Ihr kostenloser Newsletter

Die dunkle Geschichte der Europäischen Union

JACQUES-LOUIS DAVID

Die dunkle Geschichte der Europäischen Union

Führende Politiker der EU hätten es lieber, wenn Sie das vergessen würden, aber diese Geschichte verrät die wahre Gefahr für die Welt, die von der EU ausgeht.

Wenn Sie die Europäische Union in irgendeinem Lehrbuch nachsehen, dann wird da stehen, dass sie ihren Ursprung in der sogenannten Montanunion von 1951 hat. Das ist zwar richtig, aber unvollständig. Die Wurzeln der Europäischen Union liegen viel weiter zurück.

Der wirkliche Ursprung der EU schließt eine Jahrhunderte alte Geschichte ein, die die Träume der Kaiser, die Ambitionen Adolf Hitlers und eine Vision von Europa verbindet und die nicht sterben will.

Diese Geschichte erklärt alles, was man über die heutige EU wissen muss.

Eine der wichtigsten Fragen über das moderne Europa ist, warum Deutschland dominiert? Die Deutschen waren nah daran, den ganzen Kontinent zu erobern. Sogar das deutsche Magazin Der Spiegel schrieb 2015, das Wort ‚Reich‘ oder ‚Imperium‘ sei vielleicht „bei der Beschreibung des modernen Deutschlands nicht ganz fehl am Platze.“ Der Artikel schloss damit, dass „ein Imperium auf dem Spiel stehe – zumindest im wirtschaftlichen Bereich.“

Es mag sich übertrieben anhören, aber Hitler oder Kaiser Wilhelm wären begeistert, wenn sie die Position sehen könnten, in der Deutschland sich heute befindet. Wie schaffte es Deutschland, soweit zu kommen?

Deutschland führt Europa an, weil es weiß, wie man Reiche aufbaut. Es musste erst vor kurzem sein eigenes Reich aufbauen. 1814 am Ende der napoleonischen Kriege, gab es noch kein Land namens Deutschland. Es gab nur 39 deutschsprachige Staaten. Diese miteinander konkurrierenden Staaten wurden von einem der größten und mächtigsten Staaten, von Preußen, erst 1871 zum deutschen Reich vereinigt – dem Zweiten Reich. Diese Methode des Aufbaus eines Reiches war ein Modell, dem Deutschland nach beiden Weltkriegen wieder zu folgen versuchte. Und dieses Model wurde auch bei der EU angewandt. Die Geschichte beweist, dass die EU nicht nur ein bloßes Handelsabkommen ist. Sie ist der Weg zum neuen Deutschen Reich.

Die Entstehung der Reiche in der Geschichte

Preußen kopierte die Strategie der Reichsgründung von einem der berühmtesten Eroberer, Napoleon Bonaparte. Aber diese Strategie war diesmal nicht militärisch, sondern wirtschaftlich.

Während des 18. Jahrhunderts bestand das Heilige Römische Reich, größtenteils gelegen auf dem Gebiet des heutigen Deutschland, aus 1800 Zollbereichen. Waren von der preußischen Stadt Königsberg (jetzt Kaliningrad) nach Köln in Westdeutschland zu transportieren bedeutete 18 Zollkontrollen zu passieren und 18 Mal Zoll zu bezahlen. Das war ein massives Hindernis für den Handel.

Napoleon zerschlug dieses Reich und errichtete eine Art Marionettenstaat in den westlichen deutschen Staaten, der der Rheinbund genannt wurde. Dieser Zusammenschluss senkte die Zolltarife innerhalb seines Territoriums.

Nach Napoleons Sturz versuchten viele deutsche Staaten, ihre eigenen Zollunionen zu schaffen. Diese verschmolzen 1834 zum Zollverein, einer einzigen Zollunion, zu der auch Preußen gehörte. Das half Preußen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Es vereinigte die deutschen Staaten unter seiner Führung und kurbelte ihre Wirtschaft an.

