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Erste Runde: PKG

Erste Runde: PKG

Die Trümmer aufrichten: Der Kampf um die Wiederbelebung des Erbes von Herbert W. Armstrong (Kapitel achtzehn)

Fortgesetzt von „Die Fronten sind abgesteckt

„Während die Kirche diese Bücher zurzeit nicht nachdruckt, versicherte der Vorstand, dass die Kirche ein anhaltendes Interesse an seinen Büchern hat und weder die Absicht hatte noch haben wird, auf die Urheberrechte zu verzichten.“

— Vorstandsprotokoll der Weltweiten Kirche Gottes

2. April, 1997

In Oklahoma haben wir sofort versucht, die neue Richterin, Vicky Miles-LaGrange, auf das Gebaren der WKG in Kalifornien aufmerksam zu machen – dass Richter Letts deren Antrag für eine einstweilige Verfügung verweigerte und andeutete, dass die WKG nach Lage der Dinge verlieren würde. Wir erklärten, wie die WKG uns einlullte, unsere Verteidigung gegen die Klage in Kalifornien vorzubereiten, während sie die ganze Zeit plante, den Prozess nach Oklahoma zu verlegen. Wir baten die Richterin Miles La Grange, den Fall sofort zurück nach Kalifornien abzugeben, „um den offensichtlichen Versuch eines Forum Shoppings der WKG zu vereiteln.“ Am 11. März lehnte sie unseren ex parte (einseitigen) Antrag mit der Erklärung ab, dass sie beide Seiten hören wolle, bevor sie eine Entscheidung träfe. Also drängten wir vorwärts, packten den Fall jetzt von zwei Seiten an – nach den Hauptpunkten und mit dem Antrag, den Fall zurück nach Kalifornien zu verlegen. 

Der andere Aspekt

Während der Streit über den Verhandlungsort weiter gefochten wurde, fuhren wir fort, an den Hauptpunkten unseres Falls zu arbeiten – insbesondere an unserer Verteidigung. Wie in unserer am 24. März eingereichten Einspruchsschrift dargelegt ist, glaubten wir, dass unser Vorgehen, das Buch Geheimnis der Zeitalter zu verbreiten, sowohl durch die free exercise clause (freie Ausübung der Religion) des ersten Zusatzartikels, als auch durch den Religious Freedom Restoration Act (Gesetz zum Schutz der Religionsfreiheit) geschützt wäre – ein Gesetz, das der Kongress verabschiedet hatte, um zu verhindern, dass andere Gesetze jemandes religiöse Freiheiten unterdrückten. Und sollte der Richter den Entscheidungsrahmen allein auf das Urheberrecht begrenzen, selbst innerhalb dieses Rahmens fühlten wir, dass unser Nachdruck des Buches unter der „fair use“ Doktrin (faire Verwendung) des Urheberrechts zulässig war. Wir argumentierten auch, dass die WKG durch ihr Handeln ihr Urheberrecht auf Geheimnis der Zeitalter aufgegeben hätte.

Bedeutungsvoller als dies ist jedoch die offensive Haltung, die wir in unserer Gegenforderung einnahmen. Im Klageantrag ersuchten wir das Gericht nicht nur, die Klage der WKG abzuweisen, sondern uns die Rechte zuzuerkennen, weitere 18 Werke von Herrn Armstrong drucken und verteilen zu dürfen. So wie bei der Werbekampagne wollten wir uns wieder auf eine offensive Basis einstellen. Dies stand während des ganzen Prozesses im Mittelpunkt der Strategie meines Vaters – sollte der Kläger Stärke zeigen, würden wir dem Angriff frontal begegnen – und einen Schritt weitergehen. So klein wie wir waren (im Vergleich zu ihnen) und wenngleich ein „Angeklagter“, wollte er, dass wir die Tatsache vollständig erfassen, dass wir im Angriff waren und dass wir letzten Endes irgendwie siegreich hervorgehen würden. So starteten wir also sieben Wochen nachdem wir uns zuerst nasse Füße in diesem Fall geholt hatten – in jeglicher Art des Rechtsstreits, was das betrifft – einen Gegenangriff. Sie entschieden sich, uns zu bedrängen in dem Bestreben, Geheimnis der Zeitalter beerdigt zu lassen. Wir entschieden, uns gegen diesen Prozess zu verteidigen – und zur gleichen Zeit noch mehr Literatur zu fordern. Dies sind die Werke, die wir in unserer Gegenklage anstrebten:

Der Ambassador College Bibel fernlehrgang (58 Lektionen)

Das unglaubliche Potential des Menschen

Die USA und Großbritannien in Prophezeiung

Die wunderbare Welt von Morgen – ein Blick in die Zukunft

Die fehlende Dimension im Sexualwissen

Die Autobiograf von Herbert W. Armstrong (Band 1 und 2)

Die Wahrheit über Heilung

Was die Wissenschaft über den menschlichen Geist nicht weiß

Heidnische Feiertage oder Gottes Festtage?

