DIE POSAUNE
Referenzen
Fortgesetzt von „Der selbsternannte Apostel“
„Während seines Studienverlaufs hatte Herr Armstrong allerdings keine Seminarsbildung und es fehlte ihm jegliches wissenschaftliche Studium der Kirchengeschichte, der biblischen Auslegung und der ursprünglichen Sprachen der Schrift.”
—Michael Feazell 2002
Nicht nur, dass er ein Apostel sein wollte, Joseph Tkach Sr. gefiel auch die Idee, einen makellosen Lebenswandel zu haben. „Sie versuchten vom ersten Moment an eine Legende aus ihm zu schaffen“, erinnert sich Aaron Dean. Ellen Escat, Herrn Tkachs Verwaltungsassistentin, bat Aaron sogar darum, Herrn Tkach so wie Herrn Armstrong erscheinen zu lassen, wenn von ihm in Predigten oder Konversationen gesprochen wird.
Wenn, in der Tat, Herr Tkach sich seiner Qualifikationen für das Amt des Generalpastors sehr bewusst war, kann man verstehen, warum Herr Armstrong, außer dass er die Kirche gründete, ein erfolgreicher Lehrer und Schreiber, ein angesehener Autor, eine namhafte Fernseh-Persönlichkeit und ein inoffizieller Ambassador für den Weltfrieden war, der unter Königen, Premierministern und Präsidenten bekannt war.
Herr Tkach war nicht einmal innerhalb der Weltweiten Kirche Gottes gut bekannt. Nur selten schrieb er für Kirchenpublikationen. WKG-Prediger kannten ihn aufgrund seiner Position in der Kirchenverwaltung. Aber die meisten Kirchenmitglieder hatten ihn nicht einmal sprechen hören, bevor er 1986 Generalpastor wurde.
Tkachs Leben in der Kirche
Wie wenig Hintergrundinformationen es auch gibt über Tkach, sie wurden größtenteils während der Zeit geschrieben, als er Generalpastor wurde. Das informativste Stück ist ein kurzer Artikel von Jeff Zhorne und Michael Snyder, der in der Worldwide News unter dem Titel „Passing the Baton“ erschienen ist.
Herr Tkach wurde 1957 getauft und verbrachte seine frühen WKG Jahre in seiner Geburtsstadt Chikago, Illinois. 1961 wurde er Diakon und 1963 Gemeinde-ältester – dasselbe Jahr, wo die Kirche ihn anstelle, um hauptamtlich in der Predigerschaft zu arbeiten.
Seine drei Jahre als Gemeindeältester waren ungewöhnlich produktiv, laut der Worldwide News Zusammenfassung: „Der Generalpastor gründete Gemeinden in South Bend, Fort Wayne und Indianapolis, Ind.; Rockford und Peoria, Ill.; Davenport, Iowa; Grand Rapids, Mich,; Milwaukee, Wis,; Cincinnaty, Ohio; und St. Louis, Mo.“ Dass ein Gemeindeältester – noch dazu ein neuer – 10 Gemeinden über sieben verschiedene Staaten gründen würde, ist etwas, das während der 1960er Jahre in der WKG einfach nicht vorkam. Mein eigener Vater begann 1961 Gottesdienste in St. Louis zu besuchen – zwei Jahre bevor Herr Tkach überhaupt Prediger wurde. Es ist auf keinen Fall möglich, dass er diese Gemeinden „gegründet“ haben konnte. „Das einzige Mal, dass ich mich daran erinnere, ihn in St. Louis gesehen zu haben, war bei einem Softball Wettkampf“, erinnert sich mein Vater.
Irgendjemand mag die Redaktion der WKG gewarnt haben bezüglich dieses Versuchs, Herrn Tkachs Lebenswandel aufzubauschen, nachdem der Artikel „Passing the Baton“ in der Worldwide News gebracht wurde. Als die Information vier Monate später in der Guten Nachricht erschien, war sie überarbeitet worden und es hieß, Herr Tkach „half“ diese Gemeinden zu gründen – was der Wahrheit näher sein könnte aber immer noch als eine Übertreibung erscheint.
Im Jahre 1966 zogen Herr Tkach und seine Familie laut der Worldwide News nach Pasadena, damit er das Ambassador College (AC) besuchen konnte. Der Artikel sagt, „er besuchte Pasadena drei Jahre lang bevor er beauftragt wurde, mit Roderik Meredith in der Gemeinde von Los Angeles, Kalifornien, zu dienen.“ Das Buch von Tkach Jr. sagt, dass sein Vater und seine Mutter „drei Jahre am Unterricht teilgenommen hatten, mit der Absicht, dass mein Vater nach dem Abschluss entsandt wird, um eine Gemeinde zu betreuen. Stattdessen blieb er in Pasadena und betreute dort eine Gemeinde.“
Die Art, wie das Buch von Tkach Jr. formuliert ist, gibt den Eindruck, dass sein Vater von Ambassador graduierte, was er nicht tat.
