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Der zweite dringliche Weckruf für Europa

OKSANA MANCHUK/BELTA/AFP VIA GETTY IMAGES

Der zweite dringliche Weckruf für Europa

Im Laufe des Sommers wurde Europa eindringlich vor Augen geführt, wie verwundbar es ist und dass es eine starke Führung braucht. Afghanistan machte deutlich, dass Europa in Bezug auf seine Sicherheit vollständig abhängig von einem unzuverlässigen Verbündeten war. Als Amerika sich abrupt aus Afghanistan zurückzog, konnte Europa nichts dagegen tun. Nun wird Europa erneut wachgerüttelt, für den Fall, dass es wieder die „Schlummertaste“ gedrückt hat.

Diesmal kommt die Lektion mit freundlicher Genehmigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er hat Europa auf jede erdenkliche Weise unter Druck gesetzt. Es gibt begründete Befürchtungen, dass er im Begriff sein könnte, einen weiteren Krieg in Europa zu beginnen. Die Länder der Europäischen Union, einschließlich Deutschland und Frankreich, scheinen machtlos zu sein.

Der krasseste Angriff ist die von ihm geschaffene Migrantenkrise. Tausende von Migranten aus dem Nahen Osten strömen an die Grenzen zu Polen und Litauen und überschwemmen sie.

Polen ist kein typischer Zwischenstopp für Migranten aus dem Nahen Osten. Aber Putins Marionette Weißrussland hat sie aus dem Irak und Syrien eingeflogen und sie an die Grenze geschoben.

Es ist zu einem tödlichen Spiel geworden – wie eine Hühnerjagd. Beide Seiten treiben die Migranten zur jeweils anderen Seite. Keine der beiden Seiten will ihnen Nahrung oder Unterkunft gewähren; sie machen die Migranten so unerwünscht wie möglich und versuchen, sie der anderen Macht zuzuschieben.

Jüngsten Berichten zufolge rüstet Weißrussland die Migranten mit Blendgranaten aus, damit sie polnische Grenzbeamte angreifen können. Und Russland hat deutlich gemacht, dass es Weißrussland den Rücken stärkt: Russische Atombomber patrouillieren an der Grenze zwischen Belarus und Polen.

Putin bedroht Europa auch auf dem Balkan. Die Serben in Bosnien drohen mit Abspaltung und behaupten, sie hätten Russlands Rückendeckung. Aber jedes Mal, wenn jemand damit droht, ein Land auf dem Balkan abzuspalten, macht das viele Menschen nervös. Würden sich die bosnischen Serben abspalten, könnten sie sich Serbien wieder anschließen und die pro-russischen Kräfte in der Region stärken.

Es ist nur 30 Jahre her, dass am Balkan der größte Krieg in Europa geführt wurde. Die EU hat ihren Einfluss in der Region gefestigt. Das Letzte, was sie will, sind weitere Konflikte – oder schlimmer noch, ein wachsendes „Großserbien“, das von Russland unterstützt wird und sich in der Region breitmacht.

Putin ist auch dabei, eine Energiekrise zu verursachen. Die Gaspreise in Europa sind im letzten Jahr um 650 Prozent gestiegen. Überall gehen Energieunternehmen in Konkurs, weil sie mit den hohen Preisen nicht mithalten können. Putin hat eine Gaspipeline geschlossen und den Durchfluss einer anderen um die Hälfte reduziert. Er bleibt im Hintergrund und sagt: „Schade, dass ihr nicht genug Gas habt. Ihr wisst doch, dass ich eine Menge Erdgas habe. Ich könnte euch helfen – wenn ihr die Nord Stream 2-Pipeline genehmigt.“

All das ist keine Aneinanderreihung von Zufällen. Putin bedroht Europa ganz bewusst.

Und warum? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Er könnte im Begriff sein, etwas Großes zu versuchen. Es könnte sich alles um die Nord Stream-Pipeline drehen und um den Versuch, Europa unter Druck zu setzen, russisches Gas zu akzeptieren. Vielleicht bereitet er auch eine Invasion in der Ukraine oder eines anderen osteuropäischen Landes vor.

Seine Handlungen sehen jedenfalls danach aus. Das könnte eine Drohung in Richtung Europa sein: Ich bin im Begriff, irgendwo einzumarschieren und wenn ihr euch einmischt, werde ich euch das Gas abdrehen, eure Wirtschaft ruinieren, den Balkan in die Luft jagen und eure Länder mit Migranten überschwemmen – also geht mir aus dem Weg.

Ich weiß es nicht. Aber ich möchte mich auf etwas konzentrieren, das ich wohl weiß: wie sich das auf Europa auswirkt.

In der letzten Ausgabe der Posaune schrieb der Chefredakteur Gerald Flurry, dass Amerika immer noch genug Macht hat, „aber uns fehlt der Wille, sie auch zu nutzen! Infolgedessen wächst in Europa die Besorgnis über den eigenen Mangel an Führung.“

„In Europa ist man sich der Notwendigkeit einer militärischen Vereinigung durchaus bewusst. DAS PROBLEM IST NUR, DASS ES IHNEN AN EINER STARKEN FÜHRUNG FEHLT, DIE DIESE EINHEIT HERBEIFÜHREN KÖNNTE. Analysten sagen, DIE VOLLSTÄNDIGE VEREINIGUNG EUROPAS SEI ZUM GREIFEN NAH.“

Der Staub der Afghanistan-Krise hat sich noch nicht gelegt; ihre Auswirkungen sind immer noch in der ganzen Welt spürbar. Und jetzt kommt eine weitere Krise, die Europa auf die gleiche Weise trifft.