Existiert Gott tatsächlich?

Welcher Tag ist der christliche Ruhetag?

Die sieben Gesetze des Erfolgs

Wer oder was ist das prophetische Tier?

Was heißt Wiedergeburt?

Warum heiraten? Ist die Ehe überholt?

Die Bibel auf die Probe gestellt

Was ist Glaube?

Es war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, aber die Entscheidung meines Vaters, diese 18 Werke zu fordern, beeinflusste den endgültigen Ausgang dieses Prozesses mehr als irgendein anderes Einzelereignis

Ende des Oklahoma Prozesses 

Während der Monate April und Mai verlangsamten sich die Aktivitäten im Prozess erheblich, zum Teil wegen Richter La-Granges vollgepackten Zeitplans bei Gericht. Doch am 21. April brachte die WKG einen Antrag ein und bat das Gericht, unsere Gegenforderung abzuweisen. Sie sagten, es gäbe keinen „Fall bzw. keine Kontroverse“ bezüglich der zusätzlichen 18 Werke, um die wir uns jetzt bemühten. Ihre Klage, behaupteten sie, hätte nur mit Geheimnis der Zeitalter zu tun. Und das war natürlich wahr. Wir wollten bloß einen Schritt weiter ehen.

Unglaublich, sechs Wochen später zog die WKG ihren Einspruch gegen unseren Antrag für die Verlegung des Prozessortes zurück und bat das Gericht sogar, fortzufahren und den Fall zurück nach Kalifornien zu verlegen. Es war eine weitere, verblüffende Wende der Ereignisse – und diesmal nicht leicht zu erklären.

Zwei Wochen später, noch bevor wir von Richter La-Grange bezüglich des Antrags für die Verlegung des Prozesses oder die Abweisung der Gegenforderung hörten, reichte die WKG ihre Erwiderung auf unsere Gegenforderung ein. Laut der Kurzdarstellung bestritt die WKG, dass sie einen „Druckstopp“ für Geheimnis der Zeitalter verfügt hatte, sondern vielmehr beschlossen hätte, Geheimnis der Zeitalter „vorläufig nicht wieder zu veröffentlichen oder weiterhin zu verteilen. Es war nur vorübergehend zur Seite gelegt worden, sagten sie dem Gericht. Als Beweis für ihren neuentdeckten Wunsch, Herrn Armstrongs Schriften zu verwenden, konnten sie ein Protokoll einer Vorstandssitzung vorlegen, wo das Thema diskutiert worden war. „Die Kirche arbeitet mit dem Text der Bücher ständig weiter für eine mögliche Verwendung in der Zukunft.“

Sie können sehen, warum die Aussage von der „christlichen Pflicht“, die später in jenem Sommer in Buchhandlungen landete, so ausschlaggebend war für unseren Fall. Sie hörten nicht nur auf, Geheimnis der Zeitalter zu drucken, sie wollten auch andere daran hindern, es zu drucken – so sagte Tkach Jr. ausdrücklich in seinem eigenen Buch! Aber um ihren Zweck vor Gericht zu erfüllen, trugen sie die Sache so vor, dass es sich anhörte, als ob sie zukünftige Pläne für Geheimnis der Zeitalter hätten.

Am 30. Juni 1997 entsprach die Richterin LaGrange unserem Antrag, den Prozess nach Kalifornien zurückzuverlegen. Folglich waren wir wieder da, wo wir begonnen haben.

Statuskonferenz mit Richter Letts

Nun, wo der Fall zurück in Kalifornien war, brachten wir schnell einen Antrag ein, um sicherzugehen, dass er in den Gerichtssaal von Richter Letts zurückkehrte, damit die WKG nicht mit ihrem Unfug des Richter-Shoppings davonkam. Am 18. August wurde Richter Letts tatsächlich berufen, über unseren Fall den Vorsitz zu führen. Zwei Wochen später arrangierten die Anwälte beider Seiten eine Telefonkonferenz mit Richter Letts, um einige strittige Fragen zu klären. Verärgert über die juristische Rangelei, forderte der Richter beide Klienten mit ihren Anwälten auf, in seinem Richterzimmer zu einer Statuskonferenz zu erscheinen.