Zufällig ging mein Vater in den späten 1970er Jahren auch nach Pasadena und nahm drei Jahre am Unterricht teil. Er ließ sich im Sommer 1967 einschreiben, ein Jahr nachdem Herr Tkach seine AC-Karriere begann. Beide von ihnen würden zumindest für zwei Jahre gemeinsam ein kleines College für Geisteswissenschaften mit etwa 500 Studenten besucht haben. Und wie Tkach, so war auch mein Vater damals verheiratet. Da aber die meisten Studenten unverheiratet waren, würden die Tkaches und Flurrys zwischen 1967 und 1969 Teil einer ziemlich exklusiven Gemeinschaft verheirateter Studenten gewesen sein.
Mein Vater wurde als „freshman“ (Student im ersten Jahr) fotografiert und im Ambassador Envoy von 1968 abgebildet. Weil er ein früheres College-Guthaben zum AC transferiert hatte, wurde er im dreijährigen akademischen Programm aufgenommen. Somit kann er im folgenden Jahr, im Envoy von 1969, innerhalb der zweiten Klasse gefunden werden. Und in der Ausgabe von 1970 ist er in der Absolventenklasse der „Seniors“ inkludiert.
Herr Tkach jedoch kann in keinem der College Envoys zwischen 1966 und 1970 gefunden werden. „Ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals in einer Klasse gesehen zu haben“, sagt mein Vater. Er kann sich entsinnen, Tkach ab und zu am Pasadena Campus gesehen zu haben, aber nicht als einen der regulären Studenten.
In der Tat, Herr Tkach ist 1966 nicht als ein AC-Student nach Pasadena gekommen. Die Kirche hat während der 1960er Jahre ein rapides Wachstum erlebt. Es war nicht wie in den 1940er und 1950er Jahren, wo nahezu alle Leiter der Kirche junge Männer in ihren 20er Jahren waren, die am Ambassador College ihren Abschluss machten. Während der 1960er Jahre und mit größeren Außengemeinden gab es mehr potentiale Leiter, von denen viele bereits verheiratet waren und erwachsene Kinder hatten, die sich ohne Ambassador Ausbildung im Ortsbereich entwickelt hatten. Um diesen Männern eine gewisse Ambassador Ausbildung zu geben, rief der damalige Superintendent der amerikanischen Predigerschaft, Roderick Meredith, ein einjähriges Programm für deren Nutzen ins Leben. Von Herrn Armstrong genehmigt, erforderte das Programm, dass eine handvoll von Gemeindeältesten für ein Jahr zum Hauptquartier berufen wurden, wo sie Ambassador Klassen besuchen konnten und in Merediths Los Angeles Gemeinde mit etwa 1100 Mitgliedern, eine Ausbildung am Arbeitsplatz erhielten. Die Idee war, dass sie eine einjährige Ausbildung am Hauptquartier erhielten, bevor sie zurückgesandt wurden in das Einsatzgebiet, um als Hilfspastor und später dann als Pastor zu arbeiten.
Meredith sagt, dass Tkach an manchen Bibelklassen teilnahm, aber nicht für offizielle Benotung. Er kann sich nicht erinnern, ob er nach diesem anfänglichen Jahr an irgendwelchen Klassen teilnahm. Aber während seiner „drei Jahre“ am Ambassador, war er laut seinem Boss niemals ganztägig anwesend, er nahm keinerlei Klassen mit Benotung und „er hat ganz bestimmt keinen Abschluss gemacht.“
Somit ist der von den Tkaches erweckte Anschein, dass der Senior das Ambassador College drei Jahre besuchte, bevor ihm die Aufgabe, eine Gemeinde zu betreuen, zugewiesen wurde, nicht wahr. Herr Tkach wurde 1966 Herrn Meredith bei seiner Ankunft in Pasadena zugeteilt. Und während der nächsten Jahre arbeitete er mit Witwen, um nicht anderswo eine Bürde zu sein.
Er wurde 1974 zum Rang eines Kirchenältesten erhoben, nachdem er 11 Jahre Gemeindeältester war. Während der 1970er Jahre arbeitete Tkach als ein Hilfspastor in verschiedenen Gemeinden in Südkalifornien.
