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Offensive Kriegsführung

die posaune

Offensive Kriegsführung

Die Trümmer aufrichten: Der Kampf um die Wiederbelebung des Erbes von Herbert W. Armstrong (Kapitel zweiundzwanzig)

Fortgesetzt von „Das Berüchtigte Vorwort

„So wie wir es sehen, gibt uns dieses Vorwort viel größere Möglichkeiten bei den bevorstehenden eidesstattlichen Aussagen und im Gerichtsverfahren. Ich glaube, dies ist der einzige Weg wie wir gewinnen können.“

— Gerald Flurry

Brief an das Rechtsteam, 11. Juni 2002

Wie die Fußnote von Tkach Jr. in seinem Buch Transformed by Truth, in Bezug auf die „christliche Pflicht“, so war auch das Vorwort von Feazell ein Fehlschlag. Jedenfalls zeigte es, wie falsch das E-Publishing Vorhaben wirklich war. Sie hatten niemals beabsichtigt, die Literatur von Herrn Armstrong zu produzieren, es sei denn, dass sie durch die Anmerkungen von Feazell eingeleitet würde. Und auf keinen Fall hätten wir zukünftige Mitglieder angewiesen, diesen Schund herunterzuladen. Obwohl wir es die ganze Zeit hindurch gewusst hatten, so offenbarte das Vorwort dennoch völlig, wie interessiert sie in Wirklichkeit waren, uns zu „helfen“, unsere geistigen Bedürfnisse zu erfüllen. Der ganze E-Publishing Schwindel, wie es sich nun herausstellt, war für sie nur ein anderer Weg, das Vermächtnis von Herrn Armstrong zu vernichten.

Aber der Einfluss des Vorwortes auf unsere juristischen Argumente war geringfügig, in Vergleich zu dem, wie es uns betraf. Ich möchte nicht sagen, dass es uns überraschte – nicht nachdem wir den zerstörerischen Angriff des Tkachismus auf die Kirche während der vorangegangenen 16 Jahre erlebt hatten. Aber es diente uns als aufschreckende Erinnerung daran, wogegen wir kämpften: Menschen, die alles hassen, wofür Herbert Armstrong gestanden hat. Wir konnten mit ihnen nicht argumentieren. Wir konnten mit ihnen nicht klarkommen – alles was wir tun konnten, war, zu kämpfen.

Von diesem Punkt an würde sich alles im Rechtsstreit gegen Feazells Vorwort wenden – zumindest, soweit es uns betraf. Mein Vater schrieb unseren Rechtsanwälten am 11. Juni 2002: „Das Vorwort für den E-Publishing Schwindel ist die Gelegenheit, auf die wir gewartet haben. Seit Richter Letts involviert war, habe ich das Gefühl, dass es uns nicht möglich war, das voll und ganz rüberzubringen, was in unserer Kirche wirklich geschehen war.

„Dieses Vorwort hat uns eine enorme Chance eröffnet, dies erneut zu tun. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt in die Offensive gehen können wie nie zuvor und zwar mit einem noch größeren Ziel im Kopf (RFRA, ein Buch zu schreiben, etc.). Ich glaube stark daran, dass unsere Antwort auf das Vorwort sie die Hitze spüren lassen wird ...

Vielleicht haben wir die Entscheidung des Berufungsgerichts deshalb verloren, weil die WKG einige Bemerkungen machte, die uns als Kult kennzeichneten. ... Das Vorwort gibt uns die Möglichkeit, den Kult-Anschlag zu erwidern. Aber es gibt uns eine noch größere Möglichkeit. Wir können sie jetzt als das bloßstellen, was sie wirklich sind – ein Kult und viel schlimmer. Gleichzeitig glaube ich, können wir dem Richter und der Jury helfen, die wahren Beweggründe der PKG zu verstehen.

Es wird gesagt, dass die Schlacht zur Hälfte gewonnen ist, wenn man in die Offensive geht. So wie wir es sehen, gibt uns das Vorwort viel größere Möglichkeiten bei den kommenden eidesstattlichen Aussagen und bei der Gerichtsverhandlung. Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit, wie wir gewinnen können.“

Während der nächsten zwei Monate hörten unsere Rechtsanwälte wahrscheinlich das Wort „Vorwort“ so oft, dass sie vielleicht dachten, wir wären eine kaputte Schallplatte. Natürlich mussten sie noch Beweismaterial sammeln, um all unsere legalen Argumente zu unterstützen, insofern es das Urheberrecht anbelangt. Aber da die WKG jetzt Armstrong-Beschimpfung in den Gerichtsstreit einfügen wollte, beharrten wir darauf, die hinter-den-Kulissen-Geschichte zu erzählen, ob es nun während einer eidesstattlichen Aussage, vor einem Richter oder einer Jury oder in den Gerichtsunterlagen stattfand. In der Tat, wie Sie aus dem obigen Brief entnehmen können, war es das Vorwort, das die ganze Idee für dieses Buch anregte. Der Fall war jetzt viel größer geworden, als nur ein Kampf um das Recht, Herrn Armstrongs Literatur zu verbreiten. Jetzt mussten wir die Literatur bekommen – und sie dabei entblößen.

Wendepunkt

Obwohl wir technisch gesehen den Schadenersatzprozess als die „Verlierer“ antraten (in Bezug auf Geheimnis der Zeitalter), glaubte mein Vater, dass etwas Dramatisches innerhalb oder außerhalb des Gerichts geschehen würde, was das Blatt schließlich zu unseren Gunsten wenden würde. „Wenn Gott mit uns ist“, sagte er, „werden wir das gewinnen. Wenn er mit uns gewesen ist, dann ist er auch weiterhin mit uns – das heißt, wenn wir den Glauben bewahren.“

Richterin Snyder hoffte auf eine Gerichtsverhandlung Mitte Oktober 2002, was bedeutete, dass die Ausforschungsbeweise und eidesstattlichen Aussagen vor Ende des Sommers abgeschlossen sein mussten. Als wir uns auf einen geschäftigen Sommer vorbereiteten, beauftragte mein Vater sein ganzes Personal in Edmond, den Gerichtsprozess zu ihrer obersten Priorität zu machen. Mehr als ein Dutzend Leute machten sich daran, Informationen zu sammeln und für die eidesstattlichen Aussagen der WKG wichtige Zeugen vorzubereiten – Joseph Tkach, Michael Feazell, Ron Kelly, Ralph Helge und Bernard Schnippert, wie auch einige andere. Mein Vater befreite Dennis Leap und mich von einigen unserer Pflichten im  Jugendlager in diesem Sommer, damit wir der Nachforschung für die eidesstattlichen Aussagen mehr Zeit widmen konnten. Die PKG-Prediger Gary Rethford und Tim Thompson waren auch maßgeblich daran beteiligt, für unsere Rechtsanwälte Informationen auszugraben.