Der 25. September 1997 war das erste von vielen Malen, wo wir unseren Gegnern persönlich gegenüberstehen sollten. Ich erinnere mich deutlich an meinen ersten Austausch mit Ralph Helge. „Ich genieße Ihre Artikel in der Trumpet, Stephen“, sagte er, nachdem er mich zum ersten Mal getroffen hatte. Zu dem Zeitpunkt waren wir dabei, daheim in Edmond die Produktion unserer Novemberausgabe abzuschließen – in der ich die WKG beschuldigte, im Lauf der Jahre auf hinterlistige Weise über Herrn Armstrongs Lehren gelogen zu haben. „Warum hat die Weltweite Kirche Gottes Geheimnis der Zeitalter eingestellt“? fragte ich in einem Artikel mit dem Titel „Lügnerische Worte“. „Die Antwort auf diese Frage ist von Fall zu Fall unterschiedlich, je nachdem, wer Sie sind, wann Sie fragen und wen Sie zufällig fragen“.

Im Richterzimmer, nachdem wir uns über die Einstellung des wichtigsten Buches von Herrn Armstrong beschwerten, rief Herr Helge mit ernster Miene: „Wir hatten niemals die Absicht gehabt oder die Entscheidung getroffen, es nicht zu veröffentlichen!“ Wir waren verblüfft, zumal das Buch von Herrn Tkach Jr. mit der Aussage der „christlichen Pflicht“ gerade erst veröffentlicht worden war.

Dann ließ Herr Helge einen weiteren Korken knallen und schlug vor, dass wir in der Tat ein Angebot unterbreiten sollten, um von der WKG die Lizenz für das Buch zu bekommen. Auch hier, angesichts der Aussage von Tkach Jr. über die „christliche Pflicht“, wäre ein solches Angebot völlig nutzlos gewesen. In der Tat, einen Monat vor Helges bizarrem Vorschlag im Richterzimmer, schickte der WKG-Pastor Greg Albrecht folgende Nachricht an eine Person, die ersuchte, einige von den Artikeln und Broschüren der Kirche nachdrucken zu dürfen: „Wir können ihrer Bitte, unsere alten Artikel und Broschüren zu veröffentlichen, nicht entsprechen. Wir besitzen das Urheberrecht und erlauben Anderen aus einer Vielzahl von Gründen nicht, unsere ehemaligen Lehren und Doktrinen zu veröffentlichen“. 

Später im Gerichtsverfahren, im Jahre 1999, bestätigte die WKG sogar in ihren eigenen Gerichtsakten, dass ein solches Angebot abgelehnt worden wäre: „Die PKG ersuchte nicht um Erlaubnis; Herr Flurry erklärte, dass Andere eine solche Genehmigung beantragt hatten, die WKG sich jedoch geweigert hatte, das Nachdrucken des Buches zu erlauben. Herr Flurry begriff, dass die WKG diese Anträge ablehnte, um ihr Urheberrecht für Geheimnis der Zeitalter zu schützen und bekundete damit, dass die PKG sehr wohl wusste, dass die WKG nicht die Absicht hatte, ihr Urheberrecht aufzugeben“.

Hier wies die WKG tatsächlich auf die offensichtliche Nutzlosigkeit eines solchen Angebots hin als Beweis, dass sie ihr Urheberrecht nicht aufgegeben hatte. Gleichzeitig versuchten sie sogar Tkaches Aussage über die „christliche Pflicht“ zu ihren Gunsten zu drehen und sagten, es begründete eigentlich „eine Absicht, das Urheberrecht durchzusetzen“. Denken Sie einmal darüber nach. Dass Tkach Jr. sagte, es wäre die „christliche Pflicht der Kirche, [Geheimnis der Zeitalter] vom Druck fernzuhalten“, beweise nur, sagten sie dem Gericht, dass die WKG noch immer das Urheberrecht besitzt und in der Tat davon Gebrauch macht.

Natürlich „machten sie Gebrauch“ vom Urheberrecht, aber nur um die Verbreitung von Herrn Armstrongs Ideen zu verhindern. 