Als im Januar 1979 das Büro des Generalstaatsanwalts von Kalifornien die Kontrolle der Kirche übernehmen wollte, war Joseph Tkach Hilfspastor für die AM-Gemeinde in Pasadena. Nachdem Kirchenmitglieder das Grundstück am Hauptquartier spontan bevölkerten, um für eine in der Kritik stehenden Kirche ihre Unterstützung auszudrücken, bereiteten Herr Tkach und ein Diakon namens Joseph Kotoa die Empfangshalle des Verwaltungsgebäudes eilig für einen notdürftigen Gottesdienst vor. Dean Blackwell gab an dem Tag eine Predigt vor der teilnehmenden Gemeinde und Herr Tkach schloss den Gottesdienst mit einem Gebet.
Tkachs Beteiligung während dieser Krise im Jahr 1979 entging nicht der Aufmerksamkeit von Herrn Armstrong, obwohl Herr Armstrong zu der Zeit in Arizona lebte. Im Juli 1979 ernannte er Herrn Tkach zum Direktor des Kirchendienstes (später Kirchenverwaltung genannt). Dann, am 27. September 1979, in Herrn Armstrongs Wohnung in Tucson, beförderte der Kirchengründer drei Personen zum Rang eines Evangelisten, dem höchsten Kirchenamt in der Kirche (abgesehen von Herrn Armstrongs). Die neuen Evangelisten – Ellis LaRavia, Stanley Rader und Joseph Tkach – alle hatten bei der Verteidigung der Kirche gegen den verfassungswidrigen Angriff des Staates eine Rolle gespielt.
Außer dass er in der Kirchenverwaltung emporstieg, wurde Herr Tkach auch Hilfspastor der PM-Gemeinde von Pasadena – die Gemeinde des Hauptquartiers, die Herr Armstrong betreute. Im Jahre 1981 wählte Herr Armstrong Herrn Tkach aus, um im Beratungsgremium zu fungieren. Das waren Herrn Tkachs Hauptverantwortlichkeiten in den letzten Jahren von Herrn Armstrongs Leben.
Lückenhafte Ausbildung
Außer dem Hinzutun zu seinen Heldentaten in der Kirche, scheint es, dass Herrn Tkatch’s Plänemacher auch eine Legende aus seinem Leben vor der Bekehrung schaffen wollten – vor allem von seinem akademischen Hintergrund. Angesichts Herrn Armstrongs Denkweise über moderne Bildung, kann man sich nur wundern, warum Herr Tkach bezüglich seiner Schulbildung so selbstbewusst schien. Herr Armstrong betrachtete seinen Mangel an Ausbildung auf einer „Fließband“-Universität oder einem Seminar als Vorteil. Herr Tkach jedoch wollte wissenschaftliche Referenzen, selbst wenn er sie erfinden musste.
Nachdem er 1986 Generalpastor wurde, wollte er aus irgendeinem Grund, dass die Geschwister glauben, er wäre 1926 geboren. Das Buch „Passing the Baton“ gibt genaue Daten für Tkachs Taufe, Ordinationen und Eheschließung. Aber es wird kein Geburtsdatum angegeben – es sagt nur, er war zum Zeitpunkt seiner Ernennung zum Generalpastor 59 Jahre alt.
Die Korrespondenzabteilung der WKG brachte 1989 eine „Briefserie“ heraus, in dem ein Datenblatt über Herrn Tkachs Hintergrund für die Menschen ist, die solche Information verlangt haben. Dieser Brief, der drei Jahre nachdem Herr Tkach die Leitung übernahm, vorbereitet wurde, sagt, dass er „1926 geboren“ wurde, ohne aber den genauen Tag oder Monat seiner Geburt anzugeben.
Zufolge seines Geburts- und Totenscheins wurde Herr Tkach jedoch am 16. März 1927 geboren, was bedeutet, dass er 58 und nicht 59 war, als Herr Armstrong starb. Als Herr Tkach 1995 starb, korrigierte die WKG dieses Datum in einem Artikel der Worldwide News von Jeff Zorne, nachdem Kritiker diese Unvereinbarkeit der Geburtsdaten aufgedeckt hatten. Tkach Jr. korrigierte das Datum auch in seinem Buch Transformed by Truth und rechtfertigte die Verwechslung folgendermaßen: „Wie es in jenen Tagen üblich war, kam der Doktor einfach nicht dazu, erst bis nach einigen Monaten nach meines Vaters Geburt, einen Geburtsschein auszufüllen.“ In der Tat, dem Geburtsschein zufolge registrierte der Doktor die Information nur acht Tage nachdem Tkach geboren war.
