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Hat Eilat Mazar archäologische Beweise für den Propheten Jesaja entdeckt?

OURIA TADMOR/© EILAT MAZAR

Hat Eilat Mazar archäologische Beweise für den Propheten Jesaja entdeckt?

Die sensationelle Geschichte von dem winzigen Artefakt, das die Existenz eines der größten Propheten der Bibel beweist.

König Hiskia war besorgt, aber nicht verzweifelt. Die für ihre Brutalität bekannte assyrische Armee marschierte quer durch ganz Juda. König Sanherib hatte bereits Judas befestigte Städte erobert, unter anderem auch die angeblich uneinnehmbare Stadt Lachis und der Weg für die Armee war nun frei für die Invasion Jerusalems, dem Kronjuwel des judäischen Königreichs.

Judas König wusste, was er tun musste. Nach dem Bericht in der Bibel „zerriss er [König Hiskia] seine Kleider und legte einen Sack an und ging in das Haus des HERRN“, um zu beten (2. Könige 19, 1). König Hiskia wusste, dass er sich mit Gott in Verbindung setzen musste. Aber er wusste auch, dass er sich mit Gottes Prophet treffen musste, um das zu bewerkstelligen. „Und er [der König] sandte den Hofmeister Eljakim und den Schreiber Schebna samt den Ältesten der Priester, mit Säcken angetan, zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn des Amos“ (Vers 2).

Diese Geschichte erzählt von dem außergewöhnlichen Leben und den Errungenschaften des größten Königs des antiken Juda seit König David. Während seiner 29 Jahre dauernden Herrschaft schaffte König Hiskia die Götzenanbetung des Volkes ab und sorgte dafür, dass Gottes Gesetz wieder eingehalten wurde und Juda sich wieder dem Tempel zuwandte, dem Ort des rechten Gottesdienstes. In 2. Könige 18, 5 finden wir folgende Belobigung: Hiskia „vertraute dem HERRN, dem Gott Israels, sodass unter allen Königen von Juda seinesgleichen nach ihm nicht war noch vor ihm gewesen ist.“

Aber König Hiskia erreichte das nicht ganz allein. Die biblischen Bücher der Könige, Chroniken und Jesaja zeigen, dass Hiskias besonderes Verhältnis zu Jesaja der Schlüssel zu seinem Erfolg war. Jesaja war ebenso wie der König selbst einer der Hauptakteure in der Geschichte Hiskias und das bemerkenswerte Wiedererwachen des Königreichs Juda während des achten Jahrhunderts (vor Christi Geburt) war eine direkte Folge dieser besonderen Allianz zwischen dem König und dem Propheten.

Im Dezember 2015 gab die Archäologin Eilat Mazar bekannt, sie habe Beweise für die Existenz des Königs Hiskia entdeckt und zwar in Form eines Siegelabdrucks aus Ton, auch Bulle genannt. Dieser sensationelle Fund erregte mit vollem Recht internationales Aufsehen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es jedoch keinen bekannten archäologischen Beweis für die tatsächliche Existenz von König Hiskias wichtigsten Berater und stillem Helden der Wiedergeburt Judas im achten Jahrhundert vor Christi gegeben, dem Propheten Jesaja.

Die Hiskia Bulle

Die Hiskia Bulle wurde 2009 während einer relativ unbedeutenden Ausgrabung am Ophel ans Licht gebracht. Der Ophel liegt direkt neben und südlich der Süd-Mauer des Tempelbergs (in Jerusalem) und war schon seit 1968 Ort einer großen Zahl archäologischer Funde (Siehe die Karte).

2 Map
(Zev Radovan/BibleLandimages)

Die Ausgrabung fand an einer Stelle angrenzend an die Ruinen statt, die, wie archäologische Beweise nahelegen, die Überreste der königliche Bäckerei König Salomos sind (siehe das Diagramm). Diese wurde 1986 entdeckt und als zugehörig zur ersten Tempelperiode datiert. Diese antiken Ruinen enthielten Töpferwaren, darunter auch zahlreiche gewaltige Tonkrüge (pithoi) mit hebräischen Inschriften, die belegten, dass sie zur königlichen Bäckerei gehörten.