Zwei Hauptpunkte

Als die WKG ihre ursprüngliche Klage Anfang 1997 einreichte, musste sie zwei grundlegende Argumente vortragen, und zwar im Wesentlichen: 1.) dass die WKG das Urheberrecht für Geheimnis der Zeitalter besaß und 2.) dass die PKG kein gesetzliches Recht hat, das Werk zu drucken und zu verbreiten.

Der erste Punkt war nicht so unkompliziert, wie man denken könnte. Da der ursprüngliche Autor von Geheimnis der Zeitalter tot war, musste die WKG erklären, wie das Urheberrecht in ihren Besitz übertragen wurde. Schon am Anfang versuchten sie, anstatt auf Herrn Armstrongs letzten Willen zu bauen, ihr Eigentumsrecht zu beweisen, indem sie sagten, dass alles, was Herr Armstrong als „Angestellter“ der Kirche schrieb, der Kirche gehörte. Sie entschieden sich für diese Strategie, weil es dann Herrn Armstrongs letzte Wünsche für das Buch inkonsequent erscheinen lassen würde.

Offensichtlich hätte Herr Armstrong gewollt, dass das Urheberrecht sein Material schützt und bewahrt – nicht zerstört. Aber da er nur als „Angestellter“ in einer riesigen Organisation gearbeitet hatte und „beschäftigt“ war, ein Buch zu produzieren, spielte es, soweit es „die Kirche“ betraf, keine Rolle was er wollte.

Zum zweiten Punkt musste die WKG beweisen, dass das Urheberrecht uns irgendwie daran hinderte, Geheimnis der Zeitalter zu verteilen. Das war auch nicht so einfach, wie sie vorgaben, weil wir nie behaupteten, die eigentlichen Besitzer des Urheberrechts zu sein. Und da wir das Eigentumsrecht nicht für uns selbst beanspruchten, musste die WKG beweisen, dass das, was wir taten, das Urheberrechtsgesetz verletzte – im Besonderen, dass es nicht eine „faire Verwendung“ des Werkes war. 

Faires Nutzungsrecht

Unabhängig davon, wer das Urheberrecht für Geheimnis der Zeitalter besaß, oder ob die WKG es aufgegeben hatte oder nicht, wenn das Gericht befand, dass unsere Aktion durch die „faire Verwendung“ (Fair Use) geschützt ist, war es eine beschlossene Sache – wir konnten das Buch drucken. Die Doktrin von der fairen Verwendung war also von höchstem Interesse für beide Parteien in dieser ersten Runde des Rechtsstreits.

Abschnitt 107 des Urheberrechtsgesetzes sagt, „die rechtmäßige Nutzung eines urheberrechtlich geschützten Werkes, durch u. a. Vervielfältigung von Schriftstücken oder Tonaufnahmen oder andere in diesem Abschnitt genannte Mittel, zu Beurteilungs-, Kommentar-, Berichterstattungs-, Bildungs- (darunter auch Vervielfältigungen für schulische Nutzung), Studien- oder Recherchezwecken, ist keine Verletzung des Copyrightgesetzes.“ Um feststellen zu können, ob die Nutzung eines Werkes einen Fall der rechtmäßigen Nutzung darstellt, müssen folgende vier Kriterien berücksichtigt werden:

„1) Der Zweck und die Art der Nutzung, u. a. ob diese Nutzung kommerzieller Art ist oder uneigennützige Bildungszwecke verfolgt;

2) Die Art des Werkes, das durch Copyright geschützt ist;

3) Die Größe und der Umfang des genutzten Teils im Zusammenhang mit dem ganzen urheberrechtlich geschützten Werk;

4) Die Auswirkungen der Nutzung auf dem potentiellen Markt oder der Wert des urheberrechtlich geschützten Werkes.“ 

