gott ihn tatsächlich mit der wahren Evangeliumsbotschaft zu allen Nationen schickte, begann sich sein Denken über die Apostelwürde zu ändern. Es sind die „Früchte“, wie er in seinem späteren Leben oftmals sagen würde, die bewiesen, welches Amt er erfüllte.
Herr Tkach interessierte sich nicht so sehr für die Früchte. Er wollte nur das Amt. Wie Simon Magus, der nach der Macht und Autorität der Apostel des ersten Jahrhunderts gierte, so hatte Herr Tkach ein brennendes Verlangen, auch ein Apostel zu sein – sogar schon vor dem Tod von Herrn Armstrong. „Er fragte danach und Herr Armstrong wies ihn zurück“, sagte Herr Dean. „In der Tat, er fragte mehrmals.“ Herr Armstrong unternahm dann den außergewöhnlichen Schritt, dass er in den letzten Resolutionen und Anweisungen, die er der Kirche hinterließ, eindeutig festlegte, dass Joseph W. Tkach alle seine Ämter und Titel übernehmen würde, außer dem geistlichen Rang eines Apostels.
Wie man sieht, ist das der Titel, den Herr Tkach am meisten wollte. Sofort nachdem Herr Armstrong starb, machte er sich selbst zu einem Apostel.
Wird fortgesetzt ...