Warum sie ihn eigentlich ein Jahr älter machen wollten ist schwer zu sagen. Mit dem korrekten Datum würde er die Realschule früher abgeschlossen haben, kurz nach seinem 17. Geburtstag. Vielleicht wollten sie einen 18-jährigen Abiturienten haben. Auf jeden Fall hat er das Gymnasium 1944 abgeschlossen. Er schaffte die Abschlussprüfung als 155ster in einer Klasse von 349 an der Tilden Realschule in Süd-Chikago.
Im nachfolgenden Jahr, im Januar 1945, lief er davon und ging als 17-jähriger zur Marine. Vielleicht versuchten sie aus diesem Grund einen 18-jährigen aus ihm zu machen. Aber Tkach gab gegenüber Klar&Wahr Lesern 1986 zu, dass er von zuhause weglief und „minderjährig“ war, als er zur Marine ging.
Es ist nur eine merkwürdige „Sache“, deswegen zu lügen. Aber warum sie zunächst während der ersten Jahre von Herrn Tkach als Generalpastor bei dem Geburtsdatum des Jahres 1926 blieben, ist unerklärlich, wo sie das korrekte Datum aus seiner Fahrerlaubnis hätten entnehmen können.
Mit der Zeitleiste fortfahrend, diente Tkach laut Jeff Zorne während des zweiten Weltkriegs in der US-Marine vom 17. Januar 1945 bis 22. Juli 1946. Herr Tkach indessen schrieb in der Worldwide News, dass er am 21. Dezember 1945 vom Krieg nach Chikago zurückkehrte, was seinen Dienst in der Marine auf 11 Monate beschränkt hätte.
Es ist die Zeit von 1946 bis 1950, wo die Biographie wirklich unklar wird. Wenn man liest, was die WKG vorlegte, bleibt man zurück mit dem klaren Eindruck, dass Herr Tkach während dieser vier Jahre ein College besuchte. Zum Beispiel steht in dem Buch „Passing the Baton“, dass, nachdem Tkach 1945 ein Marinezeugnis in „Basic Engineering“ erhielt, er dann heimkehrte, um das Technische Institut Illinois in Chikago zu besuchen, wo er Industrie-Management studierte. Danach wurde er 1950 von Hupp Aviation eingestellt.
Mangel an Bildung
In einem Schreiben vom Jahr 2002 kritisierte Michael Feazell Herrn Armstrong, weil er „keine Seminarsbildung hatte und ihm jegliches wissenschaftliche Studium der Kirchengeschichte, der biblischen Auslegung und der ursprünglichen Sprachen der Schrift fehlte.“ In seinem Buch sagte Feazell, dass „Herbert Armstrong und Bildung sich nicht gut vertrugen“. Als ob sie sich mit Tkach gut vertrug. Feazell schrieb, „viele von Armstrongs doktrinären Fehlern entsprangen direkt von seinem Mangel an biblischem Wissen und fundierten Methoden der biblischen Auslegung“. In dem Buch Transformed by Truth kritisierte Tkach Jr. Herrn Armstrong für seinen Bildungsmangel in „Hermeneutik, Erkenntnistheorie oder Apologetik“.
Selbstverständlich würde Herr Armstrong auf diese Kritiken donnernd reagiert haben, indem er auf das krasse Unwissen über Gott in Gelehrtenkreisen hingewiesen hätte. Kritiker mögen über Herrn Armstrongs angeblichen Mangel an Bildung spotten, aber Hunderttausende – einschließlich sehr vieler Weltführer, die Herr Armstrong besuchte – würden Herrn Armstrong für einen Bibelgelehrten und fachkundigen Pädagogen gehalten haben. Schauen Sie auf die Früchte: Vielleicht tausende von Flugblättern, Artikeln und Briefen, hunderte von Broschüren und sieben Bücher. Tausende von Predigten. Er produzierte 1500 Radioprogramme und fast 200 Fernsehprogramme. Er entwickelte den Lehrplan für drei Colleges – es müssen tausende von Vorlesungen gewesen sein, die er selbst in Klassen gab. Sachliche Beobachter würden ihm zumindest Anerkennung zollen für all das, was er geschaffen hat, selbst wenn sie mit seiner Theologie nicht übereinstimmen.