Bislang hat Europa auf die russische Aggression vor allem mit Sanktionen gegen Belarus reagiert. Gegen Russland wird sehr wenig unternommen. Europas Reaktion ist schwach und jeder weiß das. Putin hat so gut wie alle Trümpfe in der Hand.

Was kann Europa ohne Amerika im Rücken tun, um sich gegen Russland zu behaupten? Europa weiß, dass die Vereinigten Staaten nicht hinter ihm stehen. Putin weiß, dass Amerika ihn nicht aufhalten wird. Er kann tun, was ihm beliebt.

Es ist die gleiche Lektion wie in Afghanistan. In einer Welt ohne Amerika muss Europa große Veränderungen vornehmen.

Einige dieser Veränderungen sind bereits eingetreten. Anfang November schien Polen kurz davor zu stehen, aus der EU auszutreten. Der Europäische Gerichtshof verurteilte das Land zu Geldstrafen in Höhe von einer Million Euro pro Tag; Polen ließ verlauten, diese Strafen zu ignorieren.

Das ist jetzt vergessen. Polen steht an vorderster Front und verteidigt die Sozialsysteme Frankreichs und Deutschlands gegen Horden von neuen Sozialhilfeempfängern. EU-Beamte sprechen darüber, Polen zusätzliches Geld zu geben, damit es eine Grenzmauer bauen kann.

Gleichzeitig weiß Polen, dass es sich nicht allein gegen Russland behaupten kann. Es würde die USA als engen Verbündeten vorziehen, aber wenn es sich nicht auf Amerika verlassen kann, braucht es Europa. Der Streit ist noch nicht vorbei und wird wahrscheinlich wieder aufflammen, sobald sich die Lage beruhigt hat, aber dank Putin kann man vorerst gut miteinander auskommen.

Wir haben genau diese Dynamik seit Jahren vorhergesagt. Nachdem Russland 2014 auf der Krim einmarschiert war, warnte Herr Flurry vor dem Aufstieg einer neuen europäischen Supermacht, die „direkt mit der Krim-Krise zusammenhängt!“ Und warum? „Die Angst, die aufgrund der Ereignisse auf der Krim jetzt in Europa spürbar wird, wird 10 Führer in Europa dazu bringen, sich auf plötzliche und dramatische Weise zu vereinigen, und zwar genau in Übereinstimmung mit der biblischen Beschreibung dieses europäischen Reiches!“, schrieb er in „The Crimean Crisis Is Reshaping Europe!“ („Die Krim-Krise gestaltet Europa neu“ – nur auf Englisch verfügbar).

Diese Vereinigung ist noch nicht abgeschlossen, aber Putin gibt ihr einen großen Schub nach vorn. Seit über 70 Jahren sagen wir die Entstehung dieses wiederbelebten Heiligen Römischen Reiches voraus. Die Bücher Daniel und Offenbarung geben ein klares Bild von diesem rasch aufsteigenden Reich. In Offenbarung 17 erfahren wir, dass es aus 10 Königen besteht, die sich die Macht teilen. Daniel 2 zeigt jedoch, dass sie keine harmonische Einheit bilden. Symbolisiert durch die 10 Zehen einer großen Statue, sind diese zehn Länder „teils von Eisen und teils von Ton“ (Daniel 2, 42). Dieses Reich wird „teils stark und teils schwach“ sein, wie die Prophezeiung sagt.

Eisen und Ton lassen sich nicht mischen, aber wenn man genügend Druck ausübt, kann man sie eine Zeit lang zusammenbringen. Das ist genau das, was Putin tut.

Aber er tut noch mehr. In diesem Artikel von 2014 schrieb Herr Flurry:

Eine zweite wichtige Prophezeiung, deren Erfüllung der Einmarsch Russlands in die Ukraine mit sich bringen wird, ist das Erscheinen eines starken Mannes in Europa. Ein neuer Führer wird kommen – so ähnlich wie Wladimir Putin. Das ist es, was Europa braucht, um zusammenzuhalten, um die Stärke und Einigkeit zu haben, die es braucht, um Russland entgegen zu treten. …

Europas neue Angst vor Russland wird eine wichtige Rolle dabei spielen, die Erfüllung dieser Prophezeiung zu beschleunigen! …

Die wachsende Notwendigkeit, sich selbst zu schützen, wird die europäischen Staats- und Regierungschefs dazu bringen, die Zahl der Länder in ihrer Union zu verringern und einen starken Mann an die Macht zu bringen! …

Putin trägt dazu bei, eine Macht zu schaffen, die größer sein wird als seine eigene! Er weiß das nicht, weil er die biblische Prophezeiung nicht versteht. Aber er wird es noch erfahren. Und der Zusammenprall zwischen diesen beiden Mächten wird mehr Leid verursachen, als die Welt je erlebt hat!

Sehen Sie sich an, wozu Putin fähig ist. Russlands Wirtschaft ist nur halb so groß wie die Deutschlands – weniger als ein Zehntel der EU-Wirtschaft. Und doch kann Putin in der Welt sein Gewicht in die Waagschale werfen, weil er eine starke Führungspersönlichkeit ist. Viele in Europa haben auf dieses Beispiel geschaut und sich gefragt, wozu sie fähig wären, wenn sie sich nur hinter einem starken Mann vereinen würden. Putin lässt ihnen kaum eine Wahl.

Die Bibel sagt uns, dass dieses europäische Imperium zu vielem fähig sein wird. Die Menschen werden es ansehen und sagen: „Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen?“ (Offenbarung 13, 4). Aber sie sagt uns auch, dass dieses Reich eine wichtige Etappe in Gottes Plan für die Ereignisse der Endzeit ist. Es wird besiegt werden, während es dazu beiträgt, den Weg für Gottes Eingreifen in das Weltgeschehen zu ebnen.