Dies war ein wirklicher Wendepunkt. Im Jahr 1998 wurde der Hauptteil der Vorbereitungen für die eidesstattlichen Aussagen unseren Rechtsanwälten überlassen, obwohl Dennis und seine Frau darauf achteten, dass sie mit Kirchendokumenten und Literatur versorgt wurden. Auch boten wir viele Rückinformationen während der Konferenzen an, die wir vor den eidesstattlichen Aussagen hatten. Aber größtenteils waren die Rechtsanwälte für den Hauptteil der meisten Nachforschungen und die Erstellung der Fragen verantwortlich.

Im Jahr 2002 haben die Rechtsanwälte immer noch all dies getan, es ist nur, dass wir es auch taten – nur dass wir mit dem Blickwinkel auf das Vorwort herangingen. Wenn Tkaches Kollegen über Herrn Armstrongs unbarmherzige Einstellung zur Regierungsform sprechen wollten, dann würden Tkach Jr. und Feazell über das Vermächtnis des Tkachismus befragt werden – wie er die Menschen zwang, mitzumachen oder aber sie aus der Kirche drängte. Wenn sie zur Sprache bringen wollten, wie Herr Armstrong angeblich Menschen für sein Glaubenssystem „gewann“, dann würden sie über all die Lügen aussagen müssen, die der Tkachismus erzählte, um nichtsahnende Mitglieder einzulullen, damit sie deren Zehnten nicht verlieren würden. Wenn sie Herrn Armstrongs fehlendes „Studium“ und seine „schulische Ausbildung“ vorbringen wollten, dann würden wir sie nach den akademischen und theologischen Referenzen von Tkach Sr. fragen. Wenn sie darüber sprechen wollten, wie bedrückend es in der Kirche unter Herrn Armstrong war, dann konnten sie sicher sein, dass sie vom schweren Vermächtnis des Tkachismus hören würden. Und wenn sie Herrn Armstrongs „extravaganten“ Lebensstil erwähnen wollten, dann würden wir fragen: Nun gut, und was hat der Tkachismus mit seinen Milliarden gemacht?

Als wir uns nun für die Aussagen im Jahr 2002 fertig machten, bereiteten unsere Anwälte ihre Fragen und Dokumente vor und wir bereiteten unsere vor. Dann, in einer Statuskonferenz vor den eidesstattlichen Aussagen arbeiteten wir daran, die beiden aufeinander abzustimmen.

Joseph Tkach jr.

In der eidesstattlichen Aussage von Tkach Jr., am Freitag, dem 23. August 2002, verschwendete Mark Helms ein wenig Zeit, um Sprengstoff zu zünden. Nach fünfzehn Minuten während dieser Aussage wies Allan Browne Tkach an, auf Marks „belästigende und erdrückende“ Fragestellung nicht zu antworten. Nach dreißig Minuten drohte er zu gehen, wenn Mark seine Stimme nicht abschwächen würde!

Mark begann, indem er das Sitzungsprotokoll des Ältesten-Beirats vom 4. Dez. 1998 durchsah – wo die WKG ihre Position bezüglich der eingestellten Literatur offiziell erklärte, und wie sie plante, das Material wieder zu verwenden. Für den Fall, dass Geheimnis der Zeitalter verworfen wird, erklärte das WKG-Protokoll: „Somit wurde ein kirchlicher Beschluss gefasst, Geheimnis der Zeitalter und andere solche Werke aus dem Verkehr zu ziehen und nicht mehr zu verteilen, bis entsprechende Revisionen durchgeführt werden können, die mit der Bibel vereinbar sind.“

Jetzt, wo die WKG beabsichtigte, diese Werke im Internet zu veröffentlichen, wollte Mark wissen, ob das Vorwort als eine „entsprechende Revision“ betrachtet werden konnte. Nachdem Tkach „nein“ sagte, fragte Mark, ob der kirchliche Beschluss sich geändert hätte. Tkach gab zu verstehen, dass sie ihren Beschluss nicht geändert hätten, aber dass sie sich sicher genug fühlten, die Literatur im Internet zu veröffentlichen, solange es ein Vorwort enthielt, um einen Hintergrund zu vermitteln. Da die WKG während des ganzen Rechtsstreits Aussagen gemacht hatte, dass sie eine Lizensierung der Werke in Betracht zogen, versuchte Mark Tkach festzunageln, um zu sehen, ob die Bedingungen für die angebliche Lizensierung bedeuteten, dass die Literatur mit abfälligen Bemerkungen über Herrn Armstrong bevorwortet werden musste. Er deckte auch auf, bis zu welchem Grad die WKG die Literatur kontrollieren wollte, falls jemals eine Lizenzvereinbarung zustande kommen sollte.

Später brachte er Herrn Tkach dazu, über Herrn Flurry zu sprechen. Tkach sagte, er glaubte, mein Vater sei psychisch unausgewogen, dass er Irrlehren lehrte, Lügen billigte und an unethischem Verhalten beteiligt war. Dann fragte Mark, ob Tkachs persönliche Meinung über Herrn Flurry alle Entscheidungen in Bezug auf die PKG als möglichen Lizenznehmer beeinflussen könnte. Das war genial. Tkach antwortete: „Ich denke, der Schlüssel hier liegt darin, dass in der Erstellung einer Lizenzvereinbarung wir in der Lage wären, das durch die diktierten Bedingungen in der Lizenzvereinbarung zu überwachen bzw. zu kontrollieren.“ Das ist genau der Punkt. Angenommen, Tkach würde die Literatur jemals an einen geistesgestörten, irrgläubigen Lügner lizenzieren, dann sicher nur, wenn die WKG die „Kontrolle“ behalten würde und unsere Tätigkeiten „überwachen“ könnte. Was würde ihn in diesem Szenarium daran hindern, die Lizenzvereinbarung auf Eis zu legen, sobald der Gerichtsstreit beendet war?