Vergleichen Sie das mit Tkach Sr. Taten, auch seinen erfundenen akademischen Erfolg mitzählend. Bevor er 1986 die Leitung übernahm, schrieb oder sprach er fast nie öffentlich. Laut Aaron Dean fasste Herr Armstrong Mut in Tkachs durchschnittlichen geistigen Fähigkeiten, weil er glaubte, dass es ihn bereitwilliger machen würde, dem Beirat zu vertrauen. Nachdem er Generalpastor wurde, gab Herr Tkachs eigener Sohn zu, dass sein „Vater nicht als Theologe bekannt war“. Tkachs ehemaliger Boss, Roderick Meredith, beurteilte Herrn Armstrongs Nachfolger viel ungeschminkter, indem er sagte, er „konnte nicht gut sprechen und begriff nicht, wie wenig er die Lehren verstand“.
Angesichts von Tkachs lückenhaftem Bildungs-hintergrund ist es erstaunlich, wie oft Tkach Jr. und Feazell Gelegenheit fanden, über Herrn Armstrongs Mangel an Bildung zu spotten. Aber wenn Herr Armstrong ungebildet war, wo würde das Joseph Tkach einreihen?
Der wahre Kirchenhistoriker
Während einer Zeugenaussage im Jahr 2002 verwiesen wir Tkach Jr. auf die Aussage bezüglich Herrn Armstrongs Mangel an Seminarsbildung und wissenschaftlichem Studium der Kirchengeschichte und fragten dann: „Könnte dasselbe von ihrem Vater gesagt werden?“ Diese Frage traf den jüngeren Tkach völlig unvorbereitet.
„Nein“, stotterte er, „nicht in derselben Weise, nein.“ Laut Tkach verbrachte sein Vater mehr Zeit mit dem Studium von Kirchengeschichte wie Herr Armstrong. Später sagte er, dass Herr Armstrong „hauptsächlich über Philosophie las“, als ob Joe Jr., der im selben Jahr geboren wurde, als Herr Armstrong 59 wurde, alles wüsste, was der Gründer der Kirche las. Wenn er sprach und schrieb, verwies Herr Armstrong manchmal auf die geschriebenen Werke, die ihn beeindruckten. Aber wie Tkach Jr. diese vielen Hinweise so verstehen konnte, dass er hauptsächlich Philosophie las, werde ich nie verstehen.
In seiner Autobiographie schilderte Herr Armstrong sein allererstes Eintauchen in das Studium der Kirchengeschichte. Seine Frau hatte ihn herausgefordert, die biblische Wahrheit bezüglich der Sabbatfrage zu begründen. Als Reaktion auf ihre Herausforderung „verbrachte er volle sechs Monate mit Studien und Recherchen, faktisch Tag und Nacht, sieben Tage die Woche“, nur um zu beweisen, dass der Sonntag Gottes Tag der Anbetung war. „Ich studierte sogar genügend Griechisch, um jeden möglichen zweifelhaften Text im ursprünglichen Griechisch zu analysieren.“ Er benutzte Robertson’s Grammar of the Greek New Testament. Er stützte sich auch auf eine Anzahl anderer Kommentare und auf griechische und hebräische Nachschlagewerke. Er vertiefte sich in mehrere Enzyklopädien – Britannica, Americana, so wie jüdische und katholische Enzyklopädien.
„Ich las Gibbon’s Decline and Fall of the Roman Empire, insbesondere sein 15. Kapitel, das die religiöse Geschichte der ersten vierhundert Jahre nach Christus behandelt”, schrieb Herr Armstrong. „Ich habe nichts unversucht gelassen.“
Allein davon erhält man den Eindruck, dass er weit mehr als nur Philosophie gelesen hat.
In Geheimnis der Zeitalter schrieb Herr Armstrong: „Wissenschaftler und Kirchenhistoriker geben zu, dass die frühkirchliche Zeit zwischen 50 und 150 nur in vagen Umrissen zu erkennen ist – wie hinter einer dicken Nebelwand.“ Um seine Ergebnisse zu untermauern, stützte sich Herr Armstrong auf den bekannten englischen Wissenschaftler Samuel G. Green und sein Handbook of Church History. Er zitierte von William Fitzgerald’s Lectures on Ecclesiastical History, William McGlothlin’s The Course of Christian History und Philip Schaff’s History of the Christian Church.
In seinen Broschüren Die Wahrheit über Ostern und Die Wahrheit über Weihnachten stützte sich Herr Armstrong auf Hislob’s The Two Babylon’s.
Herrn Armstrongs Studium der Kirchengeschichte reflektiert sich auch in den vielen Schriften, die er zu dem Thema herausbrachte. In Geheimnis der Zeitalter trägt sein bei weitem längstes Kapitel den Titel „Geheimnis der Kirche“. Er schrieb im Jahr 1979 auch eine achtteilige Fortsetzungsreihe in der Plain Truth über die „Proofs of God’s True Church“ und 1984 eine Broschüre Wo ist die wahre Kirche? Unter seinen über 1500 Radio-Sendungen ist eine achtteilige Sendereihe über „Die wahre Kirche“.
