Georgien nimmt Direktflüge mit Russland wieder auf und riskiert den EU-Beitritt

Der erste Direktflug von Russland nach Georgien seit 2019 landete am Freitag auf dem internationalen Flughafen von Tiflis und löste in dem ehemaligen Sowjetstaat Georgien eine breite Kontroverse aus. Viele Georgier befürchten, dass die Wiederaufnahme der Diplomatie mit Russland den Antrag ihres Landes auf Beitritt zur Europäischen Union behindern könnte.

Nach dem Ausbruch von Anti-Russland-Protesten in Georgiens Hauptstadt im Jahr 2019 verhängte Russland ein Reiseverbot für Direktflüge zwischen den beiden Ländern. Am 10. Mai hob der russische Präsident Wladimir Putin das Verbot auf und hob die Reisebeschränkungen für georgische Bürgerinnen und Bürger auf, so dass sie Russland bis zu 90 Tage lang ohne Visum besuchen können.

„Alles, was das Leben, die Freizügigkeit und die Geschäftstätigkeit unserer Bürger erleichtert, ist natürlich positiv und willkommen“, sagte Irakli Garibaschwili, Georgiens Premierminister und Gründer der georgischen Regierungspartei Georgischer Traum.

Viele Georgier sehen die Situation jedoch anders.

Russland „nicht willkommen“: Nach der Ankündigung der Aufhebung des Flugverbots Anfang dieser Woche versammelten sich Demonstranten vor dem georgischen Parlament und dem Büro von Georgian Airways und hielten Schilder mit der Aufschrift „Russische Flugzeuge werden uns nicht in der EU landen“ in die Höhe.

Weitere Demonstranten versammelten sich am Freitag auf dem internationalen Flughafen von Tiflis, als der erste Flug Russlands eintraf.

Big protest at Tbilisi International Airport today as the first direct flight from Russia in four years lands in Georgia. Tensions are already high between locals and the tens of thousands of Russians in the country, fleeing Russia's war on Ukraine. https://t.co/LyiHkeayW3

— Neil Hauer (@NeilPHauer) May 19, 2023

Protesters are not let close to the entrance. They are unfolding big banners so that they are visible from far. pic.twitter.com/qDLvSZ6vbT

— Mariam Nikuradze (@mari_nikuradze) May 19, 2023

Die pro-europäische Präsidentin Georgiens, Salome Surabitschwili, bezeichnete den Flug als „russische Provokation“ und sagte: „Die Wiederaufnahme von Direktflügen und die Aufhebung des Visumverbots mit Georgien ist inakzeptabel, solange Russland seine Aggression gegen die Ukraine fortsetzt und unser Territorium besetzt!“

This is a completely unacceptable and inappropriate time. We do not need gifts from Russia, masked as some kind of a concession. In today's situation, we are on the same side as all our European friends! pic.twitter.com/aYZU4p5cKx

— Salome Zourabichvili (@Zourabichvili_S) May 10, 2023

Reaktion der EU: Der EU-Sprecher für Außen- und Sicherheitspolitik, Peter Stanto, äußerte ebenfalls sein Missfallen über die Entscheidung Georgiens, die Flüge wieder aufzunehmen.

Aufgrund des illegalen russischen Krieges gegen die Ukraine haben die Europäische Union und eine Reihe anderer Länder Sanktionen gegen den russischen Luftfahrtsektor verhängt, und wir und unsere Partner erlauben keine Flüge aus Russland, Flüge nach Russland und Flüge über Russland. Diese jüngste Entscheidung der georgischen Behörden gibt also Anlass zur Sorge, was den Weg Georgiens in die EU und die Verpflichtung Georgiens anbelangt, sich den außenpolitischen Entscheidungen der EU anzupassen, wie es im Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Georgien vorgesehen ist.
– Peter Stanto

Die Zukunft Georgiens: Viele Georgier würden es vorziehen, sich aus der russischen Einflusssphäre zu lösen und sich dem Westen anzunähern. Ein Hauptziel, um dies zu erreichen, ist der Beitritt zur EU. Die regierende Partei Georgischer Traum scheint jedoch alle diese Bemühungen zu untergraben.

Als Russland 2008 erstmals in Georgien einmarschierte, schrieb Posaune-Chefredakteur Gerald Flurry: „Russlands Angriff auf Georgien im August markiert den Beginn einer gefährlichen neuen Ära in der Geschichte.“ Er erklärte, dass Russland weitere Gebiete erobern würde, und stellte sogar die Frage: „Wird es wegen der Ukraine zu einer Krise kommen?“ Die Zeit hat Herrn Flurry Recht gegeben, denn 20 Prozent von Georgien sind jetzt unter russischer Besatzung und die Ukraine befindet sich in einem tödlichen Krieg mit Russland.

Herr Flurry stützte diese Vorhersagen auf biblische Prophezeiungen.

*Die Bibel warnt uns, dass wir den Aufstieg einer Großmacht aus dem Osten erwarten müssen. Sie nennt sie die Könige aus dem Osten (Offenbarung 16, 12). Der Angriff auf Georgien war die erste Kriegshandlung der Könige aus dem Osten! 
– Gerald Flurry, „Russlands Angriff signalisiert neue gefährliche Ära“

Um zu verstehen, warum es in Georgien so viele Unruhen gibt, lesen Sie unseren Artikel „Georgien: Ein Stellvertreter des russischen Staates“.