Später in seiner eidesstattlichen Aussage beschwerte sich Tkach Jr., dass wir seine „auktoriale Absicht“ falsch dargestellt hätten, indem wir sagten, er hätte eine „christliche Pflicht“, Geheimnis der Zeitalter nicht mehr zu drucken. Als er gefragt wurde, was er mit „nicht mehr drucken“ meinte, sagte Tkach, dass er damit „ein Gefühl ausdrückte aber keine Handlungsweise“. Natürlich, mit einer solchen Argumentation kann man praktisch von jeder klaren Position zurücktreten. Aber die Tatsachen beweisen, dass ihr ganzer Grund für eine Klageerhebung in erster Linie dafür galt, uns an der Verteilung von Geheimnis der Zeitalter zu hindern – entsprechend ihrer christlichen Pflicht zu handeln. In seinem Buch machte Tkach Jr. auch diese Aussage über eines der anderen Werke von Herrn Armstrong: „... Machen Sie sich keine Mühe, ein Exemplar des Buches Die USA und Großbritannien in der Prophezeiung zu beantragen. Sie werden es nicht von uns bekommen.“ War das nur ein Gefühl oder sind die Früchte der Beweis, dass sie gemäß ihrer Überzeugung handelten? Tkach schrieb: „Heute lehnen wir das ab, was als ‚Armstrongismus‘ bekannt ist, das heißt, die Aufrechterhaltung von Herrn Armstrongs Lehren …“ Gefühl oder Tat?

Mit gespaltener Zunge

Viermal während seiner Aussage beschuldigte Tkach Jr. Herrn Armstrong, „mit gespaltener Zunge“ gesprochen zu haben – insbesondere in Bezug auf seine Rolle als Apostel. Zeitweise, erklärte Tkach, schien Herr Armstrong zu denken, er sei ganz da oben, gleichrangig mit den Aposteln des ersten Jahrhunderts. Doch bei anderen Gelegenheiten machte er offensichtlich Aussagen, die sein Apostelamt auf irgendetwas Niedrigeres als im ersten Jahrhundert zurückstuften. Aber wie wir schon in diesem Buch gesehen haben, ist es Joseph Tkach Jr. – nicht Herr Armstrong – der mit gespaltener Zunge sprach.

In seinem Buch von 1997 schrieb Tkach Jr.: „Über zwei oder drei Jahrzehnte lang beanspruchte er, gleichrangig mit den Aposteln des ersten Jahrhunderts zu sein“ – ein sehr definitiver Kommentar über Herrn Armstrongs Ansichten. Zwei oder drei Jahrzehnte! Aber am 16. März 1992, in einem Brief, den die WKG während der Ausforschung übergab, schrieb Tkach Jr.: „Es ist allerdings gut, daran zu erinnern, dass Herr Armstrongs Rolle nicht gleichbedeutend mit den ursprünglichen 12 Aposteln war.“ Später schrieb er: „Herr Armstrong behauptete nie, dass seine Werke der Bibel gleichwertig wären.“

Wir erinnerten Tkach Jr. an das, was sein Vater zwei Tage nach Herrn Armstrongs Tod sagte – dass er „zuversichtlich sei, dass die gleichen Grundsätze, Lehren und alles andere, was [Herr Armstrong] lehrte, erhalten und befolgt werden würde“. Wir fragten, ob dieser Kommentar im Widerspruch zu dem stand, was sein Vater über die „Totenbett-Reue“ sagte – dass Herr Armstrong Tkach Sr. beauftragte, genau die Änderungen in den Lehren zu machen, die zwischen 1986 und 1991 gemacht wurden (es ist eine so umfangreiche Liste, Sie erinnern sich gewiss, dass er ein Tonbandgerät verlangte, damit er sich an alle erinnern konnte). Tkach Jr. erwiderte unter Eid mit einem „Nein“ – es gibt keinen Widerspruch.

Wir fragten ihn über diese Behauptung aus seinem Buch: „Man sagt, Macht macht korrupt, und absolute Macht macht absolut korrupt. Herr Armstrong hat vielleicht nie absolute Macht in unserer Kirche ausgeübt, aber andererseits gab es nicht Viele, die ihn bei einem Thema herausgefordert hätten.“ Tkach verteidigte die Aussage auf diese Weise: „Die Leser dieses Buches waren nicht nur Kirchenmitglieder … Es waren gegen Sekten wirkende Ämter, die Herrn Armstrong auf diese Weise sahen. Und ich erkläre für die historische Aufzeichnung, dass das falsch war von ihnen, ihn auf diese Weise zu betrachten.“  Somit war der Kommentar eigentlich dafür gedacht, die Art, wie Herr Armstrong die Kirche führte, zu verteidigen!

Früher, in der eidesstattlichen Aussage beschrieb Tkach die Art und Weise, mit der Herr Armstrong manchmal mit Untergebenen umging. „Wenn er Leute manchmal zurechtwies, fragte er: Glauben Sie, dass ich ein Apostel bin? Glauben Sie, dass ich genauso wie Petrus und Paulus ein Apostel bin? Und normalerweise zitterte die Person und gab eine bejahende Antwort.“ Dann beschrieb er einen Vorfall, wo Herr Armstrong Tkach Sr. wegen eines Bibelstudiums anrief, das in Pasadena gegeben wurde. Laut Tkach Jr. war Herr Armstrong „sehr zornig und schrie meinen Vater ungefähr 40 Minuten lang an.“ Doch gleichzeitig war das, was er in Transfomed by Truth über Herrn Armstrongs Regierungsstil schrieb, angeblich eine Verteidigung des Kirchengründers.

Wir erinnerten Tkach an die Änderungen in der Regierungsform, die er in seinem Buch im Jahre 1997 versprach, und brachten ihn dazu, einzugestehen, dass sich in den fünf Jahren, seitdem das Buch herauskam, nichts geändert hätte. Er behielt immer noch die absolute Macht, für die er Herrn Armstrong sehr schnell verurteilt.