Tkach Jr. prahlte, dass sein Vater „Bücher las“ über Kirchengeschichte, von denen manche noch nicht einmal bis nach Herrn Armstrongs Tod publiziert wurden. Unter den Werken, die Tkach Jr. angab, waren die vom Methodisten-Prediger Justo Gonzalez.
Herr Armstrong studierte Gibbon, Schaff, Fitzgerald, McGlothlin und Green und er schrieb umfassend über die Geschichte der Kirche. Tkach Sr. studierte Gonzalez und schrieb niemals etwas über Kirchengeschichte.
Natürlich weiß Joe Jr. tief in seinem innersten Herzen, dass Herrn Armstrongs umfangreiche Recherchen und seine Ausbildung, als auch sein produktives Leben die intellektuellen Leistungen seines eigenen Vaters überragen. Aber der Grund, warum er Herrn Armstrong als „ungebildet“ darstellt, ist, weil er mit Herrn Armstrongs Erklärung der Kirchengeschichte nicht einverstanden ist. Hätte er es auf diese Weise erklärt, wäre es zumindest ehrlich gewesen. Aber einfach zu sagen, dass sein Vater Kirchengeschichte studiert hätte und Herr Armstrong nicht – dass er hauptsächlich Philosophie las?
Jedes derzeitige und ehemalige Mitglied der Weltweiten Kirche Gottes sollte wissen, dass dies eine Lüge ist.
Qualifiziertes Studium
Um zu bestätigen, dass seines Vaters Referenzen besser wären als die von Herrn Armstrong, behauptete Tkach Jr. in der vorher zitierten Zeugenaussage, dass, abgesehen von seines Vaters Verständnisses der Kirchengeschichte, Tkach Sr. das Ambassador College besuchte. Unser Anwalt hakte nach mit der Frage, die jeder auf unserer Seite der Runde beinahe herausplatzte: Nun, es würde sozusagen schwierig sein, den Bildungshintergrund Ihres Vaters von dem von Herrn Armstrong zu unterscheiden oder nicht, zu behaupten, dass er ein College besuchte, das Herr Armstrong schuf und leitete?“
Unglaublich, antwortete Tkach, „durchaus nicht. Denn im College-Milieu gab es fachgerechtes Studium. Herr Armstrong hatte das beileibe nicht“.
Nur um darauf einzugehen nehmen wir mal an, Herr Tkach besuchte das Ambassador College für drei Jahre als Vollzeitstudent und machte 1969 seinen Abschluss. Setzen wir voraus, er war ein aktiver Teilnehmer im „qualifizierten Studium“ des Ambassador Lebens. Wie kann das – ein Besuchen eines Colleges, das Tkach Jr. jetzt als „Indoktrinationslager“ bezeichnet, das von einem Irrlehrer gegründet wurde – als ein qualifiziertes Studium akzeptiert werden, während es nicht akzeptabel ist, dasselbe College zu etablieren, dort zu lehren und es zu verwalten?
Herbert Armstrong und J.H. Allen
In seinem Buch Transformed by Truth schrieb Herr Tkach: „Eigentlich ist es kein Geheimnis, dass Herbert Armstrongs Buch Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung von einem Buch mit dem Titel Judah’s Scepter and Joseph’s Birthright von J.H. Allen, kopiert wurde.“ Er führt keine Beweise an für diese Plagiat-Anschuldigung. Es ist einfach wahr, weil er es sagt – es ist „kein Geheimnis“ – jeder weiß, dass Herr Armstrong es „kopierte“. Aber wenn Sie sich wirklich die Zeit nehmen, die zwei Bücher zu überprüfen, dann werden Sie finden, dass sie völlig unterschiedlich sind. Ja, in jeder Beziehung.
Nur weil beide Bücher die heutige Identität der verlorenen 10 Stämme des alten Israels erörtern, heißt das nicht, dass Herr Armstrong Allen „kopierte“. Wenn sowohl William Manchester als auch Martin Gilbert Biographien über Winston Churchill schrieben, heißt das dann, dass einer den anderen plagiierte?
Und es ist nicht, dass Herr Armstrong die Tatsache, dass er Allen’s Buch las, als er das Thema bezüglich der Abwanderung des alten Israels nach Europa studierte, geheim halten wollte. Er sagte, „es stimmt, dass ich ein oder zwei andere Beiträge und dieses Buch von J.H. Allen über die Wahrheit bezüglich der 10 verlorenen Stämme gelesen hatte“. Es wäre aber eine „freche Lüge“, wenn jemand sagen würde, es wurde kopiert, sagte Herr Armstrong.