Der Zollverein harmonisierte die Zölle und führte eine gemeinsame Währung ein, die auf der preußischen Währung basierte. Das erleichterte den Handel in ganz Deutschland, sorgte für die Blüte der Eisenbahn und vereinigte Deutschland auf eine entscheidende, aber alltägliche und praktische Weise.

Der Zollverein hat Deutschland nicht wirklich vereinigt. Es brauchte einen Otto von Bismarck und seine meisterhaft geplanten Kriege mit den ausländischen Mächten, um das zu Stande zu bringen. Am Ende schaffte er es, alle deutschsprachigen Staaten außer Österreich zu vereinigen, indem er Frankreich provozierte, 1870 in Deutschland einzumarschieren. Dadurch sahen sich die deutschsprachigen Staaten gezwungen, gemeinsam die Franzosen abzuwehren. Aber die Preußen vergaßen nie die Rolle des Zollvereins bei der Vereinigung Deutschlands unter Preußen.

Der preußische König wurde zum Kaiser von Deutschland. Und der preußische Kanzler Otto von Bismarck wurde zum deutschen Kanzler. Die preußische Hauptstadt Berlin wurde zur deutschen Hauptstadt, auch wenn sie eigentlich nicht eins von Deutschlands historischen Machtzentren gewesen war. Und die herrschende Klasse Preußens wurde zur herrschenden Klasse Deutschlands.

Diese Geschichte – der Versuch, eine größere staatliche Einheit durch die Nutzung einer wirtschaftlichen Union zu schaffen, dürfte uns schon vertraut sein.

Andere Leute davon zu überzeugen, sich unter eine staatliche Aufsicht zu begeben, ist schwierig. Es ist leichter, sie zu überzeugen, sich einer Wirtschaftsunion anzuschließen. Nennen Sie es eine „Zollunion“ oder eine „zollfreie Zone“ und es klingt viel weniger bedrohlich als „Reich“. Man kann den Leuten Wohlstand versprechen und im Falle Deutschlands wurde das auch erreicht. Aber das bereitet auch den Weg zur politischen Herrschaft. Sieben Jahre nachdem sich der Zollverein bildete, schrieb der deutsche Volkswirt Friedrich List: „Die wirtschaftliche und die politische Vereinigung sind Zwillinge: Einer kann nicht geboren werden, ohne das der andere nachfolgt.“

Es ist ein Rezept für ein Imperium. Bringen Sie die geteilten Territorien dazu, frei miteinander zu handeln, blockieren Sie Ihre Rivalen, bringen Sie Drohungen von außen ins Spiel und bald haben Sie einen vereinigten Block – unter Ihrer Vorherrschaft.

Der erste Versuch, die Europäische Union zu gründen

Sobald das neuerlich vereinigte Deutschland versuchte, Europa zu übernehmen, benutze es wieder dieses Rezept. „Wir müssen eine zentrale europäische Wirtschaftsgemeinschaft mit gemeinsamen Zollverträgen schaffen, die Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Österreich-Ungarn, Polen und vielleicht Italien, Schweden und Norwegen einschließt. Diese Gemeinschaft wird keine gemeinsame verfassungsmäßige oberste Instanz haben und alle Mitglieder sind formell gleichberechtigt ...“ (Betonung durchweg hinzugefügt).

Dieses Zitat stammt nicht von einem modernen EU Gipfel. Es ist von 1914, als der deutsche Kanzler Theobald von Bethmann-Hollweg seine Ziele im ersten Weltkrieg darlegte.

Sie wollten schon damals eine Art Europäische Union schaffen. Kaiser Wilhelm selbst forderte schon vor dem ersten Weltkrieg eine europäische Wirtschaftsunion – die zu den „Vereinigten Staaten von Europa“ werden könnte – und gegen Amerika gerichtet wäre.