Als er wegen seiner Beschreibung der PKG in seinem Buch befragt wurde – dass wir eine „militante Kirche Gottes“ sind – erklärte er, dass wir ihre Mitglieder „konfrontieren“ und ihnen sagen würden, dass, wenn sie Maleachis Botschaft nicht annahmen, „sie in der Hölle schmoren würden …“ Er sagte, „dass auf diese Weise „zahlreiche Leute in Restaurants und Lebensmittelläden damit konfrontiert wurden.“

Als wir ihn früher fragten, ob die PKG seiner Meinung nach ein Kult sei oder nicht, erwiderte er, „ohne jeden Zweifel“. Er fuhr fort und erklärte, dass es zwei Sorten von Kulten gebe – theologische und soziologische. „Theologische Kulte seien die, welche die Geschichte und die Heilige Schrift falsch darstellen, aber nicht unbedingt pathologischer Natur sind. Und dann haben Sie die soziologischen Kulte, Gruppen, die gefährlich sind, David Koresh, Jim Jones, Heaven’s Gate.” Jedenfalls schafften wir es nur auf seine Liste der theologischen Kulte. Aber „wir sind besorgt“, sagte er weiter, „dass [die PKG] die Linie in den soziologischen Bereich überschreiten könnte.“

Zur Klarstellung fragte Mark: „Sie haben also Bedenken, dass die Philadelphia Kirche Gottes ein Kult in dem Sinne sein könnte, dass er gefährlich, soziopathisch ist?“

„Allerdings“, antwortete Tkach.

Trotzdem wollten sie uns die ganze Zeit hindurch die Lizenz für Herrn Armstrongs Literatur erteilen, um unserem Werk zu „nützen“.

Wer da wohl mit gespaltener Zunge spricht.

Wir achteten auch darauf, dass Herr Armstrongs akademischer Hintergrund mit dem von Tkach Sr. verglichen wurde, was es für den jüngeren Tkach sehr ungemütlich machte.

Michael Feazell

Da er in erster Linie für das Verfassen des Vorworts verantwortlich war, waren wir sehr darauf bedacht, Mike Feazell auszuschalten. In unseren Büros in Edmond durchkämmten unsere Angestellten Feazells Buch und andere seiner Schriften, wie auch Dokumente, die über ihn geschrieben waren.

Wir versammelten uns in den Los Angeles Büros von Munger, Tolles und Olson für seine eidesstattliche Aussage am Mittwoch, dem 24. Juli 2002. Gleich am Anfang zitierte Mark Helm aus Feazells Buch, wo er von der Transformation der Kirche sprach.

„Stück für Stück schrumpften diese grundlegenden Werte und fielen vom WKG-Baum. Während das geschah wurden die Führer und Mitglieder zunehmend verunsichert, ängstlich und frustriert. ‚Wie unterscheiden wir uns noch?‘ ‚Wohin führt das alles?‘ ‚Was wird als nächstes geändert werden?‘ fragten sie.

„Die Kirche, in die diese Menschen eingetreten waren, hatte langsam aufgehört zu existieren.“

Jedes Mal, wenn wir Aussagen von Beamten der WKG fanden, die die WKG heute als völlig unterschiedlich beschrieben von dem, was sie einst war, protokollierten wir das. Wenn die alte Kirche nicht mehr existierte, warum sollte die neue Kirche andere von der weiteren Verbreitung der überlieferten Lehren abhalten dürfen.

Als Mark ihn über seine Äußerung befragte, dass das Leben in der Weltweiten Kirche Gottes unter Herrn Armstrong mit dem eines Vergewaltigungsopfers verglichen werden könnte, was wir im ersten Kapitel erörterten, versuchte Feazell es als einen „bildlichen Ausdruck“ abzutun. Mark drängte weiter. „Aber wenn man den bildlichen Ausdruck … ‚vergewaltigt‘ verwendet, dann ist das ein Gefühl der ganz besonderen Art, richtig? Es ist kein lässiges, unangenehmes Gefühl, es ist – es ist ein sehr schlimmes Gefühl, das Sie hier zu beschreiben versuchen, nicht wahr?“

Feazells Rechtsanwalt versuchte mehrmals für seinen Klienten dazwischenzutreten und Mark zu unterbrechen. Aber Mark ignorierte ihn und bestand darauf, dass Feazell die Frage beantwortete. „Ist Vergewaltigung ein schreckliches Verbrechen?“ fragte Mark. Feazells Rechtsanwalt bat Mark sich zu beruhigen, aber der weigerte sich. „Nein … er versucht sich von dem zu entfernen, was hier deutlich dargelegt ist und so zu tun, als ob … ‚geistig und emotionell vergewaltigt‘ … [wie] ein Tippfehler in einem Memo [ist].“

Als Feazell nicht antworten wollte, ging Mark das Thema von einem anderen Blickwinkel an: „Wenn Sie sagten, dass Sie geistig und emotionell vergewaltigt worden sind, waren die von Ihnen erlebten Gefühle ähnlich, wie wenn ein schreckliches Verbrechen gegen Sie begangen worden wäre?“ Feazell sagte nein und wiederholte, dass er den Ausdruck nur in einem bildlichen Sinn gebrauchte.

„Also, wenn Sie den Ausdruck Vergewaltigung bildlich gebrauchten, ist es dann kein schreckliches Geschehen?“ hakte Mark nach. Es war so heftig, wie wir Mark niemals während einer Aussage erlebt hatten. Es brachte Feazell sichtlich in Verlegenheit.

Später sagte Feazell, dass er glaubte, die PKG sei ein Kult, „zumindest im Sinne ihrer Unterwerfung gegenüber der Autorität eines Einzelnen und seiner persönlichen Auslegung der religiösen Ansichten der Organisation …“ Er schrieb in seinem Buch darüber, wie Herr Armstrongs Autorität die Kirche praktisch zu einem „verwaltungstechnischen Stillstand“ gebracht hatte. Er sagte: „Ohne Herrn Armstrongs Zustimmung konnten keine Entscheidungen von Bedeutung getroffen werden.“ Deshalb wiesen wir Faezell während der eidesstattlichen Aussage auf andere Aussagen in seinem Buch hin, die von der Autorität sprechen, die Tkach Sr. von Herrn Armstrong geerbt hatte: dass Herr Tkach „ohne die uneingeschränkte hierarchische Autorität, die ihm von Herrn Armstrong übertragen wurde“, die Kirche nicht hätte transformieren können; dass die Änderungen nie geschehen wären, wenn Herr Tkach nicht die „Vollmacht“ gehabt hätte. Wir befragten ihn dann über Tkach Jr. angebliche Pläne, die autoritäre Regierungsmethode in der Kirche abzubauen – und dass das eines seiner ersten Ziele war, nachdem er 1995 Generalpastor wurde. Doch ab dem Jahre 2002, als wir Feazell fragten, ob der jüngere Tkach die gleichen Befugnisse hätte, wie Herr Armstrong sie hatte, erwiderte er, „das mag wohl wahr sein“.

Auf Seite 107 in seinem Buch, schrieb Faezell: „In der Weltweiten Kirche Gottes fanden wir uns jedoch in der ausweglosen Situation, die grundlegenden Werte ändern zu müssen. Die Änderungen, die wir gezwungen waren zu machen, vernichteten das Identitätsgefühl unserer Kirche und ihrer Mitglieder.“ Da die Tkaches die „Vollmacht“ hatten, die „grundlegenden Werte“ der Kirche zu ändern, wollten wir Feazell daran erinnern, dass sie den Predigern und Mitgliedern der Weltweiten Kirche Gottes die Transformation aufgezwungen hatten. Als Antwort auf diese Anklage bezeugte Feazell: „Die Kirche zwang … sich … den Predigern nach den Änderungen nicht stärker auf, als sie es vor den Änderungen getan hat.“ Auf das Mark geistvoll erwiderte: „Aber nachdem die Änderungen erfolgt waren, waren das Prediger, die einer Kirche angehörten, die andere Lehren hatte und denen jetzt gesagt wurde: Entweder lehren Sie die neuen Lehren oder Sie können gehen. Das ist ein Unterschied zu den Predigern unter Herrn Armstrong, nicht wahr, die der Kirche beitraten und wussten, was die Lehren waren und an was sie glaubten?“

Feazell konnte nicht sehen, dass das irgendwie anders war.

Ron Kelly

Da Ron Kelly in dem Buch Transformed by Truth erwähnt wird, dass er gesagt haben soll, er hätte Herrn Armstrong angeblich sagen hören, „Ich bin Elia“, wollten wir gerne hören, was er unter Eid zu sagen hatte. Und erstaunlicherweise konnte Herr Kelly sich nicht erinnern, wo und wann er Herrn Armstrong das sagen hörte. Dann zeigten wir Herrn Kelly den Brief, den Tkach Jr. im April 1990 an Herrn Leap schrieb, worin Tkach behauptete, dass die Elia-Prophezeiungen durch das Werk der Kirche erfüllt worden waren und dass Herr Armstrong niemals behauptete, deren exklusive Erfüllung zu sein. Wir fragten Herrn Kelly, ob er seine Bemerkung, „Ich bin Elia“, vor oder nach Tkachs Brief an Herrn Leap gemacht habe. Er sagte, die „Bemerkung wäre viel später gemacht worden als dieser Brief, was im April 1990 war“.  Aber Herr Armstrong starb im Jahr 1986. Und in dem Buch Transformed by Truth gibt Tkach Jr. zu verstehen, dass Kelly zu ihm kam, nachdem er Herrn Armstrong sagen hörte, „Ich bin Elia“. Es würde keinen Sinn ergeben, wenn Kelly „viel später“ als im April 1990 zu Tkach Jr. gehen würde wegen einer Bemerkung, die er Herrn Armstrong machen hörte. Aber das ist die unlogische Chronologie, die Kelly während seiner Aussage beibehalten musste, sonst wäre er gezwungen gewesen zuzugeben, dass Tkach Jr. mit gespaltener Zunge sprach.

Ron Kelly besuchte 1956 das Ambassador College und kam nach dem Abschluss im Jahr 1960 in das Predigeramt. Er wurde der erste Dekan am Ambassador College in Big Sandy im Jahr 1964. Nachdem Big Sandy im Jahr 1977 die Pforten schloss, zog Herr Kelly nach Pasadena um und lebte sich bald danach in der Predigerschaft ein, wo er als Pastor in Colorado diente. Er kehrte kurz nach Big Sandy zurück, nachdem der Campus 1981 eröffnet wurde. Im Jahr 1982 zog er zurück zum Hauptquartier in Pasadena, um eine Stelle in der Redaktion zu bekleiden. Zwei Jahre nach Herrn Armstrongs Tod, ernannte Herr Tkach ihn zum Leiter der Redaktionsabteilung. Im Jahr 1991 zog Herr Kelly in die Kirchenverwaltung um, wo er die pastorale Entwicklung leitete. Im Jahr 1998 wurde er Kontrolleur in der Finanz- und Planungsabteilung der Kirche. Das war das Amt, das er innehielt, als wir ihn am 1. Aug. 2002 aussagen ließen.

In unseren Vorbereitungen für Herrn Kellys eidesstattliche Aussage stachen mehrere seiner Artikel und Schreiben aufgrund seiner langen Geschichte in der Kirche hervor. Ein Dokument war besonders interessant. Es war eine Predigt-Abschrift, die die Kirche 1987 produzierte – ein Jahr nach Herrn Armstrongs Tod. Er bildete die Predigt mit dem Titel „Lebensprinzipien“ rund um Lektionen, die er von Herrn Armstrong gelernt hatte. Er sagte: „Vor neunundzwanzig Jahren fing ich an, zu Füßen von Herrn Armstrong zu sitzen und zu hören, was er zu sagen hatte.“ Später sagte er: „Ich möchte besonders solche Punkte und Prinzipien hervorheben, von denen ich glaube, dass Herr Armstrong die einzigartige Fähigkeit hatte, uns darin zu lehren.“ In seiner eidesstattlichen Aussage bestätigte Kelly, dass er von Herrn Armstrong gelernt hatte, aber dass er das Wort einzigartig heute nicht gebrauchen würde. „Ich betrachte die Dinge von einer reiferen Perspektive“, sagte Kelly. „Ich sehe ein, dass Herr Armstrong wunderbare Dinge zu lehren hatte. Sie waren nicht immer einzigartig für ihn.“

Daraufhin lenkte Herr Kelly unsere Aufmerksamkeit auf einige von Herrn Armstrongs Lehren, die er jetzt belastend fand. Natürlich dachte er nicht so, bevor er den Tkachismus annahm – und wir erinnerten ihn daran. „Herr Armstrong lehrte mich, wie ich meine Frau zu lieben hatte“, sagte er in dieser  Predigt vom Jahr 1987. „Ich erzählte es ihm, und ich hoffe, dass er sich über die Erkenntnis freute, dass das, was er lehrte, auch funktionierte.“

Hier können Sie lesen, wie er einst das Leben für seine Kinder in der WKG beschrieb: „Meine Kinder sind ihr ganzes  Leben lang mit der Kenntnis von Gottes Festtagen erzogen worden. Jetzt, wo einige erwachsen sind, sind viele ihrer schönsten Erinnerungen das Halten der Festtage. Wir haben für Reisen nach England und Australien gespart. Indem wir die Festtage mit Gottes Volk verbracht haben, sind wir als Familie beinahe durch die ganzen Vereinigten Staaten und Kanada gereist. … Jedes Jahr sind wir in unserem geistigen Verständnis gewachsen und haben von den Reiseerfahrungen profitiert.

Niemand wird mir jemals sagen können, dass das Halten von Gottes Festtagen ein Joch der Knechtschaft und eine Last sind.“

Diese Erinnerungen sind scheinbar aus dem Blickfeld geraten, zusammen mit der praktischen, auf der Bibel basierenden Lebensweise, die Herr Armstrong lehrte und in großen Stapeln von geschriebenen Werken aufgezeichnet hatte.

Im März 2005 kontaktierte mich jemand auf anonyme Weise wegen einer gebundenen Sammlung von beinahe all der periodischen Literatur der WKG, darunter die Plain Truth,  die Good News, Tomorrow’s World und Jugend-Magazine von den Jahren 1934 bis 2004. Die Sammlung enthielt den vollständigen Satz des 58-Lektionen Bibel-Fernlehrganges, der in den 1960er Jahren produziert wurde. Diese Person wollte 10 000 Dollar für all die Magazine und weitere 500 Dollar für ledergebundene Bände von allen von Herrn Armstrongs Büchern haben, einschließlich Geheimnis der Zeitalter.

Mein Vater dachte, dass diese Sammlung eine große Bereicherung für unsere College-Bibliothek wäre. Also unterbreiteten wir ein niedrigeres Angebot und einigten uns auf 5000 Dollar für alles. Noch wussten wir nicht, für wen wir den Scheck ausstellen sollten; erst ungefähr eine Woche bevor wir vereinbarten, die Werke abzuholen, erfuhren wir es.

Wie es sich herausstellte, war der anonyme Verkäufer der gleiche Mann, der aufgrund von Herrn Armstrongs Lehren seine Frau wirklich lieben lernte.

Das vielleicht bedeutsamste Material, das wir während der Vorbereitung für Ralph Helges eidesstattlicher Aussage aufdecken konnten, war die Rolle, die er bei der Verteidigung der WKG gegen den Staat Kalifornien im Jahr 1979 spielte. Als Leiter der Rechtsabteilung der Kirche kämpfte er an vorderster Front gegen die andersdenkenden Prediger, die Herrn Armstrong die Kontrolle der Kirche entreißen wollten. Als er am 13. Januar 1979 vor Kirchenmitgliedern im Ambassador Auditorium sprach, fragte Helge: „Was geschieht nun wirklich hinter den Kulissen in diesem Rechtsstreit? … Ich werde Ihnen sagen was es ist. Es sind einige Dissidenten, die die Macht ergreifen und die Lehren der Kirche Gottes ändern wollen. Es gefällt ihnen nicht, wie sie geführt wird. Und sie mögen die Lehren nicht.“ Diese Bemerkung könnte genauso gut unseren Rechtsstreit mit der Weltweiten Kirche Gottes 18 Jahre später beschreiben, nur diesmal waren diejenigen, die die Macht übernehmen und die Lehren ändern wollten, innerhalb der Kirche. Und das Traurige ist, Ralph Helge hat sich den Dissidenten angeschlossen, die die Macht übernehmen und die Lehren ändern wollten, die Herr Armstrong eingesetzt hatte.

Helge fuhr fort mit seiner Mitteilung im Jahr 1979 und machte eine weitere Bemerkung, die heute wahrscheinlich Zehntausende über den Tkachismus machen würden: „Wir haben bestimmte Regeln und wir haben Doktrinen. Wenn Sie diese mögen, schön. Und wenn Sie sie nicht mögen, oder ich sie nicht mag (ich zeige auf mich selbst), dann gehe ich in die Kirche, die Doktrinen lehrt, die mir gefallen. Aber ich komme nicht hierher und versuche die Art und Weise zu ändern, wie Herr Armstrong die Doktrinen festsetzte“ – doch genau das ist es, was die Tkaches getan haben. Ihnen gefielen die Lehren nicht, deshalb änderten sie diese und drängten jeden aus der Kirche, der nicht mitmachen wollte.

Als wir Helge in seiner eidesstattlichen Aussage im Jahr 2002 an diese Aussagen erinnerten, meinte er, damals im Jahr 1979 sei es anders gewesen, weil die Dissidenten „von außen“ angriffen. Aber selbst in diesem Fall waren die Dissidenten ursprünglich in der Kirche, bevor Herr Armstrong sie wegen ihres Versuchs, die Kirchenlehren zu liberalisieren, ausschloss. Auf jeden Fall ist ein Übernahmeversuch von außen in keiner Weise schlimmer, als einer von innen, wenn er durch einem judasähnlichen Verrat angeführt wird.

Später im Jahr 1979, wieder während einer Predigt beim Gottesdienst in Pasadena, sagte Helge: „Wir sprechen von Verachtung. Wir sprechen von völliger Missachtung. Hier arbeitet ein Mann [Herr Armstrong] sein ganzes Leben lang in der Macht und Kraft Gottes, um Kirchen aufzurichten, und hier ist irgendein Würstchen von einem Dissidenten, der Herrn Armstrong und die Kirche kontrollieren will.“ Was für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Neunzehn Jahre später sagte Helge unter Eid aus, dass Herr Armstrong von der Kirche angestellt war, dass der Vorstand die Kontrolle über Herrn Armstrongs Arbeit hatte und wenn nötig, die Autorität besaß, ihn zu feuern.

Helges später Karriereschritt

Während der Aussage unter Eid sagte Helge, ihm sei von WKG gesagt worden, dass er bald in den Ruhestand treten und von Bernie Schnippert ersetzt werden würde. Es klang, wie wenn dieser Rechtsstreit seine letzte Arbeitsaufgabe sein würde. Mark Helm fragte ihn über das E-Publishing Projekt und wie es begann. Helge sagte, irgendwann im Jahr 2001 sei ihm die Idee gekommen als er während des Mittagessens eine Illustrierte las. „Ich begann sie zu lesen und es hat einfach geklickt, hey, das ist etwas, worüber ich nachdenken muss.“

Wenn man jedoch die Zeitschiene betrachtet, scheint die Entscheidung für ein E-Publishing viel ausgereifter gewesen zu sein, als Helge andeutete. Am 13. Februar 2001 informierte Mark Helm die Rechtsanwälte der WKG, dass wir beabsichtigten, unsere Gegenforderung zu ändern, um behaupten zu können, dass es für uns sinnlos wäre, sich um die Erlaubnis der WKG für das Nachdrucken von Herrn Armstrongs Werken zu bemühen. Wir wollten das unserem Mandat hinzufügen, weil der Neunte Bundesgerichtshof trotz seiner Entscheidung gegen uns, die Tür etwas offen ließ, damit wir uns möglicherweise auf das Gesetz zur Wiederherstellung der Religionsfreiheit (RFRA) stützen konnten. Und damit der RFRA zu unserer Gegenforderung hinzugefügt werden konnte, mussten wir zeigen, wie sinnlos es gewesen wäre, eine Lizenz für die Werke zu erlangen.

Am 16. Februar 2001 kontaktierte Ralph Helge Zondervan Publishing zwecks deren Bewertung für „die Lizenzgebühr oder den Verkaufspreis für urheberrechtlich geschützte Literatur, die der Kirche gehörte“. Das bedeutet, dass sie nur drei Tage, nachdem wir sie über den Änderungsantrag wegen der Sinnlosigkeit unterrichteten, begannen, Verleger wegen der Vorgehensweisen und Gebühren für die Lizensierung ihrer Literatur zu kontaktieren. Es war ein weiterer, für den Rechtsstreit gemachter Trick.

Es war etwas später während des Sommers, wo sie in Gerichtsdokumenten sagten, dass sie schon die ganze Zeit überlegt hätten, uns Lizenzen für diese Werke zu erteilen. Es war etwa um diese Zeit, dass bei Ralph Helge die E-Publishing-Idee „klickte“. Bei der eidesstattlichen Aussage fragte Mark, ob auch andere in der WKG in diesem E-Publishing Projekt involviert wären. „Meines Wissens nicht“, antwortete Helge. Später, nachdem wir fragten, wer für die Koordination der Verkaufsförderung von Herrn Armstrongs Büchern über das Internet verantwortlich war, antwortete Helge: „Ich bin der Mann.“

Hier war also ein älterer Mann kurz vor dem Ruhestand, der als Erwachsener fast die ganze Zeit in der Rechtsabteilung der WKG gearbeitet hatte und verantwortlich war für die neue E-Publishing Abteilung der Kirche, die ausschließlich dafür eingerichtet worden war, um unseren Sinnlosigkeits-Antrag zu untergraben und um zu „beweisen“, dass sie niemals beabsichtigt hätten, Herrn Armstrongs Werke zu unterdrücken.

Es ist peinlich, ich weiß. Aber gleichzeitig ist es eine faszinierende Geschichte, weil sie zeigt, wie viel wir im Kampf um die Wahrheit erlangt hatten – selbst nachdem wir am Neunten Bundesgerichtshof verloren hatten. So sehr sie die Idee auch hassten, sie wussten, dass sie einen Richter davon überzeugen mussten, dass sie Herrn Armstrongs Material immer noch verwendeten, um sich in diesem Fall bei Gericht durchzusetzen. Also logen sie in Bezug auf ein kommentiertes Projekt und gewannen im Neunten Bundesgerichtshof. Und um unsere Gegenforderung zu vereiteln, richtete ihr hauseigener Rechtsanwalt eine neue Abteilung in der Verlagsabteilung der Kirche ein, und das sogar am Vorabend seines Ruhestandes.

Dies sind angeblich religiöse Männer – und trotzdem gewillt, nahezu alles zu tun oder zu sagen, solange es ihnen half, bei Gericht zu gewinnen.

Gleichzeitig achten Sie auf das, wozu wir sie gezwungen haben, indem wir sie einfach konfrontierten. Zu Beginn dieses Falles, Sie entsinnen sich, behauptete Tkach Jr. überheblich, sie hätten diese Klage nur deshalb erhoben, um „die Neuveröffentlichung von Geheimnis der Zeitalter zu vereiteln.“ Als Christen sei es ihre Pflicht, das Drucken dieses Buches zu verhindern, weil sie glaubten, „Herrn Armstrongs doktrinäre Fehler sollten besser nicht verbreitet werden.“ Zwei Jahre später, obwohl es eine Lüge war, sprachen sie davon, Herrn Armstrongs Material wieder zu verwenden. Zwei Jahre danach erkundigten sie sich über eine Lizensierung und verfolgten das weiter, indem sie Herrn Armstrong’s Literatur auf Anforderung mittels E-Publishing zur Verfügung stellten. Freilich, die Literatur musste mit Feazells gehässigem Vorwort eingeleitet werden, was wir nicht akzeptieren wollten. Aber trotzdem, sie wurden gezwungen Dinge zu tun, von denen sie am Anfang nie geträumt hätten, einfach nur weil wir gewillt waren, für Herrn Arm-strongs Vermächtnis zu kämpfen.

Meines Vaters vertrauensvolle Entschlossenheit begann sie zu zermürben.

Bernard Schnippert

Als Direktor der Abteilung für Finanzen und Planung machte Bernie Schnippert einige interessante Bemerkungen über die Verbindung zwischen dem Einkommen der Kirche und ihrer Literaturverbreitung. Bei Herrn Armstrong, sagte Schnippert, war die Verbreitung von kostenloser Literatur dafür gedacht, Menschen für ein fein abgestimmtes System der Geldbeschaffung zu gewinnen. „Wenn Sie Jemanden zu Ihrer Geisteshaltung hin bewegen, dann beginnen Sie an einer Stelle, wo Sie denken, dass es diese Leute interessieren wird, und Sie können sie hinbringen, wohin Sie wollen. … Die Themenfolge ist eine Art der Psychologie.“ Später sagte er, „Wenn Herrn Armstrongs Bücher verteilt werden, tendieren sie dazu, Spenden zu schaffen. … wir stellten Geheimnis der Zeitalter ungeachtet der Tatsache ein, dass wir wussten, dass es krass gesagt, eine gute Einnahmequelle war.“

Eine wesentliche Abweichung von der Parteilinie im Jahr 1989 – wo sie das Buch wegen seiner Kosten einstellten.

Schnippert ging auch näher auf das neue Konzept unter dem Tkachismus ein – wo für die Kirchenliteratur Gebühren verrechnet wurden, anstatt sie kostenlos zu verbreiten. Er sagte, „… wenn man Literatur kostenlos hergibt und den Leuten wird gesagt, sie müssten den Zehnten bezahlen, dann hat man ihnen am Ende in gewisser Weise und auf eine weniger ehrliche Art mehr Geld abgenommen, als wenn man einfach von vornherein einen Preis dafür verlangt.“ Wie Schnippert genau wusste, hat selbstverständlich niemand die Leute jemals gezwungen, der WKG freiwillig Spenden zu geben. Aber das ist natürlich die Art und Weise, wie sie Herrn Armstrongs Anhänger gerne darstellen – als hirnlose, einer Gehirnwäsche unterzogene Tölpel, um ausgerechnet einer Kirche Geld zu geben!

Die Methode des Tkachismus ist nach Schnipperts Ansicht natürlich viel ehrlicher – obwohl es einen jähen Rückgang in der Kirchenmitgliederschaft und bei den Spenden auslöste. Sie verlangten Vorausgebühren für neue Literatur und zogen fehlerhaftes Material zurück, dass „es nicht unaufrichtig dafür verwendet würde“, um daran Geld zu verdienen, wenn sie „nicht daran glaubten.“ Doch jetzt, wo sie sich inmitten eines Rechtsstreits um das „fehlerhafte“ Material befanden, hatten sie kein Problem damit, auf unaufrichtige Weise Geld von Herrn Armstrongs Literatur zu verdienen, solange das E-Publishing Vorhaben ihnen half den Prozess zu gewinnen. Schnippert sagte, sie könnten es jetzt rechtfertigen, von Herrn Armstrongs Werken zu profitieren, solange die Schriften eine „Gegenerklärung enthielten, die jedem verständlich erklärt, dass wir nicht damit eiverstanden sind.“ Er enthüllte somit nicht nur die reine Heuchelei hinter ihrem angeblich mutigen Schritt, die Einnahmequellen 1989 zurückzuziehen, sondern gestand auch ein, dass sie Herrn Armstrongs Schriften nicht ohne ein hinzugefügtes abwertendes Vorwort verfügbar machen würden. Das war ein weiteres riesiges Zugeständnis für uns.

Später, in einem Gespräch über das Vorwort, sagte Schnippert, sie hätten es so vorsichtig wie möglich ausgedrückt, um „Herrn Armstrong und allen die es lesen, gebührenden Respekt zu zeigen.“ Deshalb ging Mark durch einige Aussagen aus dem Vorwort, um Schnippert Gelegenheit für eine Erklärung zu geben, was er mit „Respekt zeigen“ meinte. Wir fragten ihn, ob er dachte, dass die Verwendung von Ausdrücken, wie „persönliche Voreingenommenheit“ und „Werbefalle“, Herrn Armstrong gegenüber lobenswert wären. „Glauben Sie, dass Herrn Armstrongs Ansichten das Ergebnis von persönlicher Voreingenommenheit waren?“ fragte Mark.

Der WKG Rechtsanwalt, Miles Feldman, erhob Einspruch gegen die Frage und fragte, auf welche Weise Schnipperts persönliche Ansichten sachdienlich wären für den Fall. Aber sie waren ja diejenigen, die versuchten, dieses Vorwort in den Rechtsstreit hineinzubringen, behaupteten wir.

Es folgte dann ein längerer Wortwechsel wobei Miles drohte, den Gerichtsmagistrat zu rufen, um diese Auseinandersetzung zu schlichten, und Mark sich beschwerte, dass Miles Zeit verschwendete. „Dies ist eine ernste Angelegenheit“, sagte Miles mit erhobener Stimme. „Und wenn Sie mich einer bösen Absicht bezichtigen wollen, dann schlage ich jetzt vor, wir holen den Richter gleich ans Telefon und gehen der Sache auf den Grund.“

Nachdem Miles sich beruhigt hatte, wandte Mark sich an Schnippert: „Angenommen, die WKG Literatur hätte ein Vorwort, welches sagt, dass die Lehren dieser Kirche unter Joseph Tkach Jr. biblisch unvertretbar wären, dass er ein ungelehrter Diktator mit Schnapsideen sei und seine Ansichten nur als historische Kuriosität von Interesse wären. … Glauben Sie, dass das ein erfolgreiches Marketinginstrument für Ihre Literatur sein würde?“

Miles ging an die Decke.

Aber dies war alles ihr Tun. Sie waren diejenigen, die das Vorwort ersannen und dann darauf bestanden, dass es jedem Druckwerk beigefügt würde, das sie angeblich zu unserem „Nutzen“ anboten. Sie waren diejenigen, die das Vorwort zum Schwerpunkt in diesem Fall machten. Deshalb stellten wir sie bezüglich des Vorwortes zur Rede und deckten die Tatsache auf, dass sie genau der Dinge schuldig waren, die sie Herrn Armstrong zur Last legten. Und als sie aufgefordert wurden, sich für ihre selbstgerechte Heuchelei zu verantworten, gingen sie in Deckung wie Feiglinge und versteckten sich hinter den Einwänden ihres Rechtsanwaltes: Unsachgemäß! Streitsüchtig! Bedeutungslos! Verletzung der Privatsphäre!

Aber wir wollten sie nicht aus der Verantwortung nehmen.

Man könnte denken, dass im Sommer 2002 beide Seiten weiter auseinandergetrieben wurden in diesem Kampf – verhärtet durch den zermürbenden Aussagen-Krieg, der sich im Laufe von zwei Monaten abspielte. Und was wir von außen sahen, waren Beamte der WKG, die täglich zorniger und aufsässiger wurden.

Aber in ihrem Inneren waren sie zutiefst zerstritten. Sie hatten die Urheberrechte für Herrn Armstrongs Literatur, und sie loderten vor Zorn bei dem Gedanken an unsere kleine Kirche – ihre Nemesis – dass sie die Rechte erhalten könnte, diese Werke zu verteilen, besonders nachdem wir versucht hatten, sie zu „stehlen.“

Andererseits wollten sie nicht entblößt werden.

Das Vorwort der WKG entpuppte sich als eine hervorragende Gelegenheit für uns. Unsere entschiedene Reaktion darauf, wie mein Vater am Anfang des Sommers sagte, war die einzige Möglichkeit, wie wir gewinnen konnten.

Und er hatte recht.

Wird fortgesetzt ...