„Ich prüfte diese so genannte Anglo-Israel Theorie“, fuhr er fort. Aber ich prüfte sie sehr sorgfältig mit der Bibel und ich glaubte nur, was ich in der Bibel sah. Vieles von dem Inhalt glaubte ich nicht und lehnte es ab. Ist das nicht die Art und Weise, wie jeder aufrichtige Theologe ein Bibelkommentar oder Geschichte studieren sollte? Wenn es mit der biblischen Wahrheit übereinstimmt, dann war Herr Armstrong berechtigt, sich ebensoviel damit auseinanderzusetzen, wie jeder andere Theologe.
J.H. allen stellte sein Buch vor, indem er schrieb: „Obwohl es nicht allgemein bekannt ist, so ist es dennoch wahr, dass Gott zwei Bündnisse mit Abraham schloss …“ Vergleichen Sie das mit der Einleitung in Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung: „In naher Zukunft werden welterschütternde Ereignisse schlagartig eintreten. Sie werden die USA, Großbritannien, Westeuropa und den Nahen Osten mit aller Schwere treffen“. Diese einleitenden Bemerkungen sowie die Titel der beiden Bücher markieren den gewaltigen Unterschied zwischen den beiden.
J.H. Allen strukturierte sein Werk in diese drei Bereiche: 1) die Verheißung des Geburtsrechts; 2) die Verheißung des Zepters; und 3) die Enthüllung der Nationen Abrahams. Die ersten zwei Bereiche drehen sich um die Verheißungen, die Gott in 2. Mose 12 Abraham gab und wie sie sich in der Geschichte auswirkten. Und zu Allens Gunsten muss man sagen, er versuchte ehrlich zu sein mit der Bibel im Vergleich zur säkularen Geschichte.
Der dritte Bereich ist größtenteils historisch und säkular. Und wenn Allen sich heranwagt, die prophetische Bedeutung zu erklären, dann weicht er weit ab vom Kurs.
Herrn Armstrongs Buch hingegen handelt von einer prophezeiten Gefangenschaft, die über das israelitische Volk kommen wird, es sei denn, es bereut. Das ist das zentrale Thema des Buches vom Anfang bis zum Ende.
In seiner Erklärung über diese Endzeitprophezeiungen widmete Herr Armstrong einige Seiten in dem Buch (zwischen den Kapiteln 3 und 8) dafür, um die heutige Identität Israels nach der Bibel und der säkularen Geschichte zu begründen. Dies sind entscheidende historische Tatsachen, die den Lesern erklärt werden müssen, um die Wahrheit bezüglich der Endzeitprophezeiungen zu verstehen. J.H. Allen muss gelobt werden, dass er die Wahrheit über einige dieser historischen Tatsachen lehrt. Aber er hat die enorme Bedeutung dieser Geschichte, sofern sie sich auf die biblische Prophezeiung bezieht, sicher nicht begriffen.
Aber genau das ist es, welchem Thema die letzten sechs Kapitel von Herrn Armstrongs Buch gewidmet sind – der Erklärung der tatsächlichen Bedeutung dieser Geschichte im Zusammenhang mit der Endzeitprophezeiung. Im Kapitel 10 zum Beispiel schrieb Herr Armstrong darüber, wie die Verheißungen des Geburtsrechts für 2500 vorenthalten wurden. Das wird nicht in Allen’s Buch erwähnt. In einem anderen Kapitel wird die Frage gestellt: „Warum hat Israel seine Identität verloren?“ J.H. Allen hat sich nicht nur die Mühe erspart, diese Frage zu beantworten, er hat sie nie gestellt. Dann schloss Herr Armstrong sein Buch indem er erläuterte, was dem amerikanischen und britischen Volk laut der Prophezeiung in der sehr nahen Zukunft widerfahren wird – ein Abschluss, der nicht nur unterschiedlich, sondern völlig uneins ist mit J.H. Allen’s Schlussfolgerungen.
Während es richtig ist, dass Herr Armstrong Judah’s Scepter and Joseph’s Birthright zuasmmen mit anderen Büchern über die „Anglo-Israel“ Theorie las, kopierte er diese Werke jedoch nicht. Joe Jr. stellte diese unehrlichen Behauptungen auf ohne irgendwelche unterstützenden Beweise auch immer, einfach weil er Herrn Armstrong nicht mag und mit dem Buch nicht einverstanden ist, welches über 6 Millionen Menschen bestellten.