Wir fühlten, dass alle vier dieser ausschlaggebenden Kriterien sich zu unseren Gunsten neigten. Was den ersten Punkt betrifft, so hatte die PKG ohne Frage Geheimnis der Zeitalter für gemeinnützige, religiöse und bildende Zwekke verteilt. Auf Anforderung boten wir das Buch absolut kostenlos an. Hinsichtlich Punkt 2, die Art des Werkes: da Geheimnis der Zeitalter eine Bestandsaufnahme von Herrn Armstrongs Lehren ist, im Gegensatz zu einem Roman, erweitert dies im Allgemeinen den Rahmen der „rechtmäßigen Nutzung“. Das dritte Kriterium erwägt, ob die kopierte Menge in angemessenem Verhältnis zum beabsichtigten Zweck ist. Und weil wir den gesamten Text für Unterrichts- und Bildungszwecke verwenden, hielten wir es für angemessen, alles zu kopieren. Zum Schluss, bezüglich Punkt 4, der Auswirkung, die unser Drucken auf den potentiellen Markt und den Wert des Buches hatte: es gab keine. Die WKG hat den Wert nicht anerkannt – noch versuchten sie es zu vermarkten. Sie wollten es tatsächlich vernichten und für immer aus dem Verkehr ziehen. Das war, gemessen an den riesigen Mengen von schriftlichen Erklärungen und mündlichen Kommunikationen, die innerhalb und außerhalb der Kirche zirkulierten, ihre Geschichte.

Für den Rechtsstreit erfanden sie jedoch eine andere Geschichte.

Die „kommentierte“ Version

Joseph Tkach Jr. schrieb das Buch Transformed by Truth während der ersten sechs Monate des Jahres 1997 – im gleichen Zeitraum, in dem der Rechtsstreit über Herrn Armstrongs Schriften begann. Nachdem er einen endgültigen Entwurf seines Buches fertiggestellt hatte, legte er es dem Kirchenvorstand vor und sie alle unterzogen es einer obligatorischen Lesung. Laut Tkach genehmigte der Vorstand nach einigen kleinen Änderungen am Text die Veröffentlichung des Buches. Als er während seiner Aussage gefragt wurde, ob der Vorstand dem Text des Buches zugestimmt hatte, erwiderte Tkach, „sie alle fanden, es sei klar und deutlich“.

Wir fragten ihn dann, ob es nicht seine „christliche Pflicht“ wäre, Geheimnis der Zeitalter aus dem Druck zu ziehen. Worauf er antwortete: „Nicht unbedingt“. Danach folgte ein lächerlich langwieriger Schlagabtausch, während wir versuchten, Herrn Tkach zu dem Eingeständnis zu bewegen, dass er auch meinte, was er in seinem eigenen Buch sagte! Während dieses Schlagabtausches hatte Tkach gesagt, dass es für seine Kirche wichtig wäre, keine „Lügen“ zu verbreiten. Er sagte aber auch, die WKG hätte eine Verpflichtung, die „Vermögenswerte“ der Kirche, einschließlich der fraglichen Urheberrechte, zu schützen.

Außerdem informierte er uns, dass die WKG eigentlich Pläne hätte, Geheimnis der Zeitalter wieder zu verwenden! Anscheinend hatte es viele Diskussionen darüber gegeben, einen neuen, kommentierten Text zu produzieren, der alle „Fehler“ im ursprünglichen Geheimnis der Zeitalter korrigieren würde. Herr Tkach konnte sich nicht erinnern, wann diese Diskussionen begonnen hatten, ob das vor oder nach dem Rechtsstreit gewesen war. Greg Albrecht gab in seiner Zeugenaussage an, dass es „wahrscheinlich nachher“ war. Tkach gab auch zu, die kommentierte Version würde keinen „hohen Stellenwert“ haben, da die Kirche sich inmitten massiver Kürzungen und eines Personalabbaus befand. 

Der Ältestenrat

Drei Monate nachdem Tkach und Albrecht uns über das kommentierte „Projekt“ aufgeklärt hatten, formalisierte die WKG die für den Rechtsstreit angefertigte Erklärung des Sitzungsprotokolls des Ältestenrates (ACE). Vor dem Beginn des Prozesses, vergessen Sie nicht, gab es keine einzige Spur eines Beweises, die irgendeine Absicht andeutete, Geheimnis der Zeitalter jemals wieder zu verwenden. Alle Beweise – eine riesiger Stapel davon – deutete auf die Tatsache, dass Herrn Tkachs Aussage über die „christliche Pflicht“, genau die Position der Kirche reflektierte. Daher, ohne jeglichen vor das Jahr 1997 zurückgehenden Beweis zur Unterstützung ihrer „großen Pläne“ für das Literaturargument, mussten sie sich das ausdenken, so wie sich der Rechtsstreit entfaltete.