3 Map

Stellen Sie sich einen Bäcker oder Palastarbeiter vor 3000 Jahren vor, der Abfälle aus dem Fenster der Bäckerei wirft. Dr. Mazars Ausgrabung fand 2009 am Fuß der südwestlichen Wand der Bäckerei statt, und zwar an der Stelle, an der die Abfälle gelandet sein könnten. Diese Ausgrabung war nur relativ klein, aber die Stelle enthielt eine Fundgrube voller antiker Artefakte, unter ihnen Tonscherben, Einlegearbeiten aus Elfenbein, Statuetten und lmlk-Siegelabdrücke auf den Henkeln der Tonkrüge. (Im antiken Hebräisch bedeutet lmlk „gehört dem König.“) Dr. Mazar und ihr Team gruben auch 34 Bullae aus – kleine Tonsiegelabdrücke geprägt mit dem Namen ihres Besitzers. Dreißig dieser Bullae trugen hebräische Namen.

4 Hezekiah Bulla
Die Hiskia Bulle, die Dr. Eilat Mazar während der Ausgrabungen 2009 am Ophel entdeckte.
(Ouria Tadmor/Mit freundlicher Genehmigung von Eilat Mazar)

Als Eilat Mazar und der Archäologe Reut Livyatan Ben-Arie 2014 den Abschlussbericht der Ausgrabungen aus dem Jahr 2009 verfassten, hatten sie das Gefühl, dass eine der Bullae nähere Untersuchungen verdiente. Mehr als 12 Monate später enthüllte Dr. Mazar die Bedeutung der Inschrift. Sie lautet: „Gehört Hiskia, [Sohn des] Ahaz, König von Juda.“

Es war der Siegelabdruck des größten Königs Judas nach David.

Die Hiskia Bulle war eine außerordentliche, ja historische Entdeckung. Dr. Mazar nannte sie die wichtigste Einzelentdeckung ihrer ganzen Karriere, eine bemerkenswerte Äußerung, wenn man bedenkt, dass sie abgesehen davon auch noch den Palast des Königs David, Salomos Königspalastkomplex, die Mauer des Nehemias und ein goldenes Medaillon mit dem Abbild einer Menora aus dem siebten Jahrhundert n.Chr. ausgegraben hat. Die Entdeckung der Hiskia Bulle war das erste Mal, dass der Name des judäischen Königs jemals in einer kontrollierten wissenschaftlichen Ausgrabung auftauchte.

Dr. Mazar wusste es damals noch nicht, aber unter den anderen dreiunddreißig Bullae befand sich noch eine weitere außerordentliche Entdeckung, die noch darauf wartete, unter dem Mikroskop untersucht zu werden.

Darf ich vorstellen: Jesaja

Eine der anderen Siegelabdrücke trug die Inschrift „Jesha’jah[u] Nvy“

Als Dr. Mazar 2014 diese Inschrift zum ersten Mal las, wurde sie sofort neugierig. Jesha’jahu ist der antike hebräische Name für Jesaja. Natürlich musste sie sich fragen: War das der Siegelabdruck des Propheten Jesaja? Dieser Gedanke mochte noch so faszinierend sein, trotzdem wollte Dr. Mazar zunächst nicht dazu Stellung nehmen. Wenn man mit Dr. Mazar auch nur wenige Minuten lang über Archäologie spricht, wird sie sehr wahrscheinlich so etwas sagen wie: „Wir müssen die Steine berichten lassen.“ Dr. Mazar ist Naturwissenschaftlerin und wie jeder bedeutende Wissenschaftler glaubt sie, dass man sich bei dieser Arbeit an die Fakten halten muss.