Die Redenschreiber
Auf Seite 66 seines Buches schrieb Tkach Jr.: „Wenn mein Vater eine wichtige Predigt bezüglich doktrinärer Änderungen gab, dann las er immer wichtige Teile davon, um in den Köpfen dieser Leute zu bestätigen, dass er nichts als ein Betrogener der ‚Viererbande’ war. Sie streuten Gerüchte aus, dass andere seine Artikel für Kirchenpublikationen schrieben und diese ohne sein Wissen oder gegen seinen Willen veröffentlichten“.
Und das stimmt auch. Ich erinnere mich, dass ich etliche von Herrn Tkachs aufgezeichneten Predigten aus den späten 1980er und den frühen 1990er Jahren anhörte – ich sah mir sogar einige auf Video aufgezeichnete Predigten nochmals an. Er würde lesen und lesen und oftmals über Worte stolpern. Ich erinnere mich auch lebhaft an die Gerüchte: Wer hat das für ihn vorbereitet? Und warum weicht er nicht von seinen Aufzeichnungen ab?
Etwas später in dem Buch, nachdem er diese „Gerüchte“ erwähnt hatte, schrieb Tkach Jr.: „Anscheinend ist es den Leuten nicht in den Sinn gekommen, dass, wenn mein Vater mit dem Material, das Mike Feazell (der sein persönlicher Assistent und redaktioneller Berater war) oder andere für ihn vorbereiteten, nicht einverstanden war oder es nicht gewollt hätte, hätte er es ändern können oder überhaupt nicht verwenden müssen“.
Ja – genau in demselben Buch, in dem Tkach Jr. Herrn Armstrong beschuldigt, J.H. Allen kopiert zu haben, bekennt er, dass sein eigener Vater seine Predigten für ihn vorbereiten ließ. Dann rechtfertigt er das indem er sagt, dass sein Vater diese vorbereiteten Predigten nicht verwenden musste, wenn er nicht wollte.
Und es waren nicht nur Tkachs Predigten, die andere vorbereiteten. Tkach Jr. fuhr fort: „Mein Vater stellte Mike Feazell ein um ihn zu unterstützen, besonders beim Schreiben und in Theologie und er hätte ihn jederzeit entlassen können. Mein Vater verbrachte jeden Tag viele Stunden mit Mike, um Einzelheiten von Briefen, Artikeln und Predigten auszuarbeiten“. Im Jahr 2002 gestand Mike Feazell, dass er als Herrn Tkachs Assistent hauptsächlich „verantwortlich war für die Bearbeitung und Abfassung seines schriftlichen Materials“.
Rod Meredith erinnert sich, wie peinlich und beschämend es war, wenn man sah, wie Herr Tkach Sr. rumfaselte, wenn er irgendjemandes Material verwendete: „Bei den Predigten in Pasadena, wenn er von seinem Manuskript abkam – welches manchmal von Larry Salyer, manchmal von Robin Webber und später zumeist von Mike Feazell geschrieben wurde, der sozusagen alle seiner Artikel schrieb – nun ja, dann begann er zu schreien und sie spotteten hinter der Bühne: ‚Vati, warum bist du vom Manuskript abgewichen?’ Und so war es mehr oder minder beschämend“.
Die Männer, die Herrn Tkach halfen diese Aktionen zu rechtfertigen, sagten, dass er einfach kein guter Kommunikant war. Mike Feazell schrieb: „Weil Tkach Sr. nicht dieselbe Fähigkeit der mündlichen und schriftlichen Ausdrucksform besaß wie Herr Armstrong, war er für seine schriftliche Verständigung mit Pastoren und Kirchenmitgliedern sehr stark auf andere angewiesen“. Sein eigener Sohn gab zu, dass Tkach Sr. kein Theologe war – und dass andere seine Predigten und Artikel vorbereiteten – dass er, wenn er Predigten gab, „an seine [eigentlich jemandes anderen] Aufzeichnungen gebunden war“. Herrn Tkachs persönlicher Assistent, jener, der seine Predigten und Artikel vorbereitete, gibt bereitwillig zu, dass Herr Tkach kein guter Kommunikant war – weder im Schreiben noch im Sprechen. Und selbst die Webseite der WKG sagt, dass Herr Tkach nicht die „anziehende Persönlichkeit hatte wie Herr Armstrong“.
Es ist alles bedauernswert, ist es nicht so? Der Tkachismus hat so hart daran gearbeitet, Herrn Armstrong als einen unqualifizierten und ungebildeten Ignoranten hinzustellen. Und dennoch, schauen Sie auf den, der sie durch ihre Transformation geführt hat.
Wird fortgesetzt ...