Hier ist die Aussage dieses lächerlichen Protokolls von ihrer Ältestenratssitzung vom 4. Dez. 1998: „Es war und ist eine allgemein übliche Praxis der WKG oder des Colleges, Werke von der Veröffentlichung zurückzuziehen oder sie umzuschreiben, entweder, um die darin enthaltenen Begriffe anders auszudrücken, um Tatsachen genauer darzustellen oder aufgrund einer Änderung in der Lehre. Die WKG und das College entsorgten dann die überschüssigen Exemplare solcher Werke, aber die Archiv-, Forschungs- und persönlichen Exemplare wurden beibehalten. Dieses Verfahren war in Übereinstimmung mit der langjährigen Gepflogenheit, Praxis und Vorgehensweise der WKG und des Colleges.

Beachten Sie, wie sie die gelegentlichen Änderungen, die Herr Armstrong in den Lehren der Kirche machte, mit der vollständigen Zerstörung unseres gesamten Glaubenssystems, die durch den Tkachismus geschieht, gleichsetzen. Es ist, als ob man sagen würde, dass eines Hausbesitzers routinemäßige Instandhaltung rund um das Haus gleichbedeutend ist mit dem Abbruch des Hauses durch einen späteren Erben, der dann das eigentliche Fundament, auf dem es stand, zerstört und wegschafft. „Wir verändern das Fundament unserer Kirche“, sagte Herr Tkach im Jahr 1997. Es würde also nicht richtig sein, zu sagen, wie es in jenem Sitzungsprotokoll steht, dass die Kirche lediglich „ihre Lehren modifiziert“ hat, nachdem Herr Armstrong gestorben war. Wenn Joe Tkach Jr. sein Buch mit dem Worten beginnt, die WKG hat Herrn Armstrongs „unbiblische Lehren aufgegeben“ und „die Christliche Orthodoxie angenommen“, dann sind das sozusagen nicht Worte eines Modifikators. Herr Tkach sagte, die Veränderungen der WKG wären so „radikal“ und „beispiellos“, dass es Evangelikalen zunächst schwer fiel zu glauben, dass es überhaupt wahr wäre.  In „Christianity Today“ sagte Ruth Tucker, sie war „überrascht“ von der Transformation der WKG – eine Reise, die eine „ketzerische Sekte in eine evangelische Glaubensgemeinschaft verwandelte“. Laut Protokoll des Ältestenrates „erklärte Herr Armstrong oftmals, wie sich sein doktrinäres Verständnis in vielerlei Hinsicht über die Jahre änderte, so wie er neue biblische Wahrheiten zu verstehen begann. Genau genommen tadelte er andere Kirchen im Laufe der Jahre für ihre festgelegten Glaubensbekenntnisse, die sie daran hinderten, neue Wahrheiten zu akzeptieren und sich zu ändern“.

Als ob Herr Armstrong ihre „Änderungen“ völlig unterstützt hätte. Das ist die gleiche verachtenswerte Argumentation, die wir Ende der 1980er Jahre hörten, als die Kirche die Lehren von Herrn Armstrong aufzulösen begann. Nun, wir machen nur das Gleiche, was Herr Armstrong heute machen würde, wenn er noch am Leben wäre. Damals war es zumindest plausibler, wenn auch trügerisch. Aber diese wenig überzeugende Entschuldigung im Jahr 1998 wieder aufzuwärmen, nachdem soviel über die beispiellose Veränderung geschrieben worden war? In seinem Buch, im Namen der WKG sprechend, sagte Tkach: „Heute lehnen wir das ab, was als ‚Armstrongismus‘ wohl bekannt ist, das heißt, das Festhalten an den Lehren von Herbert W. Armstrong, anstatt an biblischen Gegenbeweisen“. Das hinterlässt nicht gerade den Eindruck, dass sie nur dem Beispiel von Herrn Armstrong folgen und da und dort ein paar Lehren ändern.

Das Protokoll zählt dann einige Lehren auf, die Herr Armstrong änderte (als ob das irgendwie ihre Ablehnung des „Armstrongismus“ rechtfertigte). Und weil er manchmal Kirchenliteratur aus dem Verkehr gezogen oder umgeschrieben hatte, um ein neues Verständnis der Lehre genauer zu reflektieren, geht natürlich hervor, dass der Tkachismus genau das Gleiche machte. „In der Tat, es ist die Absicht der WKG gewesen, ein Nachbessern, ein Überarbeiten oder eine Neuauflage von Geheimnis der Zeitalter und anderer Werke, für die sie das Urheberrecht besitzt, in Betracht zu ziehen und dieselben in einer kommentierten oder revidierten Form entweder kostenlos zu verteilen, oder falls sie verkauft werden, dann zu einem angemessenen Preis als Einkommen schaffende Artikel.