Dr. Mazar studierte die Bulle ausgiebig. Sie zeigte sie ihren Kollegen, unter anderem auch Prof. Shmuel Ahituv und Dr. Hassai Misgav, zwei renommierten Epigraphikern und Experten in der Entschlüsselung antiker hebräischer Inschriften. Auch wenn sie nur winzig klein ist (etwas ein Zentimeter breit), ist diese Bulle randvoll mit Geschichte. Sie kann in drei Zonen oder Zeilen aufgeteilt werden. Ein wichtiger Teil der obersten Zone (der ersten Zeile) ist verloren gegangen und die untere linke Seite ist beschädigt. Die Beschädigung wurde von einem Finger verursacht, der den weichen Ton zerdrückt hat, als das Siegel vor fast 2700 Jahren angefertigt wurde. (Man kann nämlich noch die Fingerabdrücke erkennen.) Die Tatsache, dass ein Teil der Bulle beschädigt ist, macht die Entschlüsselung zu einer Herausforderung. Trotz der Beschädigung ist der verbleibende Text jedoch in hervorragendem Zustand und leicht lesbar.

5 Isaiah Bulla
(Ouria Tadmor/Mit freundlicher Genehmigung von Eilat Mazar)

Wichtig ist, hier anzumerken, dass der verlorengegangene Abschnitt der oberen Zone der Bulle keinen Text enthielt. Stattdessen befand sich hier ein Abbild oder ein Leitmotiv. Diese antiken Siegel enthielten für gewöhnlich sowohl Symbole als auch Bilder. (Die Hiskia Bulle zeigt zum Beispiel einen Abdruck der Sonne mit nach unten zeigenden Flügeln.) Dr. Mazar glaubt, dass das Bild auf diesem Siegel ein grasendes Reh darstellt, das ein Symbol für Wohlstand ist. (Interessanterweise ist diese Art von Bildersprache auch im Buch Jesaja zu finden – zum Beispiel in Jesaja 11, 6 sowie in 13, 14 und 35, 6.)

Der interessanteste Teil der Bulle, der Text, der den Besitzer identifiziert, ist in der zweiten und dritten Zeile eingraviert. Der Text in der zweiten Zeile ist leicht zu lesen und lautet klar: Jesha’jah[?]. Auf der linken Seite fehlt ein Buchstabe (Hebräisch wird von rechts nach links geschrieben), aber es kann nur ein Buchstabe und kein anderer gewesen sein. Damit es ein Name sein kann, muss es ein ‚u‘ (hebräisch vav) gewesen sein. Mit diesem ‚u‘ ist das unbestreitbar der althebräische Name Jesha’jah[u] – oder Jesaja.

Die entscheidende Frage ist: Ist das Jesaja, der Prophet?

Mehr verlorengegangener Text

Die Bibel erwähnt sieben Personen mit dem Namen Jesaja und zweifellos lebten auch noch mehr Leute mit diesem Namen im antiken Juda. Auch wenn dieser Name sehr verbreitet war, so war es doch eher selten, dass jemand sein eigenes Siegel hatte. Im Allgemeinen hatten das bloß hochstehende Persönlichkeiten. Nur Könige, hohe Funktionäre, Priester und Propheten besaßen einen eigenen Siegelabdruck. Wer auch immer dieser Jesaja war, er war fraglos eine hochgestellte Person.

Das große Geheimnis dieser Bulle ist letztendlich die beschädigte linke Seite und besonders die Inschrift auf der dritten Zeile. Es lässt sich unmöglich mit Sicherheit feststellen, ob das Wort auf der dritten Zeile vollständig ist oder ob ein Buchstabe davon fehlt. Dr. Mazar glaubt, dass etwas vom Text verloren gegangen ist und er deshalb unvollständig ist.

6 Sketch
(Reut Livyatan Ben-Arie/© Eilat Mazar)

An der Außenkante der Bulle befindet sich eine klare Begrenzungslinie. Der Text und das Bild befinden sich innerhalb dieser Begrenzungslinie. Aber man muss dabei bedenken, dass es wegen der erlittenen Beschädigung bei der Herstellung der Bulle auf der linken Seite keine Begrenzungslinie mehr gibt. Wenn man sich die Begrenzungslinie vollständig auf der gesamten Außenkante der Bulle vorstellt, können wir uns ein Bild davon machen, wo diese Begrenzungslinie verlaufen müsste, wenn die linke Seite nicht zerdrückt worden wäre. Auf der linken Seite der Bulle wäre auf der zweiten Zeile noch reichlich Platz für mindestens zwei weitere Buchstaben und auf der dritten Zeile ebenso reichlich Platz für mindestens einen weiteren Buchstaben.