Der Historiker Niall Ferguson schrieb: Hätte Deutschland den ersten Weltkrieg gewonnen, wäre Europa „in so etwas Ähnliches verwandelt worden wie die uns heute bekannte Europäische Union.“

Deutschlands Kriegsplaner glaubten, dass sie den Kontinent für Generationen beherrschen würden, wenn sie Europa zwingen könnten, sich wirtschaftlich von Deutschland abhängig zu machen.

Die Idee, Europa durch eine Wirtschaftsunion zu vereinigen, war unter deutschen nationalistischen Akademikern zu dieser Zeit weit verbreitet. 1890 zum Beispiel forderte der einflussreiche deutsche Akademiker Gustav von Schmoller „eine zentrale europäische Zollunion“ als der einzige Weg, um „Europas übergeordneter und älterer Kultur“ die Konkurrenz der Vereinigten Staaten, Russlands und der anderen Mächten zu ersparen. Diese Idee wurde als Mitteleuropa bekannt. Politiker, Akademiker und Industrielle hielten regelmäßig Vorträge zu diesem Thema.

Der deutsche Historiker Fritz Fischer dokumentierte Deutschlands Weg in den Krieg in seinem wegweisenden Werk Deutschlands Ziele im ersten Weltkrieg. Er schrieb, dass die Deutschen vor dem Krieg das große Ziel hatten, Russland zu besiegen, die Slawen zurückzudrängen (die man als rassisch minderwertig betrachtete) und das Deutsche Reich in Zentraleuropa weiter zu vergrößern. Als dann der Krieg im August 1914 ausbrach, musste Deutschland diese umfassenden Ambitionen in konkrete Kriegsziele verwandeln. Das tat dann der Kanzler von Bethmann-Hollweg einen Monat nachdem der Krieg begonnen hatte. Seine Pläne wurden als das Septemberprogramm bekannt. Die Schaffung Mitteleuropas – ein langjähriges Ziel gefördert von der deutschen Regierung, wurde nun offizielle Regierungspolitik.

Aber hier nun der Rest des Zitats aus Bethmann-Hollwegs Septemberprogramm: „Alle Mitglieder werden formell gleichberechtigt sein; in der Praxis jedoch unter deutscher Führung müssen sie Deutschlands wirtschaftliche Vorherrschaft über Mitteleuropa festigen.“

Über Mitteleuropa hinaus glaubten die deutschen Anführer, auch Skandinavien, Italien und die Balkanländer würden sich Zentraleuropa in einer Art von assoziierter Mitgliedschaft anschließen. Auf der Landkarte sieht die von ihnen vorgeschlagene Wirtschaftsunion ganz ähnlich aus wie heute die EU.

Sie versuchten, einen neuen Zollverein zu gründen, diesmal für ganz Zentraleuropa. Sie hatten ja bereits bewiesen, dass die größte Einheit stets den ganzen Wirtschaftsblock beherrscht. Preußen hatte Deutschland beherrscht. Nun würde Deutschland Europa beherrschen.

Ein weiterer Versuch – von Hitler

Dieser erste Versuch, eine Europäische Union zu bilden, scheiterte auf dem Schlachtfeld und dabei kamen sehr viele Menschen ums Leben. Aber schon bald begann ein weiterer Versuch.

Als Deutschland Ende der 1930er bis Anfang der 1940er Jahre wieder mächtiger wurde, sprachen prominente Nazis von einer „europäischen Familie der Nationen“ oder einer „europäische Gemeinschaft“, die „schnell zunehmenden Wohlstand genießen würde, wenn erstmal die nationalen wirtschaftlichen Barrieren gefallen wären.“ Der Begriff Großraumwirtschaft wurde ein beliebtes Thema der Nazi Propaganda. 1936 sagte Hitler vor dem Reichstag: „Die Europäer stellen auf dieser Welt eine Familie dar. Es ist nicht gerade intelligent, sich vorzustellen, dass eine Gemeinschaft von Personen, die in einem so engen Haus wie Europa wohnt, über längere Zeit unterschiedliche Rechtssysteme und Gesetze beibehalten könnte.“

Die Zukunftsvision der Nazis war in Wirklichkeit nicht der gepriesene deutsche Nationalstaat, sondern etwas viel größeres.