Geheimnis der Zeitalter aus dem Verkehr zu ziehen war nur vorübergehend, verstehen sie, „bis entsprechende Überarbeitungen umgesetzt werden konnten“.

Die Entscheidung des Richters Letts 

Die Vernehmung für die einstweilige gerichtliche Verfügung, war für den Nachmittag des 8. Feb. 1999 festgelegt. An diesem Morgen, bevor wir vor Gericht erschienen, sagte mein Vater Dennis Leap und mir: Obwohl ich nicht genau weiß, was heute passieren wird, habe ich das starke Gefühl, dass sich etwas Positives ergeben wird“.

Es war mein zweites Erscheinen vor Gericht, direkt gegenüber den Vertretern der WKG – und es war genau so unvergesslich wie die erste Begegnung. Die fünf von uns kamen zuerst an – unsere zwei Anwälte trugen Aktenordner. Der Rest von uns hatte Notizblöcke und Stifte. Wenige Augenblicke später, nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, kamen die Vertreter der WKG mit ihren Hollywood Rechtsanwälten mit großen Schritten durch die Türen – schleppten riesige Aktenkoffer rein, trugen große Bücher und Aktenordner. (Und komischer als das war, dass sie die Aktenkoffer während der Vernehmung nicht einmal anrührten.) Sie sahen aus, als wären sie bereit für einen totalen Krieg. Aber in Richter Letts Gerichtssaal waren sie kaum in der Lage, eine Runde abzufeuern. Nach nicht mehr als fünf Minuten in der Vernehmung wussten beide Seiten, wo der Richter stand.

„Zunächst einmal glaube ich nicht, dass diese Arbeit gegen Bezahlung war“, sagte der Richter. „ich glaube, es ist ziemlich klar, dass Herr Armstrong kein Angestellter war und dass dies auch keine Auftragsarbeit war“.

Ferner sagte er, dass er dachte, die Frage, wer im Besitz des Urheberrechts sei, „ist ein wenig komplexer“ als beide Seiten in ihren Unterlagen erklärt hatten. Er fragte, wenn das Urheberrecht auf jemanden übertragen wird, der dann die Lehren des Buches ablehnt, würde das den Charakter des Urheberrechts ändern? Könnte dann der Nachfolger das Urheberrecht tatsächlich dazu benutzen, um das Buch abzuschaffen, anstatt die Ideen des Autors zu schützen? Aus der Sicht des Richters, war die Antwort nein. In solch einer Situation fragte sich der Richter, ob das Urheberrecht überhaupt noch bestehen könnte! Aber selbst wenn es so wäre, sagte er, würde das Urheberrecht der WKG nicht erlauben, ein schriftliches Werk zu unterdrücken.

Seiner Ansicht nach war unsere Verwendung von Geheimnis der Zeitalter eine „faire Verwendung“ unter dem Urheberrechtsgesetz, weil das Buch anderweitig einfach nicht verfügbar war. Hinsichtlich der „kommentierten Version“ sagte der Richter: „Ich kann mir nicht vorstellen, wenn es irgendwie ein Urheberrecht auf die Bibel selbst gäbe, dass jemand das Urheberrecht kaufen und dann einfach sagen könnte, ich werde nur die Verwendung meiner kommentierten Version erlauben“. In der Tat, wie er später klar machte, sollten sie das kommentierte Projekt weiter verfolgen, könnte argumentiert werden, das unsere Verteilung des ursprünglichen Werkes den Markt für ihre kommentierte Version tatsächlich erhöhen würde.

Bezüglich der Aussicht, dass die WKG die Werke für uns lizenzierte, äußerte der Richter auch seine Meinung: „Wenn Sie in der Lage sind, wo Sie einfach sagen, sie können nicht verwendet werden, glaube ich nicht, dass es noch irgendeine Frage darüber gibt“. Mit anderen Worten, es wäre sinnlos, eine Lizenzierung von Verwaltern erlangen zu wollen, die das Werk zerstören wollen. Der Richter kaufte ihnen nie ihren prozessgesteuerten Plan ab, die Werke „wieder zu verwenden“.