Stellen wir uns nun mal vor, es gäbe an diesen leeren Stellen der zweiten und dritten Zeile gar keinen Text (oder zumindest ein Symbol oder ein Motiv). Ohne Buchstaben oder Symbole an diesen Stellen würde das Siegel unsymmetrisch, unausgewogen und unvollständig aussehen. Es würde komisch aussehen.

Wir wissen, dass der fehlende Buchstabe auf der zweiten Zeile ein ‚u‘ ist und dass dort mit diesem Buchstaben dann der hebräische Name für Jesaja steht. Aber dahinter bleibt noch reichlich Platz für einen weiteren Buchstaben. Vorausgesetzt die Abstände zwischen den Buchstaben auf der zweiten Zeile sind immer gleich (was zu erwarten wäre), dann fehlt da höchstwahrscheinlich noch ein weiterer Buchstabe. Das war vielleicht ‚heh‘, das hebräische Wort für ‚der‘.

Aber was ist mit dem fehlenden Text der dritten Zeile? Können wir herausfinden, welche Buchstaben wohl an dieser Stelle standen?

Betrachten wir zunächst die drei vorhandenen hebräischen Buchstaben, die leicht zu entziffern sind. Es sind die hebräischen Buchstaben nun, vet und yod, die zusammen das Wort nvy bilden. Dieses Wort ist weder in der Bibel noch in der hebräischen Sprache zu finden. Das heißt natürlich nicht, dass es diesen Begriff nicht gibt. Prof Shmuel Ahituv hat das Siegel studiert und legte nahe, es könne sich um einen Nachnamen handeln oder es beziehe sich auf einen Bewohner der antiken judäischen Region oder Stadt von Nov. Dr. Mazar glaubt, dass die wahrscheinlichere Erklärung ist, dass Buchstaben fehlen und das Wort daher unvollständig ist.

Wenn das zweite Wort ein Name oder ein Nachname ist (vielleicht mit einem weiteren Buchstaben), wie Prof Ahituv vorschlägt, dann beschreibt die Inschrift nicht die Tätigkeit, den Titel oder den Herkunftsort des Besitzers. Das wäre unüblich. Dr. Mazar legt nahe, dass der fehlende Buchstabe ein aleph () ist, die natürlichste und wahrscheinlichste Option. Wenn man ein aleph auf der untersten Zeile hinzufügt, dann stünde da nvy’, das hebräische Wort für Prophet.

Für einen Hebräer klingt das Wort nvy auch ohne das aleph (das stumm ist) normalerweise wie Prophet. Stellen Sie sich vor, sie hören, wie ein Freund auf einer antiken Münze liest: „Köni Richard“. Die meisten Leute würden „König“ hören und denken, die Münze beziehe sich auf König Richard, auch wenn das g am König fehlt. Dasselbe passiert im Hebräischen mit Jesha’jah[u] nvy, die Worte auf dieser Bulle. Wenn man nvy liest (und sagt), hört man normalerweise „Prophet“, auch wenn dem nvy ein aleph fehlt.

Daher ist nvy‘ die natürlichste Erklärung für das fehlende Wort auf der Jesaja Bulle.

Wenn der fehlende Buchstabe auf der dritten Zeile ein aleph war, dann steht auf der Bulle ganz klar: „Jesaja, Prophet“. Wenn das hebräische Wort ‚heh‘ auf der zweiten Zeile eingraviert war, dann würde auf der Bulle „Jesaja der Prophet“ stehen. Andere Bullae, die aus derselben archäologischen Periode stammten, zeigen, dass sowohl Präzedenzfälle mit Inschriften mit als auch ohne den bestimmten Artikel ‚der‘ existieren.