Im Sommer 1940 begann Hermann Göring, einer der obersten Nazis Pläne für eine groß angelegte wirtschaftliche Vereinigung Europas zu schmieden. Federführend bei diesen Plänen der Nazis war der ehemalige Staatssekretär für öffentliche Aufklärung und Propaganda Walther Funk, der inzwischen Wirtschaftsminister und Präsident der deutschen Zentralbank geworden war. (Er wurde später wegen Kriegsverbrechen verurteilt und „der Banker der goldenen Zähne“ genannt, weil er Gold aller Art von jüdischen Holocaust-Opfern eingeschmolzen und zu Goldbarren verarbeitet hatte.) Funk entwickelte Görings Plan weiter und nannte es die europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). 1941 beschrieb er ihre Besonderheiten in einer Reihe von Abhandlungen. Nicht einmal zwei Jahrzehnte später, 1957, bekam die EWG genau diesen Namen und heute ist sie die EU.

„Dieser Entwurf der Nazis hatte überraschende Ähnlichkeit mit der EWG der Römischen Verträge, die später durch die Einheitliche Europäische Akte und den Vertrag von Maastricht abgeändert wurden. Das ließ bereits die Agrarpolitik, die Industriepolitik, die Regionalpolitik und die transeuropäischen Netze erahnen, die die glühendsten Eurokraten befürworten würden“, schrieb der ehemalige EU Beamte Bernard Connolly in seinem Buch 1995 The Rotten Heart of Europe (Das verrottete Herz Europas).

Die Nazis forderten auch ein „europäisches Währungssystem“, das mit festen Wechselkursen einiger Währungen arbeiten sollte, bis am Ende langsam aber sicher eine einzige Währung eingeführt würde. Genau das passierte später in der EU.

1942 nahmen Regierungsminister und führende Industrielle an einer Konferenz mit dem Titel „Die europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ teil. Im selben Jahr richtete der deutsche Außenminister ein „Europäisches Komitee“ ein. Ein Jahr später hatten sie bereits formelle Pläne für eine „Europäische Föderation“ entworfen. Der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop forderte, dass diese Pläne sofort umgesetzt würden, sobald ein bedeutender Sieg errungen sei.

Dieser Sieg wurde nie errungen. Und so wurden die Pläne der Nazis für die EWG nie umgesetzt.

Die Tatsache, dass die Nazis planten, eine Union europäischer Länder zu bilden, ist bestens bekannt. Diese Zusammenfassung kann nicht auf alle Einzelheiten eingehen. In seinem Buch The Tainted Source—the Undemocratic Origins of the European Idea (Die verdorbene Quelle – der undemokratische Ursprung der europäischen Idee) beschreibt John Laughland die Wirtschaftsplaner, die faschistischen Intellektuellen und die altgedienten Politiker, die diese Union planten.

Die Nazis sahen genau wie frühere Generationen deutscher Anführer die Vorteile der Volkswirtschaft, eine große Hilfe bei der Gründung eines Reiches. Der deutsche Botschafter in Frankreich Otto Abetz schrieb an Hitler und empfahl, Deutschland solle „die europäische Idee usurpieren“ genauso wie Hitler die Idee des Friedens vor dem Krieg usurpiert hatte. Laughland merkt in seinem Buch an, dass „eine übernationale Organisation die Macht seines mächtigsten Mitglied eher vermehren als vermindern könnte.“

Eine Europäische Union der Nazis?

Soll das heißen, dass die gegenwärtige Europäische Union ein Komplott der Nazis ist, und dass ihre Gründerväter heimliche Nazis waren? Nein. Viele Leute haben auch ehrlich daran geglaubt. Viele waren motiviert von der Vorstellung, der Zusammenschluss zu einer Europäischen Union sei der beste Weg, weitere europäische Kriege zu vermeiden. Sie erkannten, dass eine wirtschaftliche Union der beste Weg zum Aufbau eines Superstaats in Europa war. Aber sie dachten auch, ein Superstaat würde Frieden bringen und Deutschland unter Kontrolle halten.