Daher lehnte Richter Letts getreu seiner Vorhersage zu Beginn des Falles, den Antrag der WKG für eine einstweilige Verfügung am 8. Febr. 1999 ab – nur zwei Tage vor dem zweijährigem Jubiläum des Prozessbeginns. In seiner schriftlichen Anordnung am 20. April sagte er, Herr Armstrong hatte innerhalb der WKG unilaterale Macht, dass die Kirche Herrn Armstrongs Werk nicht kontrollierte und dass Herr Tkach Sr. aus diesem Grunde Geheimnis der Zeitalter nicht als ein religiöses Werk anerkannte, vorhandene Kopien des Buches vernichtete und die Bitte um eine Nachdruckgenehmigung verweigerte. Richter Letts fand auch, „dass die WKG keine Pläne hatte, Geheimnis der Zeitalter zu drucken oder zu verwenden, wie ursprünglich angekündigt“, und das, „obwohl die WKG angedeutet hat, dass sie vielleicht in Zukunft ein ‚kommentiertes‘ Geheimnis der Zeitalter veröffentlichen werde, hat die WKG niemand beauftragt bzw. keine Vereinbarungen mit jemandem getroffen, das ‚kommentierte‘ Geheimnis der Zeitalter schreiben zu lassen“.

In seiner legalen Schlussfolgerung entschied der Richter, dass Geheimnis der Zeitalter keine „Auftragsarbeit“ war und dass „die Verteilung unter der Doktrin der „fairen Verwendung“ des Urheberrechts geschützt wäre.

Während wir alles hörten, was Richter Letts während der Anhörung im Februar zu unseren Gunsten sagte, waren wir eigentlich darauf bedacht, dass er sie beenden möge, damit wir aus dem Gerichtssaal hinausstürmen konnten, um zu feiern. Selbst dann, nach dem Verfahren, gelang es uns, unseren Jubel auf dem Gang zu unterdrücken, um die Vertreter der WKG nicht zu beleidigen. Aber sobald sich die Türen des Aufzuges schlossen und wir alleine waren – „Juhuu!!!“  Als unsere Anwälte sich abklatschten, wurden wir das Gefühl nicht los, dass wir Zeuge von etwas wahrhaft Historischem für unser Werk waren.

Während des Gottesdienstes an diesem Wochenende, am 13. Februar, überschüttete mein Vater den Richter mit Lob, weil er den Sinn und Zweck des Urheberrechts begriffen hatte. Sicherlich würde Herr Armstrong niemals geträumt haben, dieses Gesetz zu gebrauchen, um die Verbreitung vom Geheimnis der Zeitalter zu verhindern. Immerhin soll das Urheberrecht die Schriften des Autors schützen und nicht zerstören. Am Ende seiner Predigt sagte mein Vater: „Geschwister, wir müssen also wieder prophezeien und das wichtigste Buch, das es nach der Bibel in der Welt gibt, unter das größtmögliche Publikum bringen. Das inspirierte Gott Herrn Armstrong zu schreiben. Das erwartet er auch von uns, dass wir es tun; und was für eine herrliche Berufung es ist, dieses Werk zu verrichten und der Welt zu zeigen, wie man echten Frieden, wirkliche Freude und wahres Glück haben kann“.

Im folgenden Monat sagte mein Vater den Lesern der Trumpet, dass „wir gerade den wichtigsten Kampf vor Gericht in der heutigen Zeit gewonnen hätten.“ Er schrieb, „Herr Armstrong glaubte, Geheimnis der Zeitalter sei nach der Bibel das wichtigste Buch auf dieser Erde. … Die Zeit wird beweisen, dass Herr Armstrong Recht hatte. … Bald wird die ganze Welt verstehen, wie wichtig dieses großartige Buch ist. Dann wird die Bibel nicht länger ein Geheimnis für die Menschen sein“.

Es war eine bedeutsame Zeit für unsere Kirche. Wir waren noch nicht über den Berg – der Hauptanwalt der WKG, Allan Browne, hatte während der Anhörung vor Richter Letts deutlich gemacht, dass die WKG bestrebt sei, so schnell wie möglich Einspruch gegen das Urteil des Berufungsgerichts zu erheben. Aber trotzdem, nach einem zweijährigen, hart gefochtenen Kampf, machten wir eine Pause, lang genug, um unseren Erstrundensieg zu genießen.

Wird fortgesetzt ...