Archäologische Zusammenhänge

In der Archäologie sind die Zusammenhänge wichtig. Bei der Überprüfung eines Artefakts spielt das Material, das in unmittelbarer Nähe dieses Objekts gefunden wird, eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung und Überprüfung der wahren Identität des entdeckten Objekts. Wenn zum Beispiel das Material in der Nähe eines ausgegrabenen Objekts auf eine bestimmte Periode datiert wird, stammt das Objekt wahrscheinlich ebenfalls aus dieser Periode.

Die Ruinen und Artefakte in unmittelbarer Nähe der Jesaja Bulle wurde schlüssig auf die Periode des ersten Tempels datiert (Die Archäologen nennen das die Eisenzeit II). Wir wissen daher mit Sicherheit, dass der Jesaja, dem dieses Siegel gehörte, zwischen dem neunten und dem siebten Jahrhundert v.Chr. in Jerusalem lebte. Der Prophet Jesaja lebte im achten Jahrhundert v.Chr. in Jerusalem.

Aber in diesem Fall haben wir sogar noch mehr archäologische Zusammenhänge. Das Jesaja-Siegel wurde zur selben Zeit (2009) und in derselben Ansammlung von Fundstücken (mit anderen Bullae und anderen Artefakten) entdeckt wie das Hiskia-Siegel. Es wurde nur wenige Meter entfernt und in genau derselben Erdschicht gefunden wie die Hiskia Bulle.

Dr. Mazar schrieb in ihrem Artikel im Biblical Archaeology Review, dass das Jesaja-Siegel nur wenige Meter entfernt von dem Hiskia-Siegel entdeckt wurde und fragte, wie wahrscheinlich es wohl sei, dass dieses Siegel einem anderen Jesaja gehören könnte als dem Propheten Jesaja. Sie schrieb, für sie sei das ein „surrealistisches Szenario“ (Hervorhebung durchweg hinzugefügt).

Wenn man die verschiedenen Erklärungen überdenkt und die Wahrscheinlichkeit jeder dieser Erklärungen vergleicht, so ist nur schwer vorstellbar, dass dieses Siegel zu jemand anderem als dem Propheten Jesaja gehört. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand anderem als dem bekannten Propheten Jesaja gehörte, ist extrem gering“, schrieb Dr. Mazar.

Wenn man die archäologischen Zusammenhänge eines Artefakts studiert, ist es auch wichtig, die zugehörige Geschichte oder die Erzählungen über die Fundstücke und Ruinen in der unmittelbaren Umgebung zu berücksichtigen. Wenn die ganze Ansammlung einigermaßen gleichförmig ist, wenn also alle Fundstücke zur gleichen Periode gehören, werden sie alle zusammen oft eine Geschichte erzählen. Abhängig davon, was man ausgräbt, gestattet die Ansammlung einen Einblick in das politische, kulturelle oder religiöse Umfeld der Zeit. Wenn der archäologische Zusammenhang, in dem ein Artefakt ausgegraben wird, ein klares Leitmotiv hat, ist das Fundstück wahrscheinlich ein Teil dieser selben Geschichte.

Was ist nun der archäologische Zusammenhang der Jesaja Bulle? Hat sie ein Leitmotiv? Kann uns dieses Leitmotiv Hinweise auf die Identität Jesajas geben?

Gedenken an König Hiskia

Die Jesaja Bulle wurde in einer Ansammlung von Artefakten entdeckt (Bullae, Statuetten und lmlk-Siegelabdrücke), die auf die Periode des ersten Tempels datiert wurden. Die dramatischste und aufschlussreichste Entdeckung unter diesen Fundstücken war zweifellos die Hiskia Bulle und dieses Siegel gab wertvolle Hinweise auf die Identität der Jesaja Bulle.

Die Aufzeichnungen im Alten Testament bieten einen ausführlichen Bericht über die Geschichte Judas nach dem Tod König Salomos in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts v.Chr. Diese Geschichte ist gekennzeichnet von politischer Instabilität und Fehlschlägen, sozialem und kulturellem Abbau, religiöser Verwirrung und Rebellion. Der Niedergang des antiken Judas wurde angeführt von Judas Königen, von denen viele Gott ablehnten und ihr Leben dem Götzendienst widmeten. Viele von ihnen, aber nicht alle.