Als die moderne EU begann, war Deutschland besiegt und geteilt. Frankreich glaubte, es sei nun das mächtigste Land und somit der Anführer eines europäischen Blocks. So machte die europäische Vereinigung große Fortschritte.

Dieses Projekt zog jedoch auch einige Ex-Nazis an, weil es so ähnlich war wie ihre eigene Idee. Nach dem Krieg verwandelte sich der berüchtigte Oswald Mosley, der Chef der britischen Union der Faschisten, in einen leidenschaftlichen Pro-Europäer. Der Direktor von Reich Credit Co., Dr. Bernard Benning, der auf der Nazi-EWG-Konferenz über die Frage der europäischen Währung gesprochen hatte, blieb beim Bankwesen und wurde nach dem Krieg einer der Seniorchefs der Bundesbank.

Viele Nazis gingen in den „Untergrund“, indem sie einfach auf ihren Posten in der Regierung oder in der Industrie verblieben – das ist inzwischen gut dokumentiert. Viele dieser Leute unterstützten auch weiterhin eine Europäische Union.

Noch andere EU-Größen hatten vor dem Krieg Sympathien für die Nazis wie zum Beispiel Paul-Henri Spaak, einer der Gründerväter der EU. Er war vor dem Krieg Mitglied der belgischen Arbeiterpartei gewesen und pries „einige von Hitlers Errungenschaften“. 1937 meinte er, die Stunde des belgischen Nationalsozialismus sei gekommen. Er verlangte, Belgien solle neutral bleiben, anstatt sich Frankreich im Krieg gegen Deutschland anzuschließen.

Manche französische Nationalisten hofften, dass Frankreich nun Preußens Rolle in einem europäischen Superstaat spielen könnte. Aber Frankreichs Führungsrolle war nicht von langer Dauer. Während Frankreichs Wirtschaft stagnierte, wurde Deutschland wiedervereinigt und neuerlich industrialisiert eins der weltgrößten Exportländer der Welt.

Nachdem sie beide Weltkriege verloren hatten, ist bemerkenswert, dass die Deutschen heute trotzdem ihre Kriegsziele erreicht haben. Die Situation, so wie sie heute ist, entspricht dem, was Deutschland im ersten und im zweiten Weltkrieg plante. Deutschland ist das bevölkerungsreichste und mächtigste Land in Europa und der ganze Kontinent ist mit ihm durch eine immer enger werdende wirtschaftliche und politische Union verbunden.

Frühere Wurzeln

Es gibt noch einen anderen wichtigen Grund, weshalb die Vorschläge der Preußen, der Nazis und der Gründer der EU sich so ähnlich sind. Alle hatten nämlich den gleichen Traum. Sie gingen auf verschiedene Weise zu Werke, aber alle wollten sie ein europäisches Reich wiederauferstehen lassen – ein neues Römisches Reich.

Der italienische Premierminister Mussolini stellte sich selbst als der neue Cäsar dar, der ein neues römisches Reich regierte. Hitlers berüchtigter Hitlergruß basierte auf dem antiken römischen Gruß.

Auch er berief sich auf Karl den Großen, der Anführer der Franken, der 800 n.Chr. von Papst Leo III. zum römischen Kaiser gekrönt wurde. Er bemühte sich, das römische Reich in Westeuropa wiederzubeleben und vereinigte ganz Europa unter einer Führung.

Hitler baute seinen berühmten Adlerhorst an dem Berg, wo Karl der Große der Legende nach schläft und eines Tages wiederauferstehen wird. Er verehrte die „Krone Karls des Großen“, das Symbol der Schaffung seines Reiches.

Napoleon hatte dieselbe Vision und die hatten auch die Gründer der Europäischen Union. Otto von Habsburg, einer der Gründerväter der EU, sagte: „Wir haben ein europäisches Symbol, das allen Nationen gleichermaßen gehört. Das ist die Krone des Heiligen Römischen Reichs, die die Tradition Karls des Großen verkörpert.“ Als sich französische und deutsche führende Politiker trafen, um die Einzelheiten der gemeinsamen europäischen Währung auszuarbeiten, taten sie das in Aachen in Deutschland, der Hauptstadt Karls des Großen. Sie besuchten den Thron Karls des Großen und hielten im Aachener Dom, in dem er begraben liegt, einen besonderen Gottesdienst ab.

Diese Vision trieb die wirtschaftlichen Pläne sowohl der Nazis als auch der Gründerväter der EU an. Laughland schriebt: „Die alte Vorstellung aus dem Mittelalter von einem universellen Reich ist immer auch ein wenig ein deutscher Traum gewesen. Deshalb berufen sich die modernen Euro-Föderalisten auf Karl den Großen: Das Heilige Römische Reich war der Urtyp der universellen Monarchie“ (op. cit.).

Die Gründerväter hatten ganz andere Ansichten als die Nazis. Aber beide hatten einen gemeinsamen Traum. Deshalb hatten sie auch ganz ähnliche Pläne.

Die Europäische Union in der Prophetie der Bibel

Auch die Bibel beschreibt eine Vision eines europäischen Reichs, das sich immer wiederbelebt. Offenbarung 17 beschreibt ein „Tier“, ein biblisches Symbol für ein mächtiges Reich. Die Bibel sagt, dass dieses Tier von sieben Königen angeführt wird: „Fünf sind gefallen, einer ist da, der andre ist noch nicht gekommen“ (Vers 10). Das heißt, dass diese Könige hintereinander regieren werden. Zu der Zeit, als diese Prophezeiung offenbart wurde, waren fünf schon vorbei, einer war gerade auf der Weltbühne und ein weiterer würde erst noch kommen.

Zu Beginn erklärt Offenbarung 17, dass dieses Tier von einer Frau geführt wird, die das biblische Symbol für eine Kirche ist.

Diese Prophezeiung passt genau zu der Geschichte Europas. Europa hat eine Reihe von aufeinander folgenden Reichen erlebt, die dieselbe Vision teilen und von einer Kirche angeführt wurden. Hitler führte das sechste dieser Reiche an. Das siebte wird aus der Europäischen Union entstehen.

Deshalb ist diese Geschichte so wichtig. Diese Reiche in Europa sind alle miteinander verbunden. Wir müssen alles über die Reiche wissen, die vorher kamen, dann können wir etwas über das Reich erfahren, das als nächstes kommt.

Die Bibel sagt auch ganz klar, dass die Wirtschaft eine entscheidende Rolle in der Union spielt. Wenn das siebte Reich schließlich zu Ende geht, „werden die Kaufleute weinen und Leid tragen“, weil sie „durch diesen Handel mit ihr reich geworden sind“ (Offenbarung 18, 11 und 15).

Das Alte Testament bezieht sind wiederholt auf dieses Reich als „Tyrus“. Das war zu der Zeit, als diese Bibelprophezeiungen niedergeschrieben wurden, das größte Handelszentrum des Vorderen Orients. Einige der Prophezeiungen über Tyrus haben sich noch nicht erfüllt, weil sie sich nicht auf diese antike Stadt beziehen, sondern auf ein zukünftiges Wirtschaftsimperium.

Jesaja 23 besagt, dass dieses moderne Tyrus mit Mächten des Ostens einen Markt der Völker bildet: mit China und Japan (auf die sich die antiken Namen Kittim und Tarsis beziehen). Gott sagt, dass dieses moderne Tyrus „für die Völker mit vielen Inseln Handel treibt.“ Er beschreibt es als ein Land, das mit vielen Völkern überall auf der Welt Handel treibt (Hesekiel 27).

Aber es geht nicht nur um die Wirtschaft. Der Zollverein ist nicht der einzige Faktor, der Deutschland vereinigt hat. Der Nationalismus ist eine weitere entscheidende Kraft. Die Deutschen hatten das Gefühl, ein Volk zu sein, das eigentlich eine einzige Nation bilden sollte, obwohl sie in verschiedene Königreiche aufgespalten waren.

Europa fehlt die Motivation, sich zu vereinigen. Deshalb ist es bisher nur zu einer wirtschaftlichen Vereinigung gekommen. Aber die Bibel berichtet uns von einer Institution, die einen gemeinsamen Sinn und eine gemeinsame Identität vermitteln und die gleiche Rolle spielen wird wie der Nationalismus im 19. Jahrhundert: Das ist die katholische Kirche, in Offenbarung 17 dargestellt durch die Frau.

Tatsächlich war die katholische Kirche bei allen sechs bisherigen Wiederauferstehungen des europäischen Traums behilflich. Deshalb nennt man das Heilige Römische Reich ja auch „heilig“.

Und genau wie Deutschland eine Krise brauchte, um seine nationale Einheit zu erreichen, wird auch Europa eine Krise dazu nutzen, wieder ein Imperium zu werden.

Als Preußen Deutschland vereinigte, verwandelte es die Welt. Plötzlich hatte Deutschland so viel Macht, dass es wirtschaftlich selbst Großbritannien übertraf. Es war militärisch jedem anderen Land in Europa überlegen. Es hat diese Macht dazu benutzt, die Welt zu destabilisieren und schließlich zwei Weltkriege anzuzetteln.

Diese Geschichte zeigt, dass das heutige Europa dasselbe Ziel der endgültigen Vereinigung verfolgt. Das würde die Welt noch sehr viel mehr destabilisieren als damals Preußen. Es würde einen großen Konkurrenten hervorbringen – sowohl für die Vereinigten Staaten als auch für Russland und China.

Die Bibel bestätigt diese Vorhersage. Sie prophezeit, dass Europa sowohl eine wirtschaftliche als auch eine militärische Supermacht sein wird. Und sie erwähnt noch ein weiteres entscheidendes Detail – etwas, dass wirklich begeistern kann, wenn man es richtig versteht.

Die Prophezeiungen zeigen, dass es das letzte dieser Reiche sein wird, die in Europa entstehen. Das Heilige Römische Reich ist öfters wiederauferstanden, weil Gott es ihm erlaubte. Aber Er sagte auch, dass die siebte Wiederauferstehung die letzte sein würde. Nachdem diese wirtschaftliche, politische, militärische und religiöse Macht zum letzten Mal aufsteigt, wird sie – für immer – vernichtet werden. Europas Geschichte hat sich nach einem besonderen Plan entwickelt, der in Ihrer Bibel beschrieben wird. Und Gott lässt uns klar erkennen, dass dieser Plan ein definitives Ende hat, das uns mit Hoffnung erfüllt und kurz vor der Tür steht. ER wird Europa endlich Wohlstand und Frieden bringen, was ihm bisher versagt geblieben ist. 

DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH IN DER PROPHEZEIUNG

Das Heilige Römische Reich hat grundlegende und tiefgreifende Beiträge zur westlichen Zivilisation geleistet – aber seine vielen Wiedergeburten waren auch von schmerzlichen und katastrophalen Folgen begleitet. Europäische Staats- und Regierungschefs haben sich zum Ziel gesetzt, den zersplitterten europäischen Kontinent zu vereinen, indem sie das Vermächtnis dieser außergewöhnlichen Kirche-Staat-Beziehung wiederbeleben. Eine der großen Lektionen dieses Reiches ist, dass es immer wieder zurückkommt. Es gibt jedes Mal eine andere Auferstehung. Das Heilige Römische Reich ist nicht nur ein Relikt der Geschichte. Es ist im Begriff, eine zentrale Rolle im Weltgeschehen zu spielen. Wenn man die Natur und den Charakter dieser mächtigen Institution verstehen lernt, dann verrät es einem genau so viel über die Zukunft wie auch über die Vergangenheit.