König Hiskia war eine von wenigen Ausnahmen. Er war tatsächlich das genaue Gegenteil der rebellischen Monarchen Judas. Hiskia bestieg den Thron von Juda im Alter von 25 Jahren und regierte 29 Jahre lang. Die Bibel berichtet, dass er mit seinen Reformen an dem Tag begann, an dem er König wurde. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit hatte er sein Königreich vom Heidentum befreit, führte Gottes Gebote als höchstes Gesetz wieder ein und baute den Tempels König Salomons aus den Ruinen wieder auf. Hiskia brachte mit seinen spektakulären Maßnahmen in Juda das berühmte Wiedererwachen zustande. Das Königreich gedieh politisch, finanziell und kulturell wie man es seit König Salomon nicht mehr erlebt hatte.

Sie können diese Geschichte in 2. Könige 18 bis 20 ebenso wie in 2. Chronik 29 bis 32 und im Buch Jesaja nachlesen. In 2. Könige 18, 5 heißt es: „Er [König Hiskia] vertraute dem HERRN, dem Gott Israels, sodass unter allen Königen von Juda seinesgleichen nach ihm nicht war, noch vor ihm gewesen ist.“ Das Hiskia-Siegel erinnert an das Leben und Werk des größten Königs seit David.

Diese historischen Zusammenhänge sind wichtig, weil die Bibelstellen, die das Leben König Hiskias dokumentieren, auch zeigen, dass der Prophet Jesaja wesentlich zu seinem Erfolg beitrug. Abgesehen von König Hiskia selbst war der Prophet Jesaja der wichtigste und maßgebendste Mann im nationalen Wiedererwachen. Tatsächlich war der Prophet bei all jenen Anlässen, bei denen Hiskia auf Jesajas Rat vertraute, der einflussreichste Mann des Königreichs.

Es gibt 15 Stellen im Alten Testament, an denen die Namen Hiskia und Jesaja in demselben Vers erwähnt werden oder, wie Dr. Mazar es formulierte, „in einem Atemzug genannt werden.“

In 2. Könige 19 reagiert König Hiskia auf die drohende assyrische Invasion mit aufrichtigen Gebeten und sendet seine Diener „zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn des Amos“, um ihn um Rat zu bitten. 2. Könige 20 berichtet, dass König Hiskia todkrank wurde und dass der Prophet den König in seinen privaten Gemächern aufsuchte. Später in demselben Kapitel besucht Jesaja Hiskia wieder, dieses Mal mit einer Botschaft über Gottes Bestrafung.

Hiskia und Jesaja waren mehr als nur Zeitgenossen. Abgesehen von König David und dem Propheten Samuel ist dies die einflussreichste und fruchtbarste Beziehung zwischen einem König und einem Propheten in der Bibel. Immer wenn Hiskia mit einer Krise fertig werden musste und Rat brauchte, wendete er sich an Jesaja. Und von Gott inspiriert führte der Prophet König Hiskia – und ganz Juda – aus der Krise.

Überdenken Sie diese Geschichte und fragen Sie sich: Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Bulle mit der Inschrift des Namens Jesaja, die nur wenige Meter von König Hiskias Bulle gefunden wird, jemand anderem als Jesaja dem Propheten gehörte?

Wie auch die Hiskia Bulle bietet das Siegel Jesajas der ganzen Menschheit eine seltene und wundervolle Gelegenheit. Sie erwecken eine der außerordentlichsten und inspirierendsten Geschichten in der heiligen Schrift wieder zum Leben. Die Geschichte von König Hiskia und dem Propheten Jesaja ist die Geschichte der Reue, der Erlösung und der nationalen Errettung des antiken Judas. Es ist die Geschichte, die davon handelt, wie Gott durch die bemerkenswerte Allianz eines Königs mit einem Propheten eine Stadt und ihre Bewohner vor Terrorismus, Krieg und Eroberung rettet.

Und für einige – leider für viel zu wenige – ist es eine Geschichte, die voller Lektionen für heute